Corbins 04 - Wer den Weg des Herzens folgt...
Koener wäre in Ordnung.«
Melissa strich Quinn mit dem
Zeigefinger über die Lippen. »Wenn es sich um Medizin handelt, weiß Adam
Bescheid.«
Quinn küßte Melissas Hände, dann
löste er sich von ihr. »Geh ins Bett, Kleines«, sagte er. »Ich habe zu tun, und
du lenkst mich ab.«
Da Melissa der Ansicht war, er
brauchte Ablenkung, begann sie sein Hemd aufzuknöpfen. Quinn stöhnte leise auf,
als sie den Stoff beiseite schob und ihn auf die gleiche Weise reizte und
liebkoste, wie er es bei ihr zu tun pflegte.
»Melissa ...« flüsterte er rauh.
Sie schloß ihre Lippen um eine
seiner Brustspitzen. »Hm?«
Wieder stöhnte Quinn und legte
lustvoll den Kopf zurück. Melissa ließ nicht locker, sehr überzeugt von ihrer
Macht, bis er plötzlich ihre Taille umfaßte und sie derart heftig von sich
stieß, daß sie beinahe auf dem Fußboden gelandet wäre.
Quinn sprang auf und begann wie ein
gereizter Löwe durch den Raum zu wandern. Gleichzeitig knöpfte er sein Hemd zu.
»Mein Gott, Melissa, laß mich atmen,
ja?«
Eine Ohrfeige wäre nicht schlimmer
gewesen. Melissa zuckte vor ihm zurück, als hätte er sie tatsächlich
geschlagen. »Es tut mir leid.«
Quinn blieb stehen. »Was?« herrschte
er sie an. »Was hast du gesagt?«
»Ich sagte, es tut mir leid«,
flüsterte Melissa unglücklich.
»Das braucht es nicht!« antwortete
er gereizt. »Ich bin derjenige, der im Unrecht ist, vergiß das bitte nicht!«
»Oh.« Melissa schaute betroffen zu,
wie Quinn seine Wanderung wieder aufnahm. Sie begriff, daß er unter starkem
Gefühlsdruck stehen mußte, hatte jedoch keine Ahnung, warum oder wie sie ihm
helfen konnte.
Irgendwann blieb Quinn vor ihr
stehen. »Ich wollte dich nicht verletzen«, sagte er, machte kehrt und ging zur
Tür.
Doch Melissa kam ihm zuvor und
versperrte ihm den Weg. »Du gehst nicht ohne mich!« erklärte sie entschieden.
»Ich bleibe nicht wieder hier zurück und zerbreche mir den Kopf, wo du sein
könntest oder was du machst!«
Ein Muskel zuckte an seinem Kinn.
»Es gibt eine ganz einfache Lösung für dein Problem, Liebling«, sagte er kühl.
»Denk nicht an mich.«
»Ich kann es nicht ändern,
verdammt!« rief Melissa, am Ende ihrer Geduld angelangt. »Wenn du heute abend
gehst, Quinn, wirst du mich bei deiner Rückkehr nicht mehr vorfind e n!«
Quinn zögerte. »Hast du Angst, ich
könnte die Nacht mit Gillian verbringen?« erkundigte er sich spöttisch. »Ja«,
antwortete Melissa, schon etwas ruhiger.
»Dann wirst du eben lernen müssen,
mir zu vertrauen«, sagte er, ging an Melissa vorbei und auf den Korridor
hinaus. Als sie die Haustür zuschlagen hörte, stopfte sie einige ihrer Sachen
in einen Koffer und floh aus dem Haus.
Die Vorstellung eines skandalösen
Auftritts in einem Hotel war Melissa zuwider, daß sie statt dessen zu Quinns
Waggon ging und ihren Schlüssel benutzte, um hineinzukommen.
Ihr Bedürfnis zu weinen, war
übergroß, während sie ein Feuer im Ofen entzündete, aber dann stellte sie fest,
daß sie es gar nicht konnte. Sie hatte ihren Vorrat an Tränen erschöpft, seit
sie Quinn kannte, und nun gab es keine mehr zu vergießen.
Im Bewußtsein, ohnehin nicht
schlafen zu können, setzte sie sich an den Tisch und nahm Papier und Feder zur
Hand. Sie schrieb wie im Fieber, ließ ihre Gefühle durch die Tinte strömen, bis
es weit nach Mitternacht war. Erst als sie zu erschöpft zum Denken war, kroch
sie unter die Chinchilladecke auf Quinns Bett.
Quinn sah das Licht im Waggon verlöschen
und wünschte mit solch verzweifelter Heftigkeit, bei Melissa zu sein, sie zu
besitzen, daß er es nicht wagte, sich ihr zu nähern. Im übrigen war er
stockbetrunken, und es gehörte zu seinen Prinzipien, keine Frau anzufassen,
wenn er dem Whiskey zu sehr zugesprochen hatte. Denn damit hätte er sich auf
das gleiche Niveau begeben wie sein Vater.
Er wollte sich gerade entfernen, als
ihm zu Bewußtsein kam, wie schutzlos Melissa in dem Waggon war, wie verwundbar.
Es gab Männer in der Stadt, die ihre Situation schamlos ausgenützt hätten ...
Ein Gefühl der Hilflosigkeit erfaßte
Quinn, so stark, daß es ihn etwas ernüchterte. Er begann auf den Waggon
zuzugehen, um Melissa zu zwingen, mit nach Hause zu kommen, doch da sah er an
einem Laternenpfahl die Umrisse einer Gestalt.
»Sieht ganz so aus, als hättest du
Schwierigkeiten, die beiden unter deinen Fittichen zu halten«, bemerkte Eustice
lachend.
Blind vor Haß wirbelte Quinn zu
seinem Vater herum. Der Alte verfolgte ihn wie
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