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Corum 01 - Der scharlachrote Prinz

Corum 01 - Der scharlachrote Prinz

Titel: Corum 01 - Der scharlachrote Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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weiterführen könnte, stieß ich auf dieses Eiland. Aber ich hatte erfahren, daß ein furchterregender Gott sie bewohnte, und war deshalb vorsichtig. Ich hatte damals nur einen Bruchteil meines Wissens, da ich erst ein paar Jahrhunderte zählte, und es war mir klar, daß ich nicht die Macht hatte, einen Gott zu vernichten.«
    Eine riesige Orchidee streckte sich aus und streichelte Corums neue Hand. Er zog sie hastig zurück.
    »Aber wie gelang es Euch dann, die Insel zu bekommen?« fragte er Shool.
    »Ich hörte, daß der Gott Kinder frißt. Jeden Tag wurde ihm eines von den Vorfahren jener geopfert, die Ihr Nhadragh nennt. Da ich schon damals sehr reich war, kam ich auf den Gedanken, eine größere Anzahl Kinder zu kaufen und sie alle gleichzeitig an ihn zu verfüttern, um zu sehen, was geschehen würde.«
    »Und was geschah?«
    »Er verschlang sie gierig und schlief vollgefressen ein.«
    »Und Ihr nutztet es und erschlugt ihn?«
    »Aber nein! Ich nahm ihn gefangen. Er lebt noch immer in einem seiner eigenen Verliese, obwohl er nun nicht mehr so ansehnlich ist, wie er damals war, als ich seinen Palast erbte. Er war natürlich nur ein kleiner Gott, aber entfernt mit den Schwertherrschern verwandt. Das ist übrigens ein weiterer Grund, warum der Schwertritter oder irgendwelche der anderen, mich in Ruhe lasseneben, weil ich Pliproth gefangenhalte.«
    »Die Insel zu zerstören wäre also gleichbedeutend mit der Vernichtung Eures Vetters?«
    »So ist es.«
    »Und das ist noch ein weiterer Grund, warum Ihr mich anwerben mußtet, den Diebstahl für Euch auszuführen. Ihr fürchtet, daß sie Euch auslöschen könnten, wenn Ihr die Insel verlaßt.« »Fürchten? Aber nicht doch. Vorsicht ist lediglich meine zweite Natur. Darum lebe ich auch noch.«
    »Wo befindet sich das Herz des Schwertritters?«
    »Nun, es liegt jenseits des Tausendmeilenriffs, von dem Ihr zweifellos schon gehört habt.«
    »Ich glaube, ich habe in einem alten Geographiewerk darüber gelesen. Ist es nicht irgendwo im Norden?« Corum befreite sich von einer Schlingpflanze, die sich um sein Bein gewickelt hatte.
    »Stimmt.«
    »Ist das alles, was Ihr mir zu sagen wißt?«
    »Jenseits des Tausendmeilenriffs gibt es einen Ort namens Urde, der manchmal Land und manchmal Wasser ist. Jenseits davon liegt die Wüste Dhroonhazat. Jenseits von ihr wiederum ist das Flammenland, wo die blinde Königin Oorese lebt. Und jenseits des Flammenlandes beginnt die Eiswildnis. Dort streifen die Brikling herum.«
    Corum blieb stehen und zog ein recht anhängliches Blatt von seinem Gesicht, das winzige rote Lippen zu haben schien, die ihn küß-ten. »Und jenseits davon?« fragte er ironisch.
    »Das Reich des Schwertritters natürlich.«
    »Diese seltsamen Lande. In welcher Ebene existieren sie denn?«
    »In allen fünf Ebenen, über die der Schwertritter herrscht. Eure Fähigkeit, durch die Ebenen zu schlüpfen, wird Euch, fürchte ich, jedoch nicht viel helfen.«
    »Ich bin mir nicht einmal sicher, daß ich diese Fähigkeit überhaupt noch besitze. Wenn Ihr die Wahrheit sprecht, dann hat der Schwertherrscher sie den Vadhagh genommen.«
    »Macht Euch deshalb keine Sorgen, Eure neuen Kräfte sind nicht weniger brauchbar.« Shool tätschelte Corums fremdartige Hand.
    Diese Hand reagierte nun wie eine ganz normale und als ob er damit geboren worden wäre. Corum hob sie und zog damit den edelsteinbedeckten Augenschild von dem Juwelenauge. Er sog heftig den Atem ein und deckte schnell den Schild wieder über das Auge.
    »Was habt Ihr gesehen?« erkundigte sich Shool gespannt.
    »Einen Ort.«
    »Was sonst! Nichts weiter?«
    »Einen Ort, auf den eine schwarze Sonne herunterbrannte. Licht drang aus dem Boden, aber die Strahlen der finsteren Sonne brachten es fast zum Erlöschen. Vier Gestalten standen vor mir. Ich sah ihre Gesichter «, Corum benetzte seine Lippen. »Länger konnte ich nicht schauen.«
    »Wir berühren so viele Ebenen«, murmelte Shool. »Es gibt viel Schreckenerregendes dort, das wir manchmal aus den Augenwinkeln bemerken - oder in Träumen. Doch Ihr müßt Euch auf jeden Fall bezwingen und diese Gesichter ungerührt betrachten und auch alles andere, was Ihr mit Eurem neuen Auge seht, wenn Ihr Eure Kräfte voll nutzen wollt.«
    »Es wühlt mich auf, Shool, dieses neue Wissen, daß solch finstere, grauenhafte Ebenen tatsächlich existieren, und so viele monströse Kreaturen um uns herum lauern, von denen wir nur durch eine dünne Astralschicht getrennt sind.«
    »Ich

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