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Corbins 03 - Wer dem Zauber der Liebe verfaellt...

Corbins 03 - Wer dem Zauber der Liebe verfaellt...

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sie
sich wünschte?
    Er richtete sich auf, schob seinen
Hut zurecht und schaute an Tess vorbei. »Ja und nein«, antwortete er.
    »Was soll das heißen, ja und
nein? Entweder reisen Sie ab oder nicht.«
    »Ich kehre zu meinem Lager auf der Lichtung
zurück«, erwiderte er geduldig. »Das wird für alle Beteiligten besser sein,
denke ich.«
    Tess zuckte mit den Schultern. »Wie
Sie wünschen.« »Werden Sie mich trotzdem fotografieren?«
    »Wenn Sie es wollen.« Sollte er
ruhig denken, daß es ihr nichts ausmachte, ob er ging oder blieb.
    »Natürlich will ich es«, antwortete
Joel überraschend sanft, dann nahm er eine verwegene Pose neben seinem
Hausiererwagen ein.
    Tess war froh, daß sie durch das
kleine Fenster in der Kamera schauen mußte, anstatt Joel direkt in die wissenden
blauen Augen zu sehen. Sie machte ein Bild, wechselte die Platte und machte
noch eins, nur um sicherzugehen. »Jetzt möchte ich Sie fotografieren«, sagte
Joel, kam auf sie zu und nahm ihr die Kamera aus der Hand.
    Tess' Kehle war wie zugeschnürt.
Ihre Augen brannten ein wenig. Sie nahm die beiden belichteten Platten und
steckte sie in die Tasche ihres weiten Rocks. »Warum?« fragte sie, immer noch
zutiefst enttäuscht davon, daß er aufbrechen wollte.
    Er stülpte ihr lachend seinen Hut
auf den Kopf und zerstörte damit ihre kunstvolle Frisur. »Warum nicht?« entgegnete
er. Tess stellte sich neben den Wagen und nahm die gleiche Pose ein wie er.
Wieder lachte er, machte das Bild und gab Tess die Kamera zurück.
    Sie reichte ihm seinen Hut, er setzte
ihn auf, und dann blieben sie schweigend auf dem Bürgersteig stehen. Es war ein
herrlicher Aprilmorgen. Doch als in der Ferne das Läuten von Kirchenglocken
erklang, versteifte Joel sich und machte eine ungeduldige Bewegung.
    »Dieser Schauspieler ...« begann er,
um gleich wieder zu verstummen. Dann holte er tief Luft. »Ich gehe dorthin, wo
ich gestern war«, sagte er schließlich. »Falls Sie mich brauchen.«
    Tess nickte nur stumm. Es waren nur
fünf Meilen, die sie trennten, keine fünfhundert. Warum kam sie sich dann so
verloren vor, so enttäuscht und einsam? Sie hätte sich freuen müssen, Joel
Shiloh loszuwerden, so lästig, wie er war.
    Zu ihrer Überraschung und — wenn man
seinem Gesichtsausdruck glauben durfte — auch zu seiner, beugte er sich
plötzlich vor und küßte sie auf die Stirn. Dann war er fort, stieg auf seinen
Kutschbock und fuhr davon. Nur seine Stimme, die ein derb-fröhliches Liedchen
sang, war noch eine Zeitlang zu vernehmen.
    Halb lachend, halb weinend ging Tess
ins Haus, stieg die wenigen Stufen zu ihrem Zimmer hinauf und schloß die Tür.
Sie legte die Kamera auf ihren Platz zurück, setzte sich aufs Bett und bedeckte
ihr Gesicht mit beiden Händen.
    Mittags ging sie zum Essen zu
Derora, Mister Waltam und den anderen Hausgästen hinunter. Alle außer Mister
Wilcox hatten die Messe besucht und waren andächtig still, was Tess als sehr
erleichternd empfand, denn nach Unterhaltung stand ihr wirklich nicht der Sinn.
    Derora Beauchamp brüstete sich gern mit
ihren modernen Ansichten und ihrer Kenntnis der herrschenden Verhältnisse.
Aus diesem Grund ließ sie sich jede Woche aus Seattle, Portland und San
Francisco Zeitungen schicken, die sie sonntags nachmittags in Muße zu lesen
pflegte.
    Heute schien sie jedoch etwas
abgelenkt. Roderick war auf das Schiff zurückgekehrt — um sich auszuruhen,
hatte er gesagt, weil er abends eine Vorstellung hatte.
    Derora ließ sich auf die Satinkissen
zurücksinken und lächelte zufrieden. Nach dieser Nacht war es kein Wunder, daß
der arme Junge ein bißchen Ruhe brauchte. Ihr selbst erging es auch nicht
anders.
    Aber gute Angewohnheiten muß man
beibehalten, dachte sie und öffnete die erste Zeitung, die ihr in die Hand
fiel. The Seattle Times.
    Die Anzeige war da, wie immer. Sie
war stets das erste, wonach Derora suchte, weil sie über jede Änderung der Lage
informiert sein wollte.
    Diesmal nahm die Anzeige eine halbe
Seite in Anspruch — sie mußten sehr reich sein, diese Corbins und es war sogar
eine Zeichnung dabei. Derora richtete sich auf und schnappte verblüfft nach
Luft. Der Hausierer — die Zeichnung stellte den Hausierer dar — Joel Shiloh!
    »Nein!« sagte Derora ungläubig,
während sie die Skizze betrachtete. Und doch war es die gleiche Linie des
Kinns, der gleiche offene Blick und die gleiche aristokratisch gerade Nase. Das
Haar war etwas kürzer ...
    Die fettgedruckten Buchstaben über
dem Bild

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