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Corum 01 - Der scharlachrote Prinz

Corum 01 - Der scharlachrote Prinz

Titel: Corum 01 - Der scharlachrote Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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immer noch die Nhadraghsprache.
    »Ich wollt, du würdest endlich zu quatschen aufhören«, brummte die Kreatur und schien nicht zu erwarten, daß Corum sie verstand. Sie hatte sich der niederen Sprache bedient. »Du wirst bald nicht besser aussehen als ich.«
    Corum antwortete nicht darauf. Er steckte sein Schwert in die Scheide zurück und betrachtete die Zelle. Es schien keine Möglichkeit zur Flucht zu geben. Über sich hörte er Schritte auf den Marmorfliesen des Innenhofs. Ganz klar waren die Stimmen der Ragha-da-Kheta zu vernehmen. Sie wirkten aufgeregt, ja fast hysterisch.
    Das seltsame Wesen legte den Kopf schief und lauschte.
    »Das ist es also, was geschah«, murmelte es. Es blickte Corum an und grinste. »Du hast den feigen Schwächling getötet, he? Nun bist du mir gleich viel sympathischer. Ich fürchte nur, wir werden nicht lange zusammenbleiben. Ich frage mich, wie man dich umbringen wird - «
    Corum hörte ihm schweigend zu und ließ sich nicht anmerken, daß er den anderen verstand. Er vernahm schleifende Geräusche von oben, als die Leichen weggezerrt wurden. Weitere Stimmen ertönten und verklangen.
    »Nun befinden sie sich ganz schön in Verlegenheit«, kicherte das Wesen. »Sie können nur meucheln. Was hatten sie mit dir versucht, mein Freund, der du mich nicht verstehst? Wollten sie dich vergiften? Das tun sie gewöhnlich, wenn sie jemanden fürchten.«
    Gift? Corum runzelte die Stirn. War der Wein vielleicht vergiftet gewesen? Er betrachtete seine Hand. Hatte sie es - gewußt?
    Er beschloß, sein Schweigen zu brechen. »Wer seid Ihr?« fragte er in der Niedersprache.
    Die Kreatur begann zu lachen. »Ah, dann könnt Ihr mich also verstehen! Verzeiht die bisherige Vertraulichkeit. Doch da Ihr mein Gast seid, meine ich, es wäre angebracht, wenn Ihr erst meine Fragen beantwortet. Ihr seht mir wie ein Vadhagh aus, dabei dachte ich, alle Vadhagh wären längst dahingeschieden. Nennt mir Euren Namen und Eure Rasse, Freund.«
    »Ich bin Corum Jhaelen Irsei«, erwiderte Corum, »der Prinz im scharlachroten Mantel. Und ich bin der Letzte der Vadhagh.«
    »Ich bin Hanafax von Pengarde, Krieger, Priester, Forscher, was Ihr wollt, und im Moment Gefangener, aber das seht Ihr ja. Ich stamme von einem Land namens Lywm-an-Esh - ein Land weit im Westen, wo - «
    »Ich habe davon gehört. Ich war Gast der Markgräfin des Ostlandes.«
    »Was, diese Markgrafschaft existiert immer noch? Ich hörte, die hungrige See habe sie längst verschlungen!«
    »Nein, aber wahrscheinlich fiel sie inzwischen einer anderen Gewalt zum Opfer. Die Ponystamme - «
    »Beim Urleh! Ponystämme. Die gibt es auch noch?«
    »Wie kommt es, daß Ihr so weit von Eurer Heimat entfernt seid, Sir Hanafax?«
    »Das ist eine lange Geschichte, Prinz Corum. Arioch - wie man ihn hier nannte - ist kein Freund des Volks von Lywm-anEsh. Er erwartet von den Mabden, daß sie die schmutzige Arbeit für ihn tun -hauptsächlich die Ausrottung der alten Rassen wie die Eure. Wie Ihr ohne Zweifel wißt, wollte unser Volk nichts damit zu tun haben, denn die alten Rassen haben uns nie ein Leid zugefügt. Aber Urleh ist eine Art Vasallengott des Schwertritters, und ich diente Urleh als Priester. Jedenfalls schien Arioch ungeduldig geworden zu sein -ich nehme an, er hat seine Gründe dafür gehabt - und befahl Urleh, das Volk von Lywm-an-Esh aufzuwiegeln, einen Kreuzzug in den Westen zu unternehmen, wo ein Seevolk seine Heimat hat. Dieses Seevolk besteht aus kaum fünfzig Individuen, die alle auf Burgen hausen, die sie in die Korallenriffe gebaut haben. Sie nennen sich Shalafen. Urleh übermittelte mir Ariochs Befehl. Ich entschloß mich, ihn zu ignorieren, weil ich mir selbst sagte, daß dieser Befehl nur von einem Wesen stammen konnte, das Urleh nicht wohlgesinnt ist. Das Glück war mir nie sehr hold gewesen, aber von da an schien es mich zu hassen. Ein Mord geschah. Man gab mir die Schuld. Ich mußte aus meiner Heimat fliehen und ein Schiff stehlen. Nach einigen etwas langweiligen Abenteuern kam ich zu diesem zwitschernden Vogelvolk, das so ergeben darauf wartet, daß Arioch es vernichtet. Ich versuchte, sie gegen Arioch aufzuhetzen. Sie boten mir Wein, und ich lehnte ab. Daraufhin fielen sie über mich her und warfen mich in dieses Verlies, wo ich seit Monaten vegetiere.«
    »Was werden sie mit Euch tun?«
    »Ich weiß es nicht. Sie warten vermutlich darauf, daß ich allmählich dahinsieche. Sie sind ein fehlgeleitetes Völkchen und nicht besonders klug,

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