Corbins 03 - Wer dem Zauber der Liebe verfaellt...
Ihnen allein sein zu können«, säuselte Cedrick.
Das kann ich mir vorstellen, du ...
du Schauspieler, dachte Tess wütend, aber sie straffte nur die Schultern,
lächelte ihn über den Rand ihrer Teetasse an und bemühte sich um eine
damenhafte Haltung. »Warum?« fragte sie gelassen.
»Ich habe ein Stück geschrieben«,
gestand Cedrick mit bedeutungsvollem Lächeln.
Jeder Schauspieler hat schon einmal
ein Stück geschrieben, dachte Tess. »Oh, wie interessant!«
»Die Hauptrolle bekommt natürlich
Cynthia.« »Selbstverständlich.«
»Aber ich habe auch eine Rolle für
Sie. Eine sehr gute sogar.«
»Ich bin Fotografin, Mister Golden,
und keine Schauspielerin.«
Es war, als hätte sie nichts gesagt.
Cedrick starrte verträumt in die Ferne. Tess vermutete, daß er dort sehr
viel Zeit verbrachte — wie jeder
gute Cherub. »Und natürlich habe ich auch eine Rolle für Ihren Bruder vorgesehen.«
Aha. Also war Cedrick doch nicht so
dumm, wie er aussah. »Und wenn ich die weibliche Rolle lese, wird Rod auch
engagiert«, bemerkte Tess trocken.
»Sie sind nicht nur schön, sondern
auch noch klug.«
»Und völlig uninteressiert an Ihren
Vorschlägen, Mister Golden. Ich besitze weder Talent, noch habe ich das Verlangen
...«
»Ich glaube, Sie besitzen ein sehr
ausgeprägtes Verlangen«, fiel Cedrick ihr in anzüglichem Ton ins Wort.
Tess senkte errötend den Blick.
Cedrick beugte sich vor und berührte
ihre Hand. »Aber, aber, meine Liebe — ich will Sie doch nicht zwingen.
Keineswegs. Ich bitte Sie nur, die Rolle einmal probezulesen.«
Tess schluckte.
»Also gut. Ich bin bereit ...«
»Na wunderbar! Mehr verlange ich ja
gar nicht von Ihnen. Lassen Sie uns jetzt unseren Tee trinken und wie gute
Freunde plaudern. Denn das sind wir doch, oder?«
Ein merkwürdiges Unbehagen erwachte
in Tess. »Wo ist Rod?« fragte sie, ohne auf seine letzte Bemerkung einzugehen.
»Im siebten Himmel, vermute ich«,
erwiderte Cedrick schmunzelnd.
Was er meinte, war völlig klar, und
Tess spürte, wie ihr das Blut in die Wangen schoß.
Cedrick lachte kehlig. »Meine liebe,
liebe Tess... machen Sie doch nicht so ein entrüstetes Gesicht! Sie müssen doch
wissen, wie ... wie liebevoll wir Theaterleute miteinander umgehen.«
Tess wußte es. Schließlich war sie
in einem Haushalt aufgewachsen, in dem Schauspieler und Schauspielerinnen aus-
und eingegangen waren, sich gegenseitig >Darling< genannt und mit der
gleichen Gelassenheit umarmt hatten, wie andere Leute einen Händedruck
wechselten.
»Da ich selber keine Schauspielerin
bin ...« begann sie lahm.
Wieder lachte Cedrick. Aber dann
schien er Mitleid mit Tess zu bekommen und erzählte ihr von seiner und Cynthias
Kindheit — wie sie des ständigen Umherreisens müde geworden waren und
beschlossen hatten, sich ein eigenes Theater zu kaufen.
Als Rod zurückkam — eine volle
Stunde später —, sah er tatsächlich so aus, als habe er einen kurzen Besuch im
Himmel gemacht.
Tess hätte ihn seines anzüglichen
Grinsens wegen am liebsten ins Gesicht geschlagen.
»Wir sollten jetzt nach Hause
gehen«, schlug sie verärgert vor, während sie die neunte Tasse Tee beiseite
schob und aufstand.
»Hm«, seufzte Rod mit einem
bedauernden Blick auf Cynthias vor Erregung glühendes Gesicht.
Tess fragte sich gerade, ob sie
Cynthia gewaltsam aus Rods Armen entfernen mußte, um endlich gehen zu können,
als Cedrick ihr ganz unerwarteterweise zu Hilfe kam.
»Laß es gut sein, Cynthia«, murmelte
er, und seine Schwester gehorchte schmollend.
In der Kutsche maß Tess ihren Bruder
mit einem eisigen Blick.
»Sieh mich nicht so an«, beklagte er
sich. »So schlimm war es schließlich nicht. Cedrick hat dich nicht belästigt,
oder?«
»Nicht körperlich«, sagte Tess und
blickte auf das Manuskript in ihrer Hand.
»Ich habe mich gut unterhalten«,
beharrte Rod. »Das war nicht zu übersehen«, entgegnete Tess. »Spiel bloß nicht
die Prüde, Tess«, meinte ihr Bruder
gereizt.
»Du bist schließlich auch kein
Engel.«
Das war nicht abzustreiten. »Ich bin
nur müde, Rod. Ich muß Pläne für meinen Laden machen und ...«
»Dieser Laden ist ein Witz, das
weißt du selbst. Der Hausierer wird zurückkommen, dir etwas zugrunzen, dich
über die Schulter werfen und in seine Höhle schleppen.«
»Ich hasse dich, Rod Thatcher.«
Rod lächelte freundlich. »Ich bin
erschüttert. Wo warst du eigentlich gestern nacht?«
»Das geht dich nichts an.«
»0 doch! Ich bin dein Bruder. Wenn
Vater und
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