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Cosm

Cosm

Titel: Cosm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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von den heißen Glutpünktchen junger Sterne erhellten Nebelflecke.
    »Es ist wirklich ein Wunder.«
    »Wir wollen sehen, wie weit es sich entwickelt. Allerdings steht zu befürchten, daß die Verbindung sich auflöst.«
    Er sah sie an, der Cosm übergoß sein Gesicht mit rosigem Schein. »Das darf nicht geschehen.«
    »Wir können leider nicht viel dagegen tun.«
    Er deutete energisch auf den U-Magneten. »Halten Sie es fest.«
    »Das ist leider nicht so einfach …«
    »Ich habe allen Respekt vor Ihren Fähigkeiten, Professor Butterworth, aber das ist kein reines Forschungsobjekt mehr, das ist nationales Eigentum. Meine Berater haben mir versichert, damit seien wir dem Rest der Welt um Längen voraus.«
    »Das ist richtig, Sir. Aber wir wissen noch so wenig …«
    »Ich spreche sicher im Namen aller Amerikaner, wenn ich Ihnen sage: Wir wollen mehr davon sehen, Professor.« Er grinste breit. »Ich danke Ihnen, daß Sie es für uns gefunden haben.«
    Der letzte Satz klang ihr noch in den Ohren, als der Präsident bereits Zak, Max und einem halben Dutzend UCI-Größen zum Abschied die Hand schüttelte. Es war bewundernswert, wie er sich jedem einzelnen zehn Sekunden lang intensiv widmete, um dann ohne Stocken zum nächsten weiterzugehen. Wenige Minuten später hatte er auch das rituelle Bad in der Menge absolviert und mit seiner gesamten Entourage den Parkplatz erreicht. Dort mußte Alicia mit ihm auf eine Plattform steigen und sich der Presse stellen: eine kurze, markige Drei-Zeilen-Ansprache, ganz aufs Fernsehen zugeschnitten. Die Sender hatten noch eine Stunde Zeit, um die Szene an der Ostküste in die Abendnachrichten zu bringen. Und schon setzten die wehmütigen Abschiedsrufe der Zuschauer ein.
    Alicia winkte wie alle anderen, grinste Max an, schüttelte den städtischen Honoratioren die Hand und begrüßte Zaks Eltern, die jeden stumm anstrahlten, weil ihnen das glanzvolle Ereignis die Sprache verschlagen hatte. Wow!
     
    Die Pressestelle der UCI konnte es nicht lassen, nach Abfahrt des Präsidenten eine rauschende Pressekonferenz abzuhalten. Alicia ließ meistens Max reden, und als die Leute Fakten verlangten – »Lassen Sie uns das Ding doch mal sehen! « rief eine Stimme aus der Menge, für die man Klappstühle bereitgestellt hatte, und die Forderung fand rasch Unterstützung von allen Seiten –, schickte sie Zak vor. Das war keineswegs selbstlos, sie war nur nicht sicher, ob sie dem Drängen würde widerstehen können. Zak hielt sich gut und trug leidenschaftslos ›die reinen Fakten‹ vor.
    Zum Schluß mußte sie aber doch noch selbst ins grelle Scheinwerferlicht treten und sich dem Blitzlichtgewitter stellen. Sie hielt sich an die High Church-Strategie, wie Max es nannte: eine kurze Erklärung, der Cosm entwickle sich mit ständig steigender Geschwindigkeit, die Theorie lasse befürchten, daß die Verbindung bald abreißen könnte, und deshalb müsse sie zu ihrem größtem Bedauern auf weitere Interviews oder Presse-›Termine‹ verzichten, bis die ›kritischen Beobachtungsphasen‹ vorüber seien. Und dann setzte sie einen historischen Schlußpunkt, für den sie etliche Abende lang Literatur gewälzt hatte.
    »Um die Jahrhundertwende machte sich der französische Wissenschaftler Henri Poincaré Gedanken darüber, wie er seinen katholischen Glauben und die ehernen Gesetze meines Fachs, der Physik, miteinander in Einklang bringen könne. Was ihn störte, waren die Wunder. Er vertrat die Ansicht, wenn Wissenschaftler sich mit einmalig auftretenden Phänomenen befaßten, behebe sich die Wissenschaft der Kontrollmöglichkeitdurch eine Wiederholung des Ereignisses. Andererseits war auch die Schöpfung ein einmaliger Akt. Zwar hatte sie jede Menge Auswirkungen, man denke nur an Milchstraßen und Mädchen, die einer genaueren Betrachtung wert waren, aber der entscheidende Moment hatte nur einmal stattgefunden.«
    Der Stabreim bei Milchstraßen und Mädchen gefiel ihr besonders gut, und sie war immerhin soweit Feministin, um sich über das etwas abfällige Wort ›Mädchen‹ nicht mehr zu entrüsten, wenn es seinen Zweck erfüllte. Als sie nun über die Köpfe der Menge hinwegschaute und ihren Vater erkannte, freute sie sich wie ein Kind. Bisher hatte sie sehr ruhig und sachlich gesprochen, doch nun konnte sie nicht mehr verhindern, daß ihre Stimme vor Stolz und Rührung zu zittern begann.
    »Heute wissen wir, daß Poincaré unrecht hatte. Wir können sogar die Anfänge unseres Universums reproduzieren. Was

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