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Cosm

Cosm

Titel: Cosm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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ihm von dem Anruf aus Brookhaven erzählte und Überlegungen anstellte, was nun wohl folgen würde. »Brookhaven wird sich bestimmt sofort an die UCI-Verwaltung wenden«, schloß sie.
    Max nahm noch einen Schluck Merlot und dachte nach. Inzwischen hatte sich das Lokal gefüllt, aber die beiden bemerkten den steigenden Lärmpegel nicht. Alicia war es jetzt sehr viel leichter ums Herz. »Und weil dort lauter Bürokraten sitzen«, sagte er endlich, »werden sie einen Ausschuß ernennen, um sich beraten zu lassen.«
    »Warum trifft man die Entscheidung nicht ganz oben?«
    »Wenn man sich nicht ganz sicher ist, gibt es nur eins: Verantwortung abwälzen. Wenn’s brenzlig wird, braucht man das Expertengremium vielleicht als Sündenbock.«
    »Ich kann Untersuchungsausschüsse auf den Tod nicht ausstehen. Meistens drücken sie sich um jede Entscheidung herum.«
    »Aber Sie werden sich schon durchboxen, davon bin ich überzeugt.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Sie haben’s in sich. Wenn man Sie rumschubst, setzen Sie auch die Ellbogen ein, richtig?«
    Sie verzog den Mund und gab ihm nur mit Einschränkungen recht. »Nur, wenn es um wirklich wesentliche Dinge geht. Jeder ist für sein Leben selbst verantwortlich.«
    »Ein Menschenleben ist für die Götter nur ein Atemzug«, stellte er hochtrabend fest und trank noch einen Schluck Wein. »Alles andere ist Wahnsinn.«

 
    12 Sie baute zusammen mit Brad eine neue Diagnostik auf, als an die Labortür geklopft wurde. Da ihre Studenten nie anklopften, sondern einfach hereinplatzten, stand sie auf, um zu öffnen. Ihre protestierenden Rückenmuskeln erinnerten sie daran, wie lange sie schon in ein- und derselben Haltung dagesessen hatte. Du solltest mal Schnorcheln gehen, ermahnte sie sich. Wozu lebst du am Meer, wenn du nie ins Wasser springst? Sie wußte gar nicht mehr, wie lange sie nun schon vierzehn Stunden täglich arbeitete.
    Vor der Tür trat eine Fachbereichssekretärin nervös von einem Fuß auf den anderen. »Entschuldigen Sie die Störung, Professor Butterworth, aber Dekan Lattimer hat die ganze Zeit vergeblich versucht, Sie telefonisch zu erreichen. Sie möchte Sie dringend sprechen.«
    »Okay, ich mache hier nur noch fertig, und dann …«
    »Äh … sie sagte aber, sofort.«
    Alicia hörte von fern die Alarmglocken schrillen. »Lattimer ist Dekan für den Bereich Forschung, richtig?«
    »Ja.« Die Sekretärin hatte es sichtlich eilig. In dieser Hierarchie war ein menschlicher Bote bereits ein Teil der Botschaft.
    Alicia schloß die Tür. Einige von den weiblichen Angestellten wußten mit weiblichen Professoren noch immer nicht so recht umzugehen und flüchteten sich entweder in kumpelhaft solidarische Umgangsformen oder in steife Höflichkeit.
    Sie wandte sich achselzuckend an Brad: »Ich bin bald zurück. Hoffe ich jedenfalls.«
    Er saß über ein Durcheinander von Instrumenten gebeugt und blickte nur kurz auf. Seine Auffassungsgabe war erstaunlich, sie mußte sich immer wieder daran erinnern, daß er noch Student war. Er wirkte so unbeschwert und trat in typisch kalifornischer Manier stets in Freizeitkleidung auf, aber durfte sie deshalb seinen Ehrgeiz unterschätzen? »Ä … schon gut. Dieser UV-Zähler zeigt mehr Photonen an als je zuvor.«
    »Haben Sie irgend etwas verändert? Die Lichtleiter umgestellt?«
    »Nein, das hatte ich als nächstes vor.«
    »Aber Sie bekommen bessere Ergebnisse?« Sie zögerte, es fiel ihr schwer, sich von dem Rätsel loszureißen. »Vielleicht verändert sie sich.«
    »Wie bei dem Gezeiteneffekt?« Brad nickte und drehte an den Skalen eines Oszilloskops. »Das war richtig gruselig. Wenn er schon vorher dagewesen wäre, hätten wir ihn doch bestimmt bemerkt.«
    »Mag sein.« Wenn man andauernd von den Ereignissen überrumpelt wurde, verließ man sich irgendwann auf gar nichts mehr. »Und jetzt liefern die Photodetektoren höhere Zählraten?«
    »Ja, sie steigen ständig an. Wenn die Strahlung von Anfang an so stark gewesen wäre, hätte ich das Spektrum in einem Tag abnehmen können anstatt in einer Woche.«
    »Hmm. Und wenn Max nun recht hätte mit …?«
    »Mit seinen Wurmlöchern?« Brad prustete abfällig.
    Sie blinzelte erschrocken. Normalerweise stand es einem Studenten nicht zu, sich über die Ideen eines Professors vom Caltech lustig zu machen; Brad schoß mit seiner Selbstsicherheit allmählich über das Ziel hinaus. »Nur einmal angenommen, okay? Dann könnte der Anstieg der Lichtmenge bedeuten, daß die andere Seite sich

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