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Corum 01 - Der scharlachrote Prinz

Corum 01 - Der scharlachrote Prinz

Titel: Corum 01 - Der scharlachrote Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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zu erschlagen und Rhalina zu befreien? Oder sollte er sich lieber mit seinem sofortigen Tod abfinden, der allem ein Ende machen würde?
    »Denkt an das Wissen, das Euch diese Geschenke zu bieten haben«, mahnte Shool. »Denkt an all das, was Ihr auf Euren Reisen erleben werdet. Noch kein Sterblicher war je im Reich des Schwertritters. Ihr könntet noch viel Weisheit sammeln, Meister Corum.
    Und vergeßt nicht - es ist der Schwertritter, der verantwortlich ist für Euer Leid und den Untergang Eurer Rasse - «
    Corum atmete tief die modrige Luft ein. Er traf seine Entscheidung.
    »Gut. Ich werde Eure Geschenke annehmen.«
    »Ich fühle mich geehrt«, antwortete Shool sarkastisch. Er deutete mit einem Finger auf Corum, und der Vadhagh taumelte rückwärts. Er stürzte auf einen Haufen Gebeine und versuchte sich zu erheben. Aber er war plötzlich so müde. »Schlaft, Meister Corum«, befahl Shool.
     
    Er befand sich wieder in dem Raum, in dem er Shool kennengelernt hatte. Ein heftiger Schmerz tobte in seiner rechten Augenhöhle, und der Stumpf des linken Arms brannte wie nie zuvor. Er fühlte sich wie ausgelaugt. Er versuchte um sich zu schauen, aber ein undurchdringlicher Nebel schien seine Sicht zu behindern.
    Er hörte einen Aufschrei.
    »Rhalina! Rhalina! Wo bist du?«
    »Ich - ich bin hier - Corum. Was ist mit dir geschehen? Dein Gesicht - deine Hand - «
    Mit der Rechten tastete er nach der leeren Augenhöhle. Aber sie war nicht länger leer. Etwas Warmes bewegte sich unter seinen Fingern. Es war ein Auge! Aber es war ein Auge von ungewohnter Beschaffenheit und Größe. Da wußte er, daß es Rhynns Auge war.
    Und nun schwand auch plötzlich der Nebel.
    Er sah Rhalinas entsetztes Gesicht. Sie saß im Bett, starr vor Grauen.
    Er blickte auf seine Linke. Sie war von ungefähr gleicher Größe wie seine alte Hand, aber sie hatte sechs Finger und ihre Haut war schuppig wie die einer Schlange, nur daß die Schuppen Edelsteine schienen.
    Er taumelte, als er sich bemühte, die offensichtlichen Tatsachen zu akzeptieren.
    »Das sind Shools Geschenke«, murmelte er kaum verständlich.
    »Das Auge Rhynns und die Hand Kwlls. Sie waren Götter die verschwundenen Götter, sagte Shool. Nun bin ich wieder ganz, Rhalina.«
    »Ganz? Nun bist du etwas mehr und etwas weniger als ganz, Corum. Warum hast du nur diese schrecklichen Geschenke angenommen? Es kann nichts Gutes von ihnen kommen. Sie werden dein Verderben sein!«
    »Ich nahm sie, um die Aufgabe erfüllen zu können, die Shool mir gestellt hat, damit wir beide wieder frei werden. Ich nahm sie an, damit ich nach Glandyth suchen und ihn vielleicht mit dieser fremdartigen Hand erwürgen kann. Ich nahm sie an, denn wenn ich es nicht getan hätte, wäre es mein Tod gewesen.«
    »Vielleicht«, murmelte sie, »wäre der Tod für uns beide gnädiger gewesen.«
DAS DRITTE KAPITEL
Jenseits der fünfzehn Ebenen
    »Welch Macht ich doch habe, Meister Corum! Ich erhob mich zum Gott und Euch zum Halbgott. Bald wird es eigene Legenden über uns geben.«
    »Ihr seid bereits Legende.« Corum drehte sich um und stand Shool nun Angesicht zu Angesicht gegenüber. Diesmal war der Zauberer in Gestalt einer bärenähnlichen Kreatur aufgetaucht und trug einen prächtigen Federhelm und strumpfähnliche Beinkleider. »Und die Vadhagh werden es bald sein«, fuhr Corum fort.
    »Es wird Legenden über uns beide geben, Meister Corum. Das wollte ich damit sagen. Wie fühlt Ihr Euch?«
    »Mein Handgelenk und mein Kopf schmerzen noch ein wenig.«
    »Aber sowohl Auge als auch Hand passen wie angeboren, nicht wahr? Ja, ich bin ein Meisterchirurg! Und die Verpflanzung gelang mir mit einem Minimum an Zaubersprüchen!«
    »Nur, bedauerlicherweise sehe ich nichts mit diesem Auge von Rhynn«, brummte Corum.
    Shool rieb seine Pranken. »Es wird noch eine Weile dauern, bis Euer Gehirn sich daran gewöhnt hat. Hier, dies werdet Ihr ebenfalls brauchen.« Er holte etwas aus seinem Rock, das wie ein Miniaturschild aus Juwelen und Email aussah, an dem ein Lederband befestigt war. »Es gehört über Euer neues Auge.«
    »Dann sehe ich ja erst recht nichts!«
    »Nun, ich nehme nicht an, daß es Euch viel Freude bereiten würde, ständig in jene Welten jenseits der fünfzehn Ebenen zu starren, oder?«
    »Soll das heißen, das ist alles, was das Auge zu erblicken vermag?«
    »Nein, es kann auch auf dieser Ebene sehen, aber nicht immer aus der gleichen Perspektive.«
    Corum runzelte die Stirn und musterte den Zauberer

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