Coruum Vol. 1
Warren nickte mir lächelnd zu, Raymond verzog keine Miene.
»Sie hat sich den Fuß verstaucht. Ich hoffe nicht schlimm. Im Moment schläft sie im Bürocontainer.« Sinistra nickte mir erleichtert zu.
Ich trat zu Warren.
»Wie läuft’s hier, Professor? Können Sie mir sagen, was das heute Mittag war?«
Neben Warren lagen mehrere Kabeltrommeln auf Aluminiumpaletten gestapelt. Er richtete sich langsam auf, stützte die Hände in die Hüften und streckte sich.
»Gute Frage, Doktor. Ich vermute, dass irgendeine Gas- oder Strahlenwolke in das Sonnensystem eingedrungen ist und mit der Atmosphäre und dem Magnetfeld der Erde kollidierte. Die daraus resultierenden Schockwellen haben wir erlebt.«
Sein prüfender Blick hing ein paar Sekunden an mir, als erwarte er eine Bestätigung. Als ich nichts entgegnete, fuhr er fort.
»Fragen Sie nicht, woher und warum, Doktor, ich weiß es auch nicht.« Er lächelte mich verschmitzt an. Eine solche Aussage musste er nicht oft von sich geben und sie fiel einem hochkarätigen Experten wie ihm nicht leicht.
»Alles außerhalb des unterirdischen Komplexes ist nicht mehr zu gebrauchen. Es gab nur wenige Ausnahmen bei Geräten, die in unmittelbarer Nähe einer dicken Mauer oder eines Erdhügels standen.«
Er zeigte mir einen isolierten Schraubendreher, den er in der Hand hielt. »Unser dringendstes Problem ist Strom. Ist lange her, seitdem ich versucht habe, mit dem Schraubendreher ein Kraftwerk anzuschließen.« Er zog die Augenbrauen hinter der Brille hoch. »Hat damals einen bösen Kurzen gegeben.«
»Sehen Sie zu, dass Sie gut geerdet sind, Professor, für den Fall, dass Sie die Phase erwischen«, erwiderte ich grinsend. »Was haben Sie herausgefunden?«
Er kletterte aus dem kleinen Schacht und deutete mit dem Werkzeug auf die kugelförmige Hülle des Kraftwerkes hinter ihm. »Nun zuerst einmal, dass nur dieses Eine zur Zeit Energie produziert. Die anderen sind defekt oder in Wartestellung.
Zweitens haben wir die Luke zu diesem Inspektions- oder Anschlussschacht entdeckt und geöffnet.« Er klopfte auf seine Brusttasche, was ein metallisches Geräusch verursachte. »Der Schlüssel aus dem Kontrollraum passte in einen verborgenen Spalt im Boden.
Leider versuchen wir seit drei Stunden erfolglos herauszufinden, wie ein solcher Anschluss herzustellen ist, der uns nicht die restlichen intakten Maschinen in die Luft bläst, sobald wir sie einschalten.«
»Wegen der Kompatibilität unter den Spannungen?« fragte ich ihn.
Warren deutete auf die Kabeltrommeln. »Ich muss natürlich einen Transformator konstruieren, der die Leistung auf ein erträgliches Maß reduziert und die Spannung in den Bereich von 110 bis 220 Volt bringt.«
Ich nickte ihm entgeistert zu. »Natürlich.« Eine Steckdose mit bloßen Händen an die Primärleitung eines Atomkraftwerks anzuschließen, hätte Warren wahrscheinlich als für unter seiner Würde empfunden.
Jeweils zwei Kabeltrommeln waren auf einer Palette übereinander gestapelt. Vier Paletten standen säuberlich nebeneinander. Die Letzte etwa zehn Meter von dem Schacht entfernt, in den Raymond seine Beine baumeln ließ. Ein geöffneter Werkzeugkasten stand auf dem Boden vor den Trommeln. Ich nahm einen weiteren Schraubendreher heraus.
»Haben Sie von dem Hurrikan gehört, der auf uns zukommt?« fragte ich beiläufig, das teure Vanadium-Werkzeug in der Hand betrachtend.
Warren sah mich überrascht an. »Nein. Warum? Was ist damit?«
Raymond stützte seine Hände auf den Boden, drückte sich ab und sprang elegant aus dem Schacht. Anschließend klopfte er sich die Handflächen an seiner Hose ab und trat zu uns, gefolgt von Captain Johns, der jetzt auch Interesse an der Unterhaltung zu haben schien und das Wort ergriff.
»Der Doktor meint einen tropischen Sturm, der seit zwei Tagen in der Karibik tobt. Unsere Wetteraufklärung hat ihn beobachtet und als für uns unbedeutend eingestuft.« Der Captain zuckte mit den Schultern. »Kommt hier zu dieser Jahreszeit fast jede Woche vor.«
Warren sah ihn unsicher an.
»Bevor heute Mittag unser Radio ausgefallen ist«, fuhr ich mit einem ernsten Seitenblick auf Johns fort, »kam wiederholt die Durchsage, dass ein massives Tiefdruckgebiet bei Belize bereits die Küste erreicht hat und in zwei Tagen im Petén sein kann. Es besteht bereits aus fünf oder sechs Hurrikans und weitere Keimzellen sollen vorhanden sein.«
Warren sah sichtlich betroffen aus.
Nachdenklich sagte Raymond: »Selbst wenn es uns nur
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