Corum 02 - Die Königin des Chaos
entschieden hatte, sich auf ihre Burgen zurückzuziehen und ihr Leben der Vervollkommnung des Geistes zu widmen, während sein Volk sich entschloß, mit einer Himmelsstadt über die fünf Ebenen hinwegzufliegen zu versuchen, hindurch durch den Wall zwischen den Herrschaftsbereichen der alten Götter. Der Versuch gelang, aber sie konnten nicht zurück, weil sie zuviel Energie verbraucht hatten, die sie nicht auffrischen konnten. Seither waren sie nur imstande gewesen, diese fünf Ebenen zu erforschen. Dann, als der Kampf zwischen der Ordnung und dem Chaos begann, hatten sie beschlossen, neutral zu bleiben.
»Wir hätten Strafe verdient für diesen Entschluß. Wir dachten, wir wären über diese Auseinandersetzungen erhaben, so erlebten wir den allmählichen Untergang der Ordnung und den Aufstieg des Chaos in all seinen entsetzlichen Phasen. Wir sahen, wie es alle jene Travestien der Schönheit schuf. Als wir dann endlich beschlossen, unsere Stadt gegen Xiombargs Kreaturen einzusetzen, war es schon zu spät. Das Chaos hatte bereits die absolute Macht an sich gerissen. Wir konnten es nicht mehr ändern. Xiombarg sandte ganze Armeen gegen uns. Sie tut es auch heute noch. Es fiel uns nicht schwer, sie zurückzuschlagen. Noch gab es keine Entscheidung. Hin und wieder hetzt Xiombarg ihre monströse Legion auf uns, und wir sind dann gezwungen, gegen sie zu kämpfen. Aber mehr als das vermögen wir nicht. Ich fürchte, wir sind alles, was noch von der Ordnung übrig ist, außer Euch, natürlich.«
»Die Ordnung hat ihre Macht in unseren fünf Ebenen zurückgewonnen«, versicherte Corum dem Prinzen. Er erzählte von seinen Abenteuern, seinem Kampf gegen Arioch und von seinem Sieg über ihn, durch den Lord Arkyn wieder in sein Reich heimzukehren vermochte. »Aber die Bedrohung ist groß«, endete er. »Denn die Ordnung ist noch sehr geschwächt, und das Chaos sendet ein gewaltiges Aufgebot dagegen.«
»Aber zumindest hat die Ordnung noch einen Teil ihrer Macht!« rief Prinz Yurette freudig. »Das wußten wir nicht. Wir hörten, daß die Schwertherrscher souverän alle fünfzehn Ebenen regierten. Wenn wir nur zurückkehren, unsere Stadt durch die Mauer zwischen den Herrschaftsbereichen bringen könnten! Dann wären wir vielleicht imstande, Euch zu helfen. Aber wir vermögen es nicht! So oft versuchten wir es schon! Die Grundstoffe, die wir zur Erzeugung der erforderlichen Energie benötigen, gibt es auf diesen Ebenen nicht.«
»Und wenn Ihr diese Grundstoffe bekämt?« fragte Corum. »Wie lange würde es dann dauern, bis Ihr in unsere Dimension zurückkommen könntet?«
»Nicht lange. Aber wir werden bereits schwächer. Noch ein paar von Xiombargs Angriffen vielleicht genügt sogar schon ein einziger geballter und wir sind nicht mehr.«
Corum starrte erbittert auf den Tisch. Hatte er seine Artgenossen nur gefunden, um ihren Untergang mitzuerleben, um zu sehen, wie sie von den Chaos-Mächten zermalmt wurden, gemordet wie seine eigene Familie?
»Wir hatten gehofft, mit Euch zurückzukehren und so Lywm-an-Esh zu retten«, seufzte er. »Und nun müssen wir erfahren, daß es unmöglich ist. Gestrandet in Xiombargs Reich und keine Aussicht auf Rettung, weder für uns, noch für unsere Freunde.«
»Wenn wir diese seltenen Minerale hätten - «.
Prinz Yurette überlegte, dann blickte er Corum an. »Aber Ihr könntet sie uns beschaffen.«
»Wir können nicht zurück«, erinnerte Jhary-a-Conel ihn. »Natürlich, wenn es eine Möglichkeit gäbe, unsere eigene Ebene zu erreichen, vielleicht würden wir sie dort finden. Aber nicht einmal dann wäre die Gewißheit gegeben, daß wir noch einmal hierher zu kommen vermöchten.«
Prinz Yurette legte die Stirn in Falten. »Wir haben die Möglichkeit, ein Himmelsschiff, aber auch nur ein einziges, durch die Mauer zu schicken. Allerdings würde das unsere Verteidigungskräfte hier sehr schwächen. Doch ich denke, es wäre ein Risiko wert.«
Corum schöpfte neuen Mut. »Aye, Prinz Yurette, für die Rettung der Ordnung ist kein Risiko zu groß.«
Während Prinz Yurette sich mit seinen Wissenschaftlern besprach, spazierten die vier Gefährten durch die herrliche Stadt Gwlas-cor-Gwrys. Sie war vollkommen aus Metall errichtet aber es war Metall besonderer Art, von eigenartiger Beschaffenheit und ungewöhnlicher Farbenpracht, wie es sich kaum vorstellen ließ. Türme, Kuppel, Gitter, Bögen und Fußwege waren aus diesem Metall, genau wie auch die Rampen und Stufen zwischen den Terrassen.
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