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Coruum Vol. 2

Coruum Vol. 2

Titel: Coruum Vol. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
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schnell neben dem Standbild, bis sie 17573 bei Cestorine 1. anhielten. Keine hatte je einen solchen Ring getragen oder ein solches Zepter besessen. Er sichtete die verbleibenden offiziellen Inthronisationsbilder der Urmütter bis zu Ramone 1. in der Gegenwart – keine.
    Gut, dann war das wohl eine einmalige Ausnahme ohne Bedeutung. Noch mal von vorn.
    Das Holodisplay sprang zurück zu Mesaphode 4. Hier fehlte die Gehirnmuster-ID. Vater Rastolon überlegte. Die Bilder liefen mit steigender Geschwindigkeit zurück in der Zeit. Bis Kryptia 11. 25245 war die Liste der ID’s lückenlos. Das war ungefähr das Zeitalter in dem die Reinkarnationstechnik ausgereift war. Mesaphode 4. war die erste Urmutter ohne dokumentierte ID. Die Bilder liefen wieder in Richtung Gegenwart und stoppten bei Ramone 1.
    Vater Rastolon setzte sich langsam im Sessel auf, er spürte die Euphorie langsam, behutsam, zurückkehren – nur nichts übersehen.
    Was hatte er hier entdeckt? Die Wogen des unfassbaren Hochgefühls schlugen über ihm zusammen. Wenn er dieses Wissen richtig einsetzte – er schluckte – könnte er seinen alten Stand und mehr zurückerlangen. Er würde endlich diesen alten Körper ablegen können.
    Aber er würde sehr vorsichtig vorgehen müssen und er brauchte einen Verbündeten – oder eine Verbündete .

 
8 Erde
Schottland, Apholl Castle
14. Oktober 2014
30397/1/14 SGC
     
     
Donavon
     
    Aus dem Spiegel starrte mich ein Fremder an. Das Einzige, was mir auf Anhieb bekannt vorkam, waren die Augen, die nicht glauben wollten, was sie sonst noch sahen. Vom mehr als einwöchigen Bart einmal abgesehen, war der unbehaarte Teil meines Gesichts mehr oder weniger stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Ein paar kleine Kratzer an den Wangen und der Stirn juckten und waren bereits mit Schorf bedeckt. Meine Oberarme und der Oberkörper wiesen einige recht lange Schrammen auf, die blau und gelb unter einer Lage rot-oranger Jodlösung schimmerten. Die Ringe unter den Augen waren noch nicht da gewesen, als ich das letzte Mal in einen Spiegel gesehen hatte, die aufgeplatzten Lippen auch nicht. Wann war das noch gewesen?
    Ich vermied es mit aller Kraft, an den Verlust von Karen zu denken. Ich fühlte mich dafür bei weitem noch nicht bereit – es gelang mir nicht. Dunkel erinnerte ich mich an das traurige Kopfschütteln von Rory Macintosh, als ich das letzte Mal aus meiner Betäubung erwacht war. Der RLAV hatte am Rand eines großen Sees inmitten des Regenwaldes gestanden. Mein Blick aus dem kleinen Fenster war über die ruhige Wasseroberfläche geglitten und dann an zwei schräg aus dem See ragenden Baumspitzen hängen geblieben. Ich hatte sofort gewusst, dass es die Wipfel der in den Cenote eingebrochenen Zapote-Bäume waren, an denen Sturgis und ich herausgeklettert waren. Ein Weinkrampf erfasste mich, als vor meinem inneren Auge das Bild der über die beiden Frauen hereinbrechenden Wassermassen erschien. Laut schluchzend setzte ich mich auf mein Bett und vergrub das Gesicht in den bandagierten Händen.
    Die Zimmertür öffnete sich leise und schwere Schritte kamen langsam näher.
    »Aye, mein Guter. Schön, dich wieder zu sehen«, sagte Brian und setzte sich neben mich, legte seinen Arm um meine Schultern. Das Bett ächzte unter unserem gemeinsamen Gewicht. Ich heulte noch ein paar Minuten weiter, während er einfach nur neben mir saß und da war.
    Schließlich stand er auf und holte aus dem Badezimmer ein Händehandtuch, das er mir mit einem vorsichtigen Grinsen reichte. »Groß genug?«
    »Danke« sagte ich, den Kloß in meiner Kehle hinterschluckend, an den Brief denkend, den Rory mir in Coruum gezeigt hatte, »danke für alles, Brian.«
    Da ich meine Hände im Verband nicht bewegen konnte, nahm ich das Handtuch mit den Fingerspitzen und wischte mir vorsichtig damit übers Gesicht. Ich war wieder auf Apholl Castle. Die Digitaluhr auf meinem Nachttisch zeigte wenige Minuten nach drei Uhr in der Nacht des vierzehnten Oktobers. In dem Moment realisierte ich zwei Fakten: Erstens, dieser Teil der Welt funktionierte noch und zweitens, nichts war mehr so wie noch vor fünf Wochen, als ich das letzte Mal hier gesessen und mit Karen telefoniert hatte.
    »Willst du etwas essen, Don?«
    Ich horchte in mich hinein und nickte. Die kalte Bohnenkonserve aus Coruum schien Wochen zurückzuliegen. »Lass uns runter gehen«, antwortete ich, »du musst mir nur beim Anziehen helfen.«
    Ein paar Minuten später gingen wir über den nur schwach

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