Corum 02 - Die Königin des Chaos
einmal vorzustellen vermöchte. Diese Kräfte ermöglichen das Bewegen von Schiffen durch die Luft und noch vieles andere. Manche der Maschinen vermochten dereinst die Mauern zwischen den Ebenen zu durchstoßen und sich nach Belieben von einer Ebene in die andere zu begeben. Meine Vorfahren erfanden und bauten solche Maschinen, aber nur wenige benutzten sie, weil die meisten meiner Rasse ein anderes Leben vorzogen. Ich entsinne mich ganz schwach einer Legende über eine Himmelsstadt so nannten sie ihre Städte -, die unsere Ebene verließ, um andere Welten des Multiversums zu erforschen. Vermutlich gab es mehrere solcher Städte, denn ich weiß, daß eine während der Schlacht von Broggfythus außer Kontrolle geriet und in der Nähe von Burg Erorn zerschellte, wie ich dir ja bereits einmal erzählte. Vielleicht hieß eine von diesen Städten Gwlas-cor-Gwrys und ist nun als die Stadt in der Pyramide bekannt.«
Prinz Corum war ganz aufgeregt vor Freude. Mit seiner menschlichen Hand umfaßte er Rhalinas Arm und drückte ihn. »O Rhalina, kannst du verstehen, wie mir zumute ist, nun da ich weiß, daß noch andere meiner Rasse leben, daß Glandyth sie nicht alle ausrotten konnte?«
Sie lächelte ihn zärtlich an. »O ja, ich glaube schon, Corum.«
Die Luft um sie begann zu vibrieren. Das Schiff bebte. »Habt keine Angst. Wir dringen in eine andere Ebene ein«, rief der Steuermann ihnen aus seiner Kabine zu.
»Bedeutet das, daß wir uns Xiombargs Zugriff zu entziehen vermögen?« erkundigte sich der König ohne Land eifrig.
Jhary schüttelte den Kopf. »Nein. Xiombargs Herrschaftsbereich erstreckt sich über fünf Ebenen. Wir begeben uns lediglich aus einer in eine andere. Das nehme ich zumindest an.«
Das Licht um sie herum veränderte sich. Sie blickten über die Seite des Schiffs. Ein vielfarbiges Gas wirbelte unter ihnen.
»Das ist das Rohmaterial des Chaos«, erklärte Jhary. »Xiombarg hat bis jetzt noch nichts daraus geschaffen.«
Sie überflogen das Gasgebiet und eine Bergkette, deren einzelne Berge jeder höher als tausend Fuß waren und exakte Würfel darstellten. Jenseits dieser merkwürdigen Berge folgte ein dunkler Dschungel und danach eine kristalline Wüste. Die einzelnen Kristalle dieser Wüste befanden sich in ständiger Bewegung und erzeugten eine unangenehm klirrende Musik. Ockerfarbige Bestien, primitiv aber von gewaltiger Größe, streiften durch dieses Land und lebten von den Kristallen.
Dann machte diese Wüste einer schwarzen Ebene Platz. Sie sahen die Stadt in der Pyramide vor sich.
Die Stadt war tatsächlich ein vielseitiges Stufenwerk. Auf jeder der Terrassen erhob sich eine stattliche Anzahl von Häusern. Blumen, Sträucher und Bäume säumten die Terrassen ein. Reges Treiben herrschte auf den Straßen. Ein grünliches Schimmern umgab die gesamte Stadt. Dieses Licht hatte die Form einer Pyramide. Als das Luftschiff näherkam, öffnete sich ein Oval von dunklerem Grün in dem flimmernden Licht, das sie zu verschlingen schien. Das Schiff kreiste nun über dem höchsten Gebäude einer Burg mit vielen Türmen, die offenbar ganz aus Metall bestand und begann sich herabzusenken, bis es auf einer Plattform auf den Zinnen landete.
Corum stieß einen Freudenschrei aus, als er die Menge sah, die sie erwartete. »Vadhagh!« rief er. »Alles Vadhagh!«
Der Steuermann verließ die Kabine und legte seine Hand auf Corums Schulter. Er gab den Männern und Frauen unten ein Zeichen.
Plötzlich befanden er und Corum sich nicht mehr auf dem Schiff, sondern standen mit der Gruppe der Vadhagh auf der Plattform und blickten zu Rhalina, Jhary und dem König ohne Land empor, die ihrerseits verwirrt über die Reling nach unten starrten.
Corum war nicht weniger verblüfft, als die drei mit einemmal verschwanden und plötzlich neben ihm standen. Einer der Vadhagh trat ihnen entgegen, ein hagerer Greis, mit straffer Haltung. Er war in einen dicken Umhang gehüllt und hielt einen Stab in seiner Hand.
»Willkommen!« rief er. »Willkommen in der letzten Bastion der Ordnung.«
Ein wenig später saßen sie um einen herrlich gearbeiteten Tisch aus Rubinmetall und lauschten dem Greis, der sich ihnen als Prinz Yurette Hasdun Nury vorgestellt hatte, und der der Befehlshaber von Gwlas-cor-Gwrys, der Stadt in der Pyramide war. Er hatte bestätigt, daß Corums Vermutungen im wesentlichen zutrafen.
Nachdem sie gespeist hatten, erzählte er ihnen, daß Corums Volk sich nach der Schlacht von Broggfythus dafür
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