Corbins 01 - Wer Das Paradies Nur Finden Will ...
Stimme und spürte seine starken Arme um ihre Schultern. Es war
die Euphorie, die kurz vor dem Erfrierungstod eintrat ...
»Verdammt, O'Brien!« polterte die
Stimme. »Ich würde es dir nie verzeihen, wenn du mir jetzt einfach wegstirbst!«
Er war unglaublich real, dieser
letzte Traum vor dem Tod. Banner spürte sogar den rauhen Stoff von Adams Mantel
an ihrer Wange und hatte das Gefühl, getragen zu werden.
Aber dann spürte sie plötzlich gar
nichts mehr.
Ich bin im Himmel, dachte Banner
verwundert, als sie in einem warmen Bett erwachte und nicht mehr fror. »Ich bin
geschieden«, sagte sie zu dem Engel neben sich.
Sein antwortendes Lachen war ihr
merkwürdig vertraut und viel zu sinnlich, um aus dem Munde eines Engels zu
kommen ...
Banner blinzelte, und endlich klärte
sich ihr Blick. Neben ihr stand Adam, und sie lag splitternackt in einem warmen
Bett unter vielen Daunendecken.
»Wo ...«
»Sei still.«
Adam ging zu einem nahen Kamin und
kam mit einem heißen, dampfenden Getränk zurück. Es war eine Mischung aus
Kaffee, Zucker und Rum.
»Bist du mir gefolgt, O'Brien?«
fragte er gedehnt, während Banner trank.
Ihre Augen füllten sich mit Tränen,
als ihr zu Bewußtsein kam, daß es wirklich eine Hütte gab und Adam sich sehr
zu Hause in ihr zu fühlen schien. »Ist das dein Bett?* flüsterte sie.
»Es gehört einer Freundin. Schlaf
jetzt, O'Brien. Wir können später reden.«
»Wer ist sie?« fragte Banner
fröstelnd.
»Schlaf jetzt endlich!«
»Ich ... kann ... nicht. Mir ... ist
kalt.«
Ein polterndes Geräusch — Stiefel,
die auf den Boden fielen? — und dann kam Adam zu ihr ins Bett, voll angekleidet
und herrlich warm.
Doch obwohl Banner sich körperlich
sehr wohl fühlte, weinte sie innerlich. Es war Adams Bett, das Lager, das er
mit seiner Geliebten teilte.
Sie, Banner, gehörte nicht hierher.
Banner öffnete die Augen. Es war düster in
der Hütte und roch nach würzigem Essen.
»Adam?« fragte sie leise. »Er ist
bei ...
er ist nicht hier«, antwortete eine
weibliche Stimme. »Möchten Sie etwas essen?«
Banner spürte einen wilden Schmerz
in der Herzggend. »Sie sind seine Geliebte«, stellte sie tonlos fest. Kurzes
Zögern, dann: »Ja.«
Banner wollte sterben. Adam hatte
gelogen. »Ich bin Adams Frau«, sagte sie hölzern und richtete sich auf.
»Ja.« Die Frau kam näher. »Adam hat
von Ihnen gesprochen.«
Es klang nicht der geringste Groll
in ihrer Stimme mit, und Banner runzelte verwirrt die Stirn. Liebte sie ihn so
sehr, diese Frau, daß sein Vertat ihr nichts ausmachte?
Banner litt, und aus dem
unbegreiflichen Wunsch heraus, noch mehr zu leiden, fragte sie: »Ist das Ihr
Bett?«
»Ja. Haben Sie Hunger?«
Banner betrachtete die Geliebte
ihres Mannes. Sie war groß, und ihrer dunklen Haut und ihrem blauschwarzen Haar
nach zu urteilen, indianischer Abstammung. »Nein, danke.«
»Lieben Sie ihn?« fragte die Frau
seltsam ruhig. »Werden Sie immer gut zu Adam sein?«
Gut zu Adam? Wäre er dagewesen, hätte
Banner ihm die Augen ausgekratzt! Der Gedanke brachte sie erneut zum Weinen.
Die Frau berührte ihre Schultern.
»Mesatchie — nicht gut, soviel leiden. Schlafen, essen. Morgen in die Stadt
zurückkehren.«
Nach diesen rätselhaften Worten
begann sie, die Hütte aufzuräumen und summte heiter vor sich hin, als sei sie
nicht von der Frau ihres Liebhabers aus dem Bett vertrieben worden.
Schließlich stellte sie eine Schale mit heißer Suppe neben Banners Lager und
ging hinaus.
Banner versuchte aufzustehen, aber
sie war zu schwach und ließ sich entmutigt in die Kissen zurückfallen. Wie oft
hatte Adam sie in diesem Bett betrogen — hier, unter diesen Decken?
Ein wütender Schrei entrang sich
ihren Lippen, als Adam später die Hütte betrat. »Du Lügner!« brüllte sie ihn
an. »Du verdammter Lügner!«
Adam ließ sich von ihrem Angriff
nicht aus der Fassung bringen, ging zum Kamin und legte ein Holzscheit hinein.
»Was redest du da?«
»Deine Geliebte! Sie war gerade
hier! Du Schuft!« Adam kam zu Banner und packte hart ihre Schultern. »Schluß
damit, O'Brien! Du verstehst es nicht!«
Banner lachte hysterisch. »Ich habe
sie gesehen, mit ihr geredet ...«
»O'Brien!«
Ihr Gelächter verwandelte sich in
herzzerreißendes Schluchzen. »Ich hasse dich, Adam, ich hasse dich!«
Banner hatte damit gerechnet, daß
Adam alles abstreiten oder zornig werden würde, aber nicht mit dem, was nun
kam. Er zog sie in die Arme und sagte bittend: »Nein, Banner,
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