Corum 02 - Die Königin des Chaos
Bären, das Gejohle und Grölen der Chaos-Meute, das Knarren und Quietschen der Streitwagen, das Donnern der Ponyhufe und das Klirren der Schwerter. Eine Kakophonie des Untergangs prophezeite den Fall der herrlichen Blumenstadt.
DAS ZWEITE KAPITEL
Die Belagerung beginnt
Das Schiff kreiste tiefer und tiefer über der stillen, von den letzten Sonnenstrahlen überfluteten Stadt, von deren Türmen der Höllenlärm der Satanshorde widerschallte.
In den Straßen und Parks drängten sich Krieger ohne Hoffnung. Sie lagerten überall, wo sie nur ein freies Plätzchen zu finden vermochten. Die Blumen waren zertrampelt, und die Obstbäume und -sträucher ihrer reifen Last beraubt, um die hungrigen und erschöpften Krieger zu nähren, die sich vor der Barbarenhorde nach Halwyg zurückziehen hatten müssen. Sie waren so erschöpft, daß sie nur stumpf hochblickten, als das Sternenschiff über ihre Köpfe hinwegflog und auf dem Dach von König Onalds Palast landete.
Das Schiff hatte noch nicht einmal richtig aufgesetzt, als bereits Wachen in den bekannten Schneckenhelmen, dem Muschelbrustpanzer und den runden Schalenschilden Lywman-Eshs darauf zueilten. Mit erhobenen Speeren und gezogenen Schwertern drängten sie gegen die Reling, offenbar in der Annahme, es mit Feinden zu tun zu haben. Wie groß war ihre Erleichterung, als sie Rhalina und Corum erkannten. Sie ließen die Waffen sinken. Einige von ihnen hatten Verletzungen von kleineren Scharmützeln gegen die Barbaren davongetragen, und sie alle sahen aus, als könnten ein paar Stunden Schlaf ihnen nur gut tun.
»Prinz Corum«, salutierte der Kommandant. »Ich werde dem König Eure Ankunft melden.«
»Ich danke Euch. Ich hoffe, einige Eurer Mannen können sich inzwischen dieser Familie hier annehmen, die wir vor Lyrs Barbaren gerettet haben.«
»Ich werde es veranlassen, obwohl wir großen Mangel an Eßbarem haben.«
Corum hatte das bereits in Betracht gezogen. »Das Himmelsschiff könnte vielleicht Nahrungsmittel für Euch herbeischaffen, aber es darf auf keinen Fall in Gefahr gebracht werden.«
Der Steuermann holte eine Papierrolle aus seiner Hemdtasche und übergab sie Corum. »Dies hier ist die Liste der Grundstoffe, die wir benötigen, ehe unsere Stadt einen Versuch unternehmen kann, den Wall zwischen den Ebenen zu durchdringen.«
»Wenn es uns gelingt, uns mit Arkyn in Verbindung zu setzen, übergeben wir ihm diese Liste. Er ist ein Gott. Ihm wird es sicher leichterfallen als uns, das Benötigte zu beschaffen.«
Sie fanden König Onald in seinem Arbeitszimmer, in dem auch diesmal Landkarten ausgebreitet waren.
»Wie steht es mit Eurem Reich, König Onald?« erkundigte sich Jhary, als sie eintraten.
»Reich? Nur noch dem Namen nach. Unsere Streitkräfte wurden immer weiter zurückgeschlagen, bis schließlich fast alles, was noch davon übrigblieb, sich hier in Halwyg eingefunden hat.« Er deutete auf eine große Karte von Lywm-an-Esh. »Die Grafschaft Arluth-a-Cal von den Seestreitkräften Broan-Mabdens überrannt«, zählt er mit dumpfer Stimme auf. »Die Grafschaft Pengarde mit ihrer Hauptstadt Enyn-an-Aldaran wurde ein Raub der Flammen, bis hinab zum Calenyksee, wie ich erfahren habe. Wenn die Berichte stimmen, leistet das Herzogtum von Oryn-nan-Calwyn den Barbaren in den südlichsten Bergen noch Widerstand, genau wie das Herzogtum von Haun-a-Gwyragh. Aber Bedwilral-nan-Rywm ist ganz in der Hand des Feindes, wie auch die Grafschaft Gal-a-Gorow. Was mit dem Herzogtum von Palantyrn-an-Kenak ist, konnte ich nicht erfahren - «
»Dem Erdboden gleichgemacht«, sagte Corum düster.
»Ah dem Erdboden gleichgemacht«, wiederholte der König monoton.
»Es scheint, sie kommen nun aus allen Richtungen heran«, murmelte Jhary und studierte die Karte. »Sie landeten an all Euren Küsten und begannen systematisch den Kreis enger zuziehen, Halwyg-nan-Vake als ihr Hauptziel. Ich hielt die Barbaren für eine solch ausgeklügelte Taktik gar nicht fähig.«
»Ihr vergeßt Xiombargs Abgeordneten«, erinnerte Corum ihn. »Zweifellos half er ihnen, den Plan auszuhecken und unterwies sie in der Ausführung.«
»Sprecht Ihr von dem Mann in der glänzenden Rüstung, der an der Spitze seiner mißgestalteten Armee reitet?« erkundigte sich König Onald.
»Aye. Was wißt Ihr über ihn?«
»Nichts, was uns helfen könnte. Er soll unverwundbar sein. Er ist mit der Leitung und Taktik der Barbarenarmee sehr beschäftigt. Er reitet des öfteren an König Lyrs Seite. Sein Name, so habe
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