Coruum Vol. 2
Tor-Technologie der Heratis der wahre Grund für diese Potentialkatastrophen sein könnte. Jemand – oder eine Gruppe – versuchte es möglicherweise so aussehen zu lassen, um die Angst der schlecht Informierten zu schüren.
Besonders unlogisch erschien ihm eine Nachricht vom Vortag, die einen Angriff auf ein lokales Trading-Center auf einer freien Welt im Bereich der 7K beschrieb. Wäre das tatsächlich der Fall gewesen, hätte er längst vor der Veröffentlichung der Meldung über den internen Nachrichtendienst der Gilde davon erfahren. Jeder Gildenstützpunkt auf einem Planeten innerhalb des Roten Nebels stellte ein eigenes Refugium dar, ein Gebiet, in dein die lokale Macht außer Kraft gesetzt war.
Jede Welt akzeptierte diese Bedingung, wenn sie mit der Gilde Handel treiben wollte. Natürlich waren in der Geschichte oft Situationen entstanden, in denen die Autarkie eines Trading-Center-Refugiums nachträglich in Frage gestellt worden war und es gab auch Ereignisse, in denen Trading-Center angegriffen oder sogar zerstört worden waren. Er war selbst einmal in einem solchen Trading-Center auf der freien Welt Regelion gewesen, als politische Flüchtlinge und Verbrecher dort Zuflucht gesucht hatten. Die vorsitzende Händlerin der lokalen Gildenenklave hatte die Verbrecher ausgewiesen und den politischen Flüchtlingen Asyl gewährt. Das hatte der Regierung nicht ausgereicht, ihre Truppen waren unter hohen Verlusten in das Refugium eingedrungen und hatten die Flüchtlinge vor Kamirs Augen bis auf ein Mädchen, das er rechtzeitig verstecken konnte, liquidiert. Die anwesenden Händler waren verbannt und das Trading-Center geschlossen worden. Die Gilde hatte mit der vollständigen Isolation Regelions vom Rest des Roten Nebels reagiert und der Bevölkerung des Planeten die wahren Gründe dafür genannt. Nach knapp zwei Jahren war die Regierung in einer planetenweiten Revolution untergegangen und die Gilde hatte ihr Refugium zu neuen, verbesserten Konditionen zurückerhalten.
»Sie ist eingetroffen, Herr«, hauchte Neuilles Stimme in sein Ohr. Seine Dienerin befand sich ein paar Schritte hinter ihm und verfolgte das Geschehen im Trading-Center auf ihrem persönlichen Holodisplay. Er hörte das leise Klingeln der kleinen, in ihre schwarzen Haare eingeflochtenen Glöckchen, als sie sich bewegte, um seinen Teller abzuräumen.
Kamir tupfte sich mit einer Fett neutralisierenden Serviette den Mund und stand auf.
Bei dem Anblick der Ersten Händlerin, welche der lokalen Repräsentantin der Gilde auf Ankatarh, Ker Es’Maram, den Gang zwischen dem lockeren inneren Kreis der Tische und dem äußeren Ring der Logen folgte, erhoben sich alle Anwesenden wie eine Person. Die Gespräche im hohen Saal verstummten schlagartig. Wie in jedem Refugium der Gilde waren die persönlichen Eskorten der Händler in einem speziellen Bereich des Trading-Centers zurückgeblieben. Lediglich ein Diener folgte ein paar Schritte hinter Karbedi mas Boroudy, die einzelnen Händlern erkennend zunickte. Sobald Ker Es’Maram sie in Kamirs Loge geführt hatte, respektierten die anderen Händler den privaten Charakter des Besuchs ihrer höchsten Repräsentantin und begannen ihre Gespräche leise fortzusetzen.
Kamir stand an der obersten Stufe seiner Loge, als Karbedi eintrat. Ker Es’Maram, Neuille sowie der Diener der Ersten Händlerin entfernten sich bis vor eine niedrige Steinstufe außerhalb des Logenbereichs, welche die Reichweite des akustischen Schildes der Loge anzeigte. Er ging seiner langjährigen Freundin entgegen, küsste sie leidenschaftlich, bevor sie sich minutenlang eng umschlungen in den Armen hielten.
»Acht Monate sind zu lang, mein Lieber!«, flüsterte Karbedi, löste sich aus der Umarmung und fuhr mit ihrem rechten Zeigefinger den dunkelblonden Barthaaren nach, die eine ganz besondere Perle an Kamirs linker Wange hielten.
Er nickte und sagte: »Ganz sicher, Kara, bitte nimm Platz.« Er sendete Neuille ein Zeichen, dass sie wieder eintreten könne. »Was möchtest du trinken? Ich habe uns eine Kleinigkeit zum Essen ausgesucht. – Weißer Thram würde passen.«
»Dann nehme ich vom dem, den du hast kaltstellen lassen, Lieber«, entgegnete sie lächelnd und setzte sich in einen hochlehnigen Sessel aus einem dunkelbraunen Holz links des Platzes von Kamir.
Beide spürten durch die Oberfläche der ungezwungenen Umgebung hindurch die unterschwellige Anspannung des anderen. Während Neuille ihnen hauchdünne Silicat-Gläser reichte
Weitere Kostenlose Bücher