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Corum 01 - Der scharlachrote Prinz

Corum 01 - Der scharlachrote Prinz

Titel: Corum 01 - Der scharlachrote Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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seinesgleichen?«
    »Ich kenne keinen Glandyth. Ich spreche von den Ponystämmen. Sie halten die Wälder jenseits der Küste besetzt. Sie sind Barbaren und waren schon immer eine Bedrohung für Lywm-an-Esh. Die Markgrafschaft war als Bollwerk zwischen jenen Stämmen und unserem Land gedacht.«
    »Ist die See nicht Schutz genug?«
    »Es gab keine See hier, als die Markgrafschaft errichtet wurde. Dereinst erhob sich diese Burg aus einem Wald, und das Meer rauschte Meilen entfernt gegen die Küsten im Norden und Süden. Doch dann begann die See unser Land zu verschlingen. Jahr um Jahr frißt sie sich näher heran. Städte, Dörfer und Burgen versanken im Laufe weniger Wochen. Die Menschen des Festlandes mußten sich immer tiefer ins Inland zurückziehen.«
    »Und Euch ließ man zurück? Obwohl diese Burg kaum noch ihren Zweck erfüllen kann. Warum kehrtet Ihr nicht heim zu Eurem Volk?«
    Sie lächelte, zuckte die Schultern und stützte ihre Arme auf die Zinnen. Sie blickte über die See und hinunter zu den Vögeln auf den Felsen. »Hier ist mein Zuhause«, murmelte sie. »Hier ist alles, was mir lieb und teuer ist. Der Markgraf ließ so viele Erinnerungen zurück. Nein, ich könnte nicht von hier fort.«
    »Der Markgraf?«
    »Graf Mordel von Allomglyl. Mein Gemahl.«
    »Ah.« Corum empfand einen Stich unerklärlicher Enttäuschung.
    Die Markgräfin Rhalina starrte wieder hinaus auf das Meer. »Er ist tot«, sagte sie leise. »Mit einem Schiff untergegangen. Er machte sich mit unserem letzten Segler zum Festland auf, um in Erfahrung zu bringen, wie es unserem Volk geht. Ein Sturm kam auf, bald nachdem er aufgebrochen war. Das Schiff war kaum seetüchtig. Es sank.«
    Corum schwieg.
    Als hätten die Worte der Markgräfin ihn erinnert, begann der Wind plötzlich mit aller Gewalt zu blasen und an ihrem Gewand zu zerren. Sie wandte sich Corum zu und blickte ihn nachdenklich an.
    »Und nun, mein Prinz«, sagte sie, »könnt Ihr Euch nicht entschließen, mein Gast zu sein?«
    »Verratet mir noch eines, Lady Rhalina. Woher wußtet Ihr von meinem Kommen? Warum brachte der braune Mann mich hierher?«
    »Weil sein Herr es so wünschte.«
    »Und sein Herr?«
    »Gebot mir, Euch zu erwarten und Euch Unterkunft zu gewähren, bis Ihr an Leib und Seele gesundet seid. Ich habe mich nur allzu gern bereit erklärt, denn wir haben hier fast nie Besucher - und schon gar keine, die der Vadhagh-Rasse angehören.«
    »Aber wer ist dieses seltsame Wesen, dieser Herr des braunen Mannes? Ich sah ihn nur flüchtig und vermochte kaum seine Gestalt zu erkennen, wenngleich ich sah, daß er zweimal so groß ist wie ich und sein Gesicht von unsäglicher Trauer überschattet scheint.«
    »Das ist er. Hin und wieder kommt er des Nachts zur Burg und bringt uns kranke Tiere zur Pflege. Wir glauben, daß er ein Wesen einer anderen Ebene ist oder auch eines anderen Zeitalters, das noch vor dem der Vadhagh und der Nhadragh liegt. Wir können seinen Namen nicht aussprechen, darum nennen wir ihn nur den Riesen von Laahr.«
    Nun lächelte Corum zum erstenmal. »Jetzt verstehe ich besser. Für ihn war ich vermutlich nur ein weiteres krankes Tier, das er Eurer Pflege anvertraute.«
    »Da könnt Ihr recht haben, Prinz Corum.« Sie deutete auf die Tür. »Und wenn Ihr krank seid, sind wir gern bereit, Euch gesund - «
    Ein Schatten flog über Corums Gesicht, als er ihr ins Innere folgte. »Ich fürchte, nichts kann jetzt meine Krankheit noch heilen, Lady. Es ist eine Krankheit der Mabden, und die Vadhagh kennen kein Mittel dagegen.«
    »Nun«, meinte sie mit erzwungener Leichtigkeit, »vielleicht finden wir Mabden eines dagegen.«
    Verbitterung übermannte ihn. Während sie die Stufen hinunterstiegen, hielt er seinen Armstumpf hoch und berührte die leere Augenhöhle. »Aber können die Mabden mir Hand und Auge zurückgeben?«
    Sie wandte sich zu ihm um und blieb auf der Treppe stehen. Sie bedachte ihn mit einem rätselhaften Blick. »Wer weiß?« sagte sie ruhig. »Vielleicht können sie es.«
DAS NEUNTE KAPITEL
Liebe und Haß
    Obgleich sie nach Mabden-Vorstellungen zweifellos prunkvoll war, empfand Prinz Corum die Burg der Markgräfin doch als schlicht und behaglich. Auf Gräfin Rhalinas Vorschlag hin gestattete er den Dienstboten, ihn zu baden und zu ölen, und suchte sich aus der Auswahl der ihm vorgelegten Kleidung ein dunkelblaues Samithemd aus, das hellblau bestickt war, und dazu braune Leinenbeinkleider. Die Sachen paßten ihm, als wären sie für ihn

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