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Corbins 02 - Wer ein Laecheln des Gluecks einfaengt...

Corbins 02 - Wer ein Laecheln des Gluecks einfaengt...

Titel: Corbins 02 - Wer ein Laecheln des Gluecks einfaengt... Kostenlos Bücher Online Lesen
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»Pryor sagte, Sie würden singen und tanzen.«
    Fancy sang weder noch tanzte sie,
wenn es irgendwie zu verhindern war. Ihre Stimme war nicht schlecht, aber
ziemlich schwach, und zum Tanzen hatte sie noch weniger Talent. »Ich zaubere
lieber«, meinte sie daher rasch.
    »Gut«, sagte Mister Stroble
mürrisch. »Die Landbevölkerung hat nicht viel übrig für Gesang, es sei denn in
der Kirche. Stellen Sie Ihr Zelt auf, falls Sie eins besitzen, und ich zahle
Ihnen zwei Dollar am Tag.«
    Zwei Dollar waren ein kleines
Vermögen für die Arbeit eines einzigen Tages. »Danke!« antwortete Fancy
erfreut.
    »Haben Sie ein Zelt?« wollte Phineas
wissen, als Stroble sich entfernt hatte.
    Fancy überlegte gerade, ob ihr
fettes Kaninchen sie auch diesmal wieder blamieren würde, und so antwortete sie
schroffer, als sie eigentlich wollte: »Natürlich nicht!« Phineas war nicht
gekränkt, er schien es zu verstehen. »Ich habe einen Tisch im Wagen«, sagte er
besänftigend. »Er ist mit einer Markise überdacht. Sie können ihn benutzen.«
    »Brauchen Sie ihn nicht?«
    »Nur wenn es regnet. Ich hole ihn.«
    Als Phineas den Tisch und die
Markise herbeischleppte, bemerkte Fancy zum ersten Mal den fahlen Grauton
seiner Haut und wie bläulich sein Mund schien. Unwillkürlich griff sie nach
seinem Arm und fragte besorgt: »Sind Sie krank, Phineas?«
    Er seufzte, legte eine Hand auf die
Brust und lächelte unsicher. »An einem so wunderbaren Tag wie heute? Kommt gar
nicht in Frage! Nie!«
    Fancy glaubte ihm nicht, aber sie
ahnte, daß weitere Fragen zwecklos waren. »Sie waren so gut zu mir«, sagte sie
leise. »Ich weiß nicht, was sonst aus mir geworden wäre ...«
    Phineas drückte lächelnd ihre Hand.
»Du hättest es schon geschafft, Fancy, auch ganz allein.«
    Die Tatsache, daß er sie mit ihrem
Vornamen ansprach und sie duzte, gab Fancy das Gefühl, beschützt zu sein und
irgendwohin zu gehören. Lächelnd und summend ging sie zu einer Baumgruppe
hinüber, um ihr sternenbesetztes Kleid anzuziehen.
    »Dann ist sie also fort?« sagte Keith
Corbin.
    Jeff rannte wie ein gereizter Tiger
durch den Raum. »Ja, verdammt! Sie hat alle ihre Sachen mitgenommen, auch
dieses alberne Kaninchen.«
    »Es ist deine eigene Schuld«,
stellte Keith fest. Alva warf ihm aus rotgeränderten Augen einen vorwurfsvollen
Blick zu, und Jeff blieb abrupt stehen.
    »Das weiß ich!« brüllte er.
    »Was wirst du tun?«
    Jeffs ganze Antwort war ein wütender
Blick, dann stürzte er hinaus und knallte die Tür hinter sich zu. »Er liebt
Fancy«, sagte die Haushälterin leise.
    »Ja«, bestätigte Keith, bevor er
aufstand, um seine Predigt für die nächste Woche vorzubereiten.
    Fancys Vorstellung ging glatt über die
Bühne. Ihre Zuschauer klatschten und johlten, als sie Funken aus ihren
Fingerspitzen sprühen und bunte Seidenblumen aus einem einfachen Holzstab
erblühen ließ.
    Auch Hershel ließ sie diesmal nicht
im Stich. Er kroch bereitwillig aus dem schwarzen Beutel, in dem er versteckt
war, und das Publikum war so begeistert, daß es nicht nur applaudierte, sondern
einen wahren Regen von Pennies auf Fancy niedergehen ließ.
    Am frühen Nachmittag war sie um
zwanzig Cents reicher und schwebte höher als Phineas' Ballon. Wieder und
wieder hatte sie ihre Tricks gezeigt, und nichts schien mehr schiefgehen zu
können. Zum ersten Mal seit Wochen war das Glück auf ihrer Seite.
    Aber dann wendete sich das Blatt.
Fancy zeigte den I Hut, vielleicht zum zehntenmal an diesem Tag, um den
Zuschauern zu beweisen, daß er leer war, völlig leer.
    In diesem Augenblick sprang Hershel
aus seinem Versteck und tauchte in der Menge unter. Seinen schwarzen Beutel
hatte er mitgerissen und einige Meter mitgezogen, bevor er ihn wie eine zweite
Haut ablegte und zurückließ.
    Zwei alte Damen wurden ohnmächtig
vor Schreck, und ein Mann in einem blauen Overall schrie: »Betrug!«
    »Hershel!« rief Fancy und rannte dem
Kaninchen nach, bis sie ganz unvermittelt gegen eine breite Männerbrust
prallte. Als sie erschrocken den Kopf hob, sah sie das, was sie befürchtet und
erhofft hatte.
    Vor ihr stand Jeff Corbin, den zappelnden
Hershel in der Hand. Ein schwaches Lächeln spielte um seine Mundwinkel. »An
deiner Stelle würde ich es mal mit Singen versuchen«, bemerkte er spöttisch.

Fünf
    Ein bittersüßer Stich ging durch Fancys
Herz, als sie Jeff mit zitternden Händen das Kaninchen abnahm. Sie hatte sich
die größte Mühe gegeben, ein Wiedersehen zu vermeiden, und doch erwachte

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