Coruum Vol. 1
streift, werden wir Unmengen an Niederschlägen bekommen.«
Ich nickte. »Es regnet bereits seit dem Abend.«
Warren stöhnte, drehte sich um und ging zum Schacht zurück. »Verzichten wir also auf den Schlaf.«
Er zog ein Gerät aus seiner Brusttasche und warf es mir zu. Ich fing es umständlich mit der freien Hand auf.
»Können Sie damit umgehen, Doktor?« Das Messgerät war nicht größer als mein Handteller und sah sehr wertvoll aus.
»Es ist das Einzige, was wir noch haben. Ich hatte es glücklicherweise die ganze Zeit in meiner Tasche und war hier im Lager, als die Strahlungswelle uns traf. Seien Sie bitte vorsichtig damit.«
»Aye.« Ich lehnte mich an einen der brusthohen Kabeltrommelstapel und führte meine Hand über die Holzscheibe der Trommel, um den Schraubendreher darauf ab zu legen.
»Was soll – «, ein tiefer Schmerz durchbohrte meinen Arm, als er von einer unsichtbaren Kraft ohne Vorwarnung nach oben gerissen wurde. Ein scharfer Knall ließ mich und alle anderen zusammenzucken.
Mit einem lauten Klirren schlug der Schraubendreher wie ein Geschoss keine zwei Schritte von mir entfernt auf dem Boden auf, hüpfte einige Male umher bevor er – dunkelrot glühend – liegen blieb.
»Idiot!« Johns zischte das Wort zu mir hinüber. Ich rieb mir gedankenverloren meinen schmerzenden Arm.
Professor Warren war mit wenigen Schritten bei mir und beugte sich über das Werkzeug, dessen Kunststoffgriff vor unseren Augen zu einer Lache schmolz. Sein Blick war unbestimmbar.
»Das Metall hat sich verformt. Das kommt nicht vom Sturz.« Er drehte sich zu mir.
»Wo hatten Sie ihn hingelegt, Doktor?« Seine Stimme war angespannt und nur wenig lauter als ein Flüstern.
»Nirgendwo. Ich wollte ihn hier oben hinlegen, als der Schraubendreher mir aus der Hand gerissen und gegen die Decke geschleudert wurde.« Ich zeigte ihm die Stelle auf der Trommel.
Mit seiner routinierten Bewegung schob er sich die Brille ein weiteres Mal zurück auf die Nase. Keiner sagte einen Ton. Selbst Captain Johns starrte den Professor an, ohne genau zu wissen, warum.
»Gehen Sie bitte alle zehn Meter zurück. Ich möchte das wiederholen!«
Er beugte sich zum Werkzeugkasten hinunter und nahm eine Zwei-Zoll-Stahlmutter aus einem kleinen Fach. Dann ging er zur Äußersten der Kabeltrommeln und verscheuchte ein paar Marines und Sinistra, die ihm noch immer zu dicht an den Trommeln standen.
Er entfernte sich ein paar Schritte von der Trommel und warf mit einer gut gezielten Bewegung die Mutter in einer leichten Kurve über die Holzscheibe.
Alle Augen waren auf seine Hand gerichtet und alle verfolgten die Flugbahn der Mutter. Als sie in den Bereich über der Trommel kam, wurde sie von einer unsichtbaren Kraft ein paar Meter senkrecht in die Luft gerissen und fiel dann sirrend auf den Boden hinter den Trommeln zurück.
»Deutlich schwächer, als an der ersten Trommel.« Warren hob die Stahlmutter mit zwei Fingern auf. »Nur leicht warm.«
Sekundenlang sprach niemand ein Wort, dann drehte er sich um und kam auf mich zu.
»Vielen Dank, Doktor, dass Sie einem alten verkalkten Mann auf die Sprünge geholfen haben«, sagte er und warf mir die Mutter zu.
Johns sah ihn verständnislos an. Warren bemerkte den Blick und bat mich um das Messgerät.
»Elektrische Induktion, Captain.« Er kniete neben dem geöffneten Lukendeckel nieder und stellte ihn aufrecht. »Dieser Generator erzeugt so viel Energie, dass die Umgebung davon gesättigt ist.«
Mit seinem Schraubendreher klopfte er von beiden Seiten an das Material des Deckels und untersuchte es mit dem Messgerät. Er pfiff leise vor sich hin. Dann gab er ihm einen kleinen Stoß. Wie von Geisterhand senkte sich der Lukendeckel im Zeitlupentempo und versiegelte den Schacht bündig mit der Fußbodenoberfläche.
»Versuchen Sie’s noch mal, Doktor. Bin gespannt, ob es jetzt auch noch funktioniert.«
Ich verstand, worauf er hinauswollte und ging zu der Stelle, von der er die Mutter geworfen hatte. Diesmal fiel sie mit einem dumpfen Geräusch auf die hölzerne Seite der Kabeltrommel und fiel wieder hinunter.
Warren nickte.
»Meine Herren«, begann er mit feierlicher Miene, »meine Dame«, fügte er mit entschuldigendem Seitenblick auf Sinistra hinzu, »selbst wenn keines der Artefakte dieses unterirdischen Lagers uns irgendwie zu Nutzen sein könnte, lauern in der Technologie des Bauwerkes selbst so viele wissenschaftliche Erkenntnisse, dass wir die Ziele der Mission schon jetzt als
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