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Cosm

Cosm

Titel: Cosm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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nicht völlig angemessen waren, die zahllosen Ausnahmeerscheinungen in der natürlichen Welt sichtete. Und dieses Heer von geduldigen Ameisen schuftete, weil es neugierig war, weil es noch staunen konnte, und weil es ganz einfach gerne Rätsel löste – nicht aber, um am Ende irgendeinen Preis zu gewinnen.
    Zak kam herüber, sah sich die Karte an und lächelte. »He, das stimmt.« Auch Zak, dachte Alicia, war eine von diesen fleißigen Ameisen, die für den Fortgang der Wissenschaft weit wichtiger waren als jemand wie sie. Seine Loyalität zum wissenschaftlichen Weltbild und zu Alicia war unerschütterlich. Eigentlich hatte sie einen so selbstlosen Helfer gar nicht verdient.
    Sie schüttelte ungeduldig den Kopf. Das ging alles viel zu schnell, der reine Irrsinn. »Ich kann mir nicht denken, daß man jemandem einen Nobelpreis gibt, nur weil er durch Zufall …«
    »Sie wissen doch, daß mit dem Nobelpreis eher Entdeckungen als bloße Erklärungen belohnt werden.«
    »Ohne Ihre ›bloße Erklärung‹ wären Zak und ich nicht einen Schritt weitergekommen.«
    »Auch der Zufall kennt den ›genialen Moment‹«, sagte Max leise.
    »Das Genie tut, was es muß. Das Talent tut, was es kann. Ich bin ein Arbeitstier.«
    Max lachte nur.

 
    7 Eine Präsidentenvisite war ein logistisches Monstrum, das jeden, der es zum ersten Mal aus der Nähe miterlebte, in fassungsloses Staunen versetzte. Hoteldirektoren mußten mit ansehen, wie ihre Häuser über Nacht zu mehr oder weniger exakten Kopien desWeißen Hauses umfunktioniert wurden. Streifenpolizisten sahen sich plötzlich in eine Armee eingegliedert, die groß genug war, um Guatemala zu erobern. Auf den Parkplätzen der UCI drängten sich die Übertragungswagen der Rundfunk- und Fernsehsender.
    Nach und nach unterwanderten die Geheimdienstbeamten die Stadt. Wurden genügend Zuschauer erwartet? In möglichst unterschiedlicher Zusammensetzung? Die Vertreter des Weißen Hauses schätzten den hohen Asiatenanteil an der UCI – es war der höchste im ganzen Land –, obwohl die Asiaten ›offiziell‹ nicht zu den Minderheiten zählten, fürchteten aber, für die täglichen Fernsehaufnahmen zu wenig schwarze und lateinamerikanische Gesichter in der Menge zu haben. Der Secret Service schätzte das übersichtliche Gelände der UCI und die leicht zu überwachenden Grenzen. Die Vorhutteams trafen in Wellen ein, die Koordination oblag der Pressestelle des Weißen Hauses. Geld spielte keine Rolle. Eine Stunde Flug mit Air Force One kostete immerhin vierzigtausend Dollar. Bombensuchhunde durchstreiften das Physikgebäude und natürlich auch Alicias Labor. Auf dem Parkplatz erschienen die Mengen vermehren, bewegliche Wände, die für den Fall, daß nicht genügend Studenten auftauchen sollten – das Semester hatte noch nicht begonnen –, die Zuschauermenge zusammendrängen und damit optisch vergrößern konnten.
    Ein Flügel des Four Seasons , wo der Präsident nach einem politischen Dinner übernachten sollte, wurde neu verkabelt. Ein graues, mit abhörsicheren Telefonleitungen und Mikrowellenschüsseln gespicktes Ungetüm von einem Kastenwagen kam auf den Parkplatz vor dem Physikgebäude gefahren. Über Nacht wuchsen Barrieren und Pressepodien aus dem Boden. Der John Wayne Airport wurde bis zum Eintreffen von Air Force One geschlossen. Agenten durchstöberten den Campus und die Zufahrtsstraßen und sicherten die Deckel derKanalschächte. Andere gingen mit Fotos von zwielichtigen Gestalten von Tür zu Tür, stellten sich höflich vor und fragten, ob einer dieser Verdächtigen in den letzten Tagen gesichtet worden sei, oder ob es ungewöhnliche Vorfälle gegeben habe.
    Alles drehte sich um das richtige Bild. Wenn der Präsident zuerst mit ernster Miene den Cosm betrachtete und dann zu den Studenten und Wissenschaftlern sprach, die wie Kinder zu seinen Füßen saßen, ergab das landesweit bei allen vier Fernsehsendern plus CNN jeweils an die dreißig bis fünfundvierzig Sekunden, und dafür lohnte es sich, auf ein paar spektakuläre Schnappschüsse zu warten.
    Als der große Tag gekommen war, mußte Alicia mit dem ganzen UCI-Präsidium vor dem Observatorium antreten. Hinter den Absperrungen murrten die Zuschauer. Man hatte sie schon vor zwei Stunden herbestellt, und nun verdarb ihnen die sengende Sonne allmählich die gute Laune. Alicia lächelte unermüdlich und schwitzte in ihrem besten, marineblauen Kostüm, das sie auf Anweisung der UCI-Medienberater angezogen hatte, still vor sich

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