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Corbins 03 - Wer dem Zauber der Liebe verfaellt...

Corbins 03 - Wer dem Zauber der Liebe verfaellt...

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glaube, er mag mich.«
    Tess schob ihren Arm unter Emmas und
zog sie zur Küchentür, wobei sie zu erwähnen vergaß, daß Mister Roderick Waltam
die Nacht mit Derora verbracht hatte. »Laß uns ein Stück Kuchen essen — von
gestern ist noch welcher übriggeblieben. Wann ist diese Vorstellung?«
    »Heute abend!« rief Emma aufgeregt.
»Es wird phantastisch sein, Tess! Du kommst doch mit, nicht wahr? Bitte!«
    Ausnahmsweise war Juniper einmal
nicht in der Küche. Tess brühte Kaffee auf und holte den Kuchen aus dem
Schrank. »Natürlich gehe ich mit, Emma. Was ist es denn? Ein Theaterstück? Oder
ein Musical?«
    Emma errötete leicht und senkte die
Stimme zu einem vertraulichen Flüstern. »Eine Varietéaufführung«, gab sie zu.
»Mama und Papa habe ich gesagt, es handelte sich um Macbeth — ich hoffe nur, sie sehen die Plakate nicht, die überall
in der Stadt aushängen.«
    Tess stand am Herd und betrachtete
ihre Freundin kopfschüttelnd. »Emma Hamilton, du erstaunst mich manchmal sehr.
Deine Eltern zu belügen! Es ist ein Wunder, daß sie dich noch nicht in ein
Internat gesteckt haben.«
    Emma zuckte trotzig mit den
Schultern. »Kommst du nun mit oder nicht?«
    Tess antwortete darauf mit einer
Gegenfrage. »Ziehen sich die Schauspieler bei einem Kabarett nicht sogar auf
der Bühne aus?«
    »Ich weiß es nicht«, gab Emma zu.
»Aber ich bin fest entschlossen, es herauszufinden.«
    »Deine Eltern werden böse sein, wenn
sie es erfahren.«
    Wieder zuckte Emma mit den Schultern.
»Einen Tag lang, eine Woche. Aber ich werde mein Leben lang nicht vergessen,
daß ich bei einer Show auf einem Vergnügungsdampfer war! Was sie sich auch zur
Strafe ausdenken mögen, es wird sich lohnen!«
    Der Kaffee war fertig, und Tess
schenkte ihn ein. In gewisser Weise gab sie ihrer Freundin recht — interessante
Erlebnisse waren selten in Simpkinsville, und etwas so Ausgefallenes wie eine
Varietévorstellung war sicher eine harte Strafe wert.
    »Ich habe Mama gesagt, daß ich heute
nacht bei dir bleibe«, sagte Emma noch, bevor sie ging. »Es ist dir doch recht,
oder?«
    Tess nickte. Derora kümmerte es
nicht, solange Tess morgens aufstand und ihren Aufgaben nachging. Tess hatte
höchstens Bedenken, Roderick Waltam könnte erneut bei Derora übernachten und damit
Emmas romantische Träume zerstören.
    »Dann bringe ich meine Sachen nach
dem Abendessen herüber«, flüsterte Emma in verschwörerischem Ton. »Die Show
fängt um acht Uhr an.«
    »Um acht«, bestätigte Tess und
verbiß sich ein Lächeln. Als sich die Tür hinter ihrer Freundin schloß, steckte
sie rasch die Hand in die Rocktasche und zog die Fotos hervor. Während sie
ganz in die Betrachtung von Joel Shilohs Bild versunken war, stellte sie sich
vor, seine Frau zu sein, mit ihm durchs Land zu ziehen, von Tür zu Tür, von
Farm zu Farm, von einem Holzfällerlager zum nächsten. Im Winter würden sie eine
Hütte bewohnen, eine Hütte mit karierten Vorhängen an den Fenstern. Und
vielleicht würde sogar ein hübsches kleines Baby in einer Wiege am Ofen krähen ...
    »Du bist genauso schlimm wie Emma«,
schalt Tess sich laut, steckte die Bilder wieder ein und stand auf. Eine
alberne Tagträumerin, das war es, was sie war, denn die Wirklichkeit sah ganz
anders aus. Joel Shiloh würde weiterziehen und sie, Tess, für immer und ewig
in dieser Küche hocken, Teller abwaschen und Betten beziehen für ihre Tante. Ab
und zu würde sie einen Vortrag hören, ein paar Aufnahmen machen oder eine
Radtour unternehmen, bis sie irgendwann einmal heiratete, sicher einen ganz
gewöhnlichen, hart arbeitenden Mann wie Mister Wilcox, ihren Hausgast, der in
der Sägemühle arbeitete.
    Niedergeschlagen räumte Tess das
Geschirr ab, stellte den Kuchen in den Schrank zurück und ging in ihr Zimmer
hinauf. Sie hatte kaum ihr kostbares Foto von Joel Shiloh versteckt, als es
auch schon heftig an ihrer Tür klopfte.
    »Tess!« rief Derora scharf. »Mach
sofort auf!«
    Ich hätte nicht gedacht, daß sie das
bißchen Kuchen vermißt, dachte Tess verwundert, ehe sie gehorchte. Derora
schien sehr aufgebracht, aber irgendwie wirkte ihr Ärger aufgesetzt und fast so
unecht wie Waltams Bühnenlächeln.
    »Was geht zwischen dir und diesem
Hausierer vor?« herrschte ihre Tante sie an und zeigte ihr eine Kopie des
Fotos, das Tess gerade so sorgfältig in ihrem Schreibtisch verborgen hatte.
»Und wo steckt er überhaupt? Ich habe ihn seit heute morgen nicht mehr
gesehen!«
    Tess kämpfte gegen das Verlangen

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