Corbins 03 - Wer dem Zauber der Liebe verfaellt...
ausgelöst hatte.
Als Emma die Tür zu ihrer Suite
öffnete, sah sie so bedrückt und niedergeschlagen aus, daß Tess' Ärger ein
bißchen nachließ.
»Tess. Wie nett, daß du ...«
Sofort erwachte Tess' Zorn von
neuem. Jessup Hamilton war tot, und Cornelia mußte den Verstand verloren
haben. Keith lag schwerverletzt im Krankenhaus — und all das nur aufgrund von
Emmas Gedankenlosigkeit, Dummheit und Selbstsucht!
»Sag mir, was du deinen Eltern
vorgelogen hast!« befahl sie hart, als sie an Emma vorbei in die Suite ihrer
Eltern ging.
Emma wurde noch blasser. »Gelogen?
Wieso habe ich gelogen?«
»In jener Nacht, als dein Vater
starb und deine Mutter dich hinauswarf«, beharrte Tess rücksichtslos. Ihr Herz
klopfte so stark, daß sie befürchtete, es müßte platzen, und sie wußte, daß
ihre Wangen vor Zorn glühten. »Du hast ihnen erzählt, du hättest die Nacht mit
Joel Shiloh verbracht, nicht wahr, Emma? Deshalb bist du vor Schreck ohnmächtig
geworden, als du Keith in meinem Laden sahst.«
Emma schwankte leicht und ließ sich
auf den Sessel sinken. »Ja.«
»Deine Mutter hat zwei Schüsse auf
ihn abgefeuert.« Emma riß verblüfft die Augen auf. »Mama? Mama?« »Ja.
Sie glaubte deine Ehre zu rächen, Emma. Wie
konntest du nur, Emma? Wie konntest
du so gemein
sein?«
»Ich war so verzweifelt, Tess! Ich
konnte ja nicht ahnen, was passieren würde — es schien mir sicherer, Mister
Shiloh zu beschuldigen, weil er doch schon fort war ...«
»Sicherer? Er wäre deinetwegen fast
gestorben, Emma!« »W-wo ist Mama? Im Gefängnis? O Tess, was werden sie mit ihr
tun?«
Ihre verzweifelten Fragen
besänftigten Tess und erfüllten sie mit Verzweiflung für Cornelia und Emma.
Und Jessup. Sie setzte sich in einen Sessel und bedeckte mit beiden Händen ihr
Gesicht, bis sie ihre Freundin wieder ansehen konnte. »Wo ist Rod?« fragte sie
mit leiser, geschlagener Stimme.
»Er ging heute morgen aus — mit
Cedrick und dieser Hure Cynthia. Es hatte irgend etwas mit dem Stück zu tun.«
Emma sprang auf, um sich sogleich wieder in den Sessel fallen zu lassen und die
Hände zu ringen. »Ich kann jetzt nicht an ihn denken — ich will zu meiner Mutter!«
Tess atmete tief ein. »Warte, Emma«,
sagte sie besänftigend. »Warte auf Rod. Es wäre besser, wenn er dich begleiten
würde.«
»Ich kann nicht warten! Es ist alles
meine Schuld!« Emmas Stimme zitterte, und Tränen stürzten aus ihren großen
braunen Augen. »Mama muß solche Angst haben, so ganz allein an diesem
schrecklichen Ort ...«
»Emma, hör mich an. Du kannst nicht
...«
»Nein!« schrie Emma plötzlich
gellend. »Versuch es mir nicht auszureden, Tess! Ich will Mama sehen!«
In diesem Augenblick öffnete sich
die Eingangstür der Suite, und Rod rief Emmas Namen. Cedrick begleitete ihn.
Als er Tess sah, flackerte für einen flüchtigen Moment wilder Zorn in seinen
Augen auf, aber das verstand er sehr schnell zu verbergen.
Rod starrte Emma an, und es sah fast
so aus, als liebte er sie plötzlich, so offensichtlich war seine Besorgnis um
sie. »Emma ... was hast du nur?«
»Meine Mama, Rod ... es war meine
Mama, die Mister Shiloh niedergeschossen hat ...«
»Keith«, berichtigte Tess sie sanft.
»Er heißt Keith Corbin, nicht Jod Shiloh.«
Keiner von ihnen, mit Ausnahme von
Cedrick, schien es gehört zu haben. Rod umarmte seine zitternde, weinende Emma
und flüsterte ihr tröstende Worte zu. Tess fragte sich, wo Cynthia geblieben
sein mochte. Hatte Emma nicht gesagt, sie sei mit Rod und Cedrick fortgegangen?
»Sie ist im Gefängnis, Rod!«
schluchzte Emma hysterisch. »Meine arme Mama — im Gefängnis, zwischen
Verbrechern!«
»Wir fahren sofort hin«, versprach
Rod schnell. »Es wird alles gut werden, Emma. Das verspreche ich dir.«
Tess spürte Cedricks Blick und
wandte sich zu ihm um. Was sie in diesem Augenblick, als er sich unbeobachtet
glaubte, sah, erschreckte sie. Der Schauspieler sah aus, als würde er sie mit
Freuden umbringen ...
Aber da er ein beachtliches Talent
besaß, sich zu verstellen, war dieser Ausdruck so schnell aus seinem Gesicht
verschwunden, daß Tess fast überzeugt war, ihn sich nur eingebildet zu haben.
»Cedrick«, sagte sie höflich und als
verspäteten Gruß.
Er neigte seinen Kopf. »Meine
Liebe«, erwiderte er.
Tess empfand Unbehagen, wie immer,
wenn Cedrick in der Nähe war, und es war so stark, daß sie zusammenschrak, als
Rod das Wort an sie richtete: »Kommst du mit, Tess?«
»Nein, ich glaube, das wäre
Weitere Kostenlose Bücher