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Corum 01 - Der scharlachrote Prinz

Corum 01 - Der scharlachrote Prinz

Titel: Corum 01 - Der scharlachrote Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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angefertigt worden.
    »Sie gehörten dem Markgrafen«, erzählte ihm eine Zofe, ohne ihn jemals direkt anzublicken.
    Keiner der Dienstboten schien sich in seiner Gegenwart wohl zu fühlen. Er nahm an, daß sein Aussehen abstoßend auf sie wirkte. Das erinnerte ihn an seine Verstümmelung, und er bat das Mädchen, ihm einen Spiegel zu bringen. Eilig verließ sie das Gemach.
    Aber es war die Markgräfin persönlich, die den gewünschten Spiegel brachte. Sie reichte ihn ihm jedoch nicht sofort.
    »Habt Ihr Euer Gesicht noch nicht gesehen, seit Ihr verwundet wurdet?« fragte sie leise.
    Er schüttelte verneinend den Kopf.
    »Wart Ihr schön?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Sie blickte ihn fest an. »Ihr wart es«, sagte sie überzeugt. Dann gab sie ihm den Spiegel.
    Das Gesicht, das ihm entgegenschaute, war noch vom selben blaß-goldenen, fast silbernem Haar umrahmt, aber es wirkte nicht länger jugendlich. Angst und Pein hatten ihre Spuren zurückgelassen. Tiefe Linien durchzogen es und erfüllten es mit Härte und Grimm. Ein Auge, gold und purpur, starrte ihm entgegen. Die Höhle des anderen war eine häßliche Vertiefung mit rotem vernarbten Gewebe. Eine schmale Narbe zog sich über seine linke Wange und eine weitere über seinen Hals. Zwar war es noch ein echtes Vadhagh-Gesicht, aber es war vergewaltigt worden wie nie ein Vadhagh-Gesicht je zuvor. Ein Elfengesicht hatten Glandyths Messer und Eisen in das eines Dämons verwandelt.
    Schweigend gab Corum Rhalina den Spiegel zurück.
    Er fuhr sich mit der guten Hand über die Narben seines Gesichts. »Wenn ich je gut ausgesehen habe, so bin ich jetzt häßlich.«
    Sie zuckte die Achseln. »Ich habe schon Schlimmeres gesehen.«
    Da erfaßte ihn wieder wilder Grimm. Sein Auge funkelte. Er schüttelte den Stumpf und brüllte: »Aye - und Ihr werdet noch viel Ärgeres sehen, wenn ich erst mit Glandyth-a-Krae abgerechnet habe!«
    Erschrocken zuckte sie vor ihm zurück, doch schnell gewann sie ihre Fassung wieder. »Wenn Ihr nicht einmal wußtet, ob Ihr gutaussehend gewesen wart, wenn Ihr Eitelkeit nicht kanntet, wieso geht es Euch dann jetzt so nah?«
    »Ich brauche meine Hände und meine Augen, um Glandyth töten zu können, ihn verenden zu sehen. Mit nur einer Hand und einem Auge wird es mir nur ein halbes Vergnügen sein.«
    »Wie kindisch, Prinz Corum. Es ist eines Vadhaghs nicht würdig. Was sonst hat dieser Glandyth Euch angetan?«
    Erst jetzt wurde ihm bewußt, daß er ihr noch nichts erzählt hatte und daß sie auch nichts wissen konnte, da sie von der Welt nicht weniger abgeschlossen war, als die Vadhagh es gewesen waren.
    »Er hat alle Vadhagh gemordet«, erklärte er ihr. »Glandyth hat meine Rasse ausgerottet und er hätte auch mich nicht verschont, wäre nicht Euer Freund, der Riese von Laahr, gewesen.«
    »Er hat was getan -?« fragte sie mit schwacher Stimme, völlig verstört.
    »Er hat mein Volk ausgelöscht.«
    »Aber warum? Befandet Ihr Euch im Kriegszustand mit diesem Glandyth?«
    »Wir wußten nicht einmal etwas von seiner Existenz. Wir kamen gar nicht auf die Idee, uns vor den Mabden zu schützen. Wir hielten sie für nicht mehr als Tiere, die unseren wehrhaften Burgen nichts anhaben könnten. Aber sie haben all unsere Burgen zerstört. Alle Vadhagh, außer mir, sind tot, und auch die meisten Nhadragh, wie ich erfuhr, die nicht als Sklaven vor den Mabden im Staub kriechen.«
    »Sind dies jene Mabden, deren König sich Lyra-Brode von Kalenwyr nennt?«
    »Aye. Das sind sie.«
    »Auch ich ahnte nicht, daß sie so mächtig geworden sind. Ich hatte angenommen, die Ponystämme hätten Euch überwältigt. Ich wunderte mich schon, weshalb Ihr so allein und so weit entfernt von der nächsten Vadhagh-Burg reistet.«
    »Von welcher Burg sprecht Ihr?« Einen Augenblick hoffte Corum, daß doch noch Mabden lebten, viel weiter westlich, als er geglaubt hatte.
    »Sie heißt Eran - Erin - oder so ähnlich.«
    »Erorn?«
    »Aye. Ja, so heißt sie, glaube ich. Sie ist über fünfhundert Meilen von hier entfernt.«
    »Fünfhundert Meilen? Bin ich so weit gekommen? Der Riese von Laahr muß mich viel weiter getragen haben, als ich für möglich hielt. Diese Burg, Lady, die Ihr erwähntet, war die meiner Familie. Die Mabden brandschatzten sie. Ich werde länger brauchen, als ich dachte, um zurückzukehren und Glandyth mit seinen Denledhyssi zu finden.«
    Plötzlich wurde Corum bewußt, wie allein er jetzt war. Es war, als wäre er in eine der anderen Ebenen der Erde eingedrungen,

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