Corum 01 - Der scharlachrote Prinz
und mir meine Familie nahmen.«
Serwde brummte traurig. »Du nun essen, dann schlafen.« Corum versuchte noch einmal aufzustehen und erkannte, wie schwach er war. »Vielleicht hast du recht. Ich sollte wirklich erst zusehen, daß ich meine Kräfte wiedergewinne, ehe ich weitermache.« Er griff nach den Nüssen und Früchten und begann zu essen. Aber er war so müde. Schon nach wenigen Bissen legte er sich ins Gras zurück, um zu schlafen. Serwde würde ihn schon wecken, wenn Gefahr drohte.
Fünf Tage lang blieb Corum mit dem braunen Mann von Laahr in dem schmalen Tal. Er hoffte, daß das Wesen mit dem dunklen Gesicht sich noch einmal sehen lassen und ihm von seiner und Serwdes Herkunft erzählen würde, aber das war nicht der Fall.
Schließlich waren seine Wunden verheilt, und er fühlte sich stark genug, aufzubrechen.
»Lebewohl, brauner Mann von Laahr. Ich danke dir, daß du mich gerettet hast. Und ich danke deinem Herrn. Und nun gehe ich.«
Corum grüßte Serwde verabschiedend und begann nach Osten zum Talausgang zuzuschreiten. Der braune Mann trottete ihm nach. »Corum!« rief er ihm nach. »Corum, du gehen falschen Weg.«
»Ich kehre dorthin zurück, wo ich meine Feinde zu finden hoffe«, erwiderte der Vadhagh. »Das ist für mich der richtige Weg.«
»Mein Herr sagen, ich dich bringen dorthin - «, Serwde deutete westwärts.
»Dort liegt die See, Serwde. Dort ist Bro-an-Vadhagh zu Ende.«
»Mein Herr sagen dorthin«, bestand der braune Mann.
»Ich danke dir, daß du so um mich besorgt bist, Serwde. Aber ich muß in diese Richtung - um die Mabden zu finden und Rache zu nehmen.«
»Du gehen so!« wiederholte Serwde. Er deutete erneut nach Westen und faßte Corum am Arm. »Dorthin!«
Corum schüttelte die Pranke ab. »Nein! Dorthin!« Er schritt weiter nach Osten.
Plötzlich traf ihn ein Schlag auf den Hinterkopf. Er traumelte und drehte sich um, um zu sehen, wem er den Hieb zu verdanken hatte. Serwde stand hinter ihm und hielt einen weiteren Steinbrocken bereit.
Corum fluchte und wollte Serwde anbrüllen, als ihn das Bewußtsein verließ und er ins Gras sank.
Das Rauschen der See weckte ihn.
Zuerst wußte er nicht, was mit ihm geschah, aber dann erkannte er, daß er getragen wurde und mit dem Kopf nach unten über Serwdes Schulter hing. Er versuchte sich freizustrampeln, aber der braune Mann von Laahr war stärker als es den Anschein hatte. Er hielt Corum mit eisernem Griff umklammert.
Corum blickte sich um. An einer Seite wogte das Meer und warf sich schäumend gegen das Ufer, an dem Serwde ihn entlangtrug. Dann wandte er den Kopf und starrte nach der anderen, der blinden Seite. Er verrenkte sich fast den Kopf, um überhaupt etwas zu sehen. Dann entdeckte er, daß auch dort die See brandete. Er wurde entlang einer schmalen Landbrücke getragen, die sich kaum aus dem Wasser erhob. Als es ihm endlich gelang, auch in die Richtung zu sehen, aus der sie kamen, bemerkte er, daß das Festland noch nicht weiter hinter ihnen lag.
Seevögel kreischten und schienen Corums Protest zu übertönen. Wahrscheinlich allerdings, stellte Serwde sich nur taub.
Endlich ließ der braune Mann ihn auf den Boden gleiten.
Corum stand etwas unsicher auf den Beinen.
»Serwde, ich - «
Er hielt inne und sah sich verwundert um.
Sie hatten das Ende der Landbrücke erreicht und befanden sich auf einer Insel, die schroff aus dem Meer ragte. Auf der höchsten Stelle der Insel stand eine Burg von fremdartiger Bauweise.
Lebten hier die Mabden, von denen Serwde gesprochen hatte?
Aber Serwde zottelte bereits zum Festland zurück. Corum brüllte ihm nach, aber der braune Mann erhöhte nur sein Tempo. Corum lief ihm nach, doch die Geschwindigkeit des merkwürdigen Wesens, das ihm so plump geschienen, war unerreichbar für ihn. Serwde hatte längst das Land erreicht, ehe der Vadhagh auch nur die halbe Strecke geschafft hatte - und nun war ihm der Weiterweg versperrt, denn die Flut hob sich und die Wellen begannen bereits über die Landbrücke zu spülen.
Corum blieb unentschlossen stehen und blickte zur Burg zurück. Serwdes unüberlegte Hilfe hatte ihn nur in Gefahr gebracht.
Da sah er die Berittenen über den steilen Pfad von der Burg heruntergaloppieren. Es waren Krieger. Die Sonne spiegelte sich auf ihren Lanzen und Brustpanzern wider. Im Gegensatz zu den Mabden, die er bisher kennengelernt hatte, wußte diese sehr wohl zu reiten, und es war irgend etwas an ihrer Haltung, das sie den Vadhagh ähnlicher machte als
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