Cora - MyLady 334 - Clay, Merilyn - Miss Tessa aus Amerika
einen funkelnagelneuen Strohhut heraus, der üppig mit schwarzen und blauen Bändern und roten Kirschen aufgeputzt war.
»Ist der nicht reizend?«
»Das ist er wirklich«, stimmte Tessa lächelnd und etwas überrascht zu.
»Wenn du dich erinnerst«, fuhr Lady Penwyck fort,
»haben wir den Hut letzte Woche in Mr. Merribones Schaufenster entdeckt. Mir gefällt der hohe Kopf besonders gut, dir nicht?«
Tessa nickte. »Er passt ganz ausgezeichnet zu meinem blauen Promenadenkleid. Vielen Dank für diesen schönen Hut – und für die Beratung, Tante Alice.«
»Ich schicke dir Martha, damit sie dir beim Ankleiden hilft«. Die ältere Frau wandte sich zum Gehen. In der Tür hielt sie noch einmal inne. »Es freut mich wirklich, dass du und Harrison…«, begann sie, sagte dann jedoch nur:
»Ich hoffe, du genießt den Nachmittag, meine liebe Tessa.«
»Das werde ich bestimmt, Tante Alice.«
Eine halbe Stunde später war Tessa fertig und erwartete voll Spannung ihren Ausflug. Als sie die Handschuhe überstreifte, begegnete sie im Spiegel zufällig ihrem Blick… und errötete.
Obwohl sie im Verlauf der letzten Wochen viele Bälle und Soireen besucht hatte, war sie noch nie so ängstlich und gleichzeitig so glücklich gewesen.
Ihr war tatsächlich nach singen zu Mute.
Sie fühlte sich leichtsinnig!
Wie närrisch sie doch war. Sie lachte verlegen, presste gleich darauf die Lippen zusammen und versuchte sich zu beruhigen.
Martha, die noch im Zimmer war und Tessas Kleider aufsammelte und aufräumte, sah sie prüfend an. »Stimmt etwas nicht, Miss Tessa?«
Tessa wurde wieder nüchtern. »Nein, alles in Ordnung, Martha. Danke.« Sie atmete tief durch. »Also, dann gehe ich jetzt mal.«
»Ja, Miss.«
Tessa nickte. »Also dann.«
Plötzlich klopfte es so laut an die Zimmertür, dass die beiden Frauen zusammenfuhren. Lady Penwyck steckte den Kopf zur Tür herein. »Harrison wartet unten auf dich, Tess… oh! Meine liebe Tessa, du siehst einfach atemberaubend aus!« Sie strahlte über das ganze Gesicht. »Ich kann es kaum abwarten, dass Harrison dich sieht.«
Sie ergriff Tessa bei der Hand und zog sie aus dem Zimmer. Während sie zur Treppe gingen, fragte sie: »Du siehst so reizend aus, Tessa, bestimmt hat noch keine junge Frau so viele Heiratsanträge bekommen wie du. Ich will ja nicht neugierig sein, aber… also… war unter ihnen ein junger Mann, der dir gefällt?«
Nachdem sie die Treppe ein paar Stufen hinabgegangen waren, kam plötzlich Lord Penwycks dunkler Kopf in ihr Blickfeld. Bei seinem bloßen Anblick musste sie aufkeuchen, was sie sowohl überraschte als auch erschreckte.
»Nein!« rief Tessa aus, vielleicht ein wenig zu laut, denn Lord Penwyck blickte kurz von dem Blatt Papier auf, das er in der Hand hielt. »Ich meine«, fügte Tessa in normalerem Ton hinzu, »sie sind alle sehr nett, es ist nur so, dass ich keinen von ihnen vorziehe.«
Statt zu antworten, rief Lady Penwyck fröhlich zu ihrem Sohn: »Harrison, mein Lieber! Hier sind wir!«
Lord Penwyck begrüßte die beiden Damen. Sein Blick wanderte vom lächelnden Gesicht seiner Mutter zu Miss Darbys leicht erhitztem Antlitz.
»Miss Darby. Gestatten Sie mir die Bemerkung, dass Sie heute Nachmittag besonders bezaubernd aussehen.«
Das Lächeln, das er ihr schenkte, brachte ihr Herz zum Rasen. Doch, gestand sie sich ein, es gab sehr wohl einen Gentleman, den sie allen anderen vorzog. Es war dumm von ihr, das wusste sie, aber für sie war Lord Penwyck eben der bestaussehende, der begehrenswerteste, der aufregendste Mann, dem sie je begegnet war. Und auch wenn sie sehr wohl wusste, dass ihre Gefühle nicht erwidert wurden, konnte sie nichts dagegen tun. Vor nervöser Anspannung stieg plötzlich ein Lachen in ihrer Kehle auf.
»Sie sehen auch sehr gut aus«, meinte sie spitzbübisch.
Penwycks tiefes Gelächter mischte sich mit ihrem hellen Lachen und Lady Penwycks zufriedenen Kichern. Tessa vermutete, dass ihr Kompliment den Earl überrascht hatte.
Das gefiel ihr. Wie langweilig das Leben doch wäre, wenn man immer das täte, was von einem erwartet wurde.
Sie lächelte immer noch zu ihm auf, als er ihr seinen Arm bot.
»Du brauchst mit dem Tee nicht auf uns zu warten, Mutter. Ich habe Gunter auf meine Liste von Sehenswürdigkeiten gesetzt, die Miss Darby und ich heute besuchen wollen. Wenn uns danach ist, werden wir dort Tee trinken; vielleicht genügt uns auch ein Erdbeereis. Was meinen Sie, Miss Darby?«
Lady Penwyck blickte dem schönen
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