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Cosm

Cosm

Titel: Cosm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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sei es nur aus Fahrlässigkeit, Unterlagen zurückhältst, die für Ermittlungen in einem Fall mit eventuell kriminellen Aspekten von Bedeutung sind, dann darfst du niemand anderen belasten …«
    »Du meinst also, ich hätte fahrlässig gehandelt?«
    »Ich gebe nur die Möglichkeit zu bedenken. Du solltest das Ganze einmal aus der Perspektive des Staatsanwalts betrachten …«
    »Du solltest das Ganze einmal aus meiner Perspektive betrachten!«
    Max meldete sich schüchtern zu Wort. »Hören Sie, ich kann wirklich morgen wiederkommen …«
    »Sie bleiben«, fauchte sie, und hielt ihn mit der flachen Hand zurück, bevor er einen Schritt machen konnte. »Dad, du hast nichts als Juristenscheiße im Kopf!«
    Tom zuckte die Achseln. »Das ist mein Beruf.«
    »Aber die Sache ist … von ungeheurer Tragweite!«
    »Vieles erscheint wichtig, wenn man es aus nächster Nähe betrachtet, Honey, aber …«
    »Aber das ist wirklich wichtig.«
    Er reckte das Kinn vor und warf ihr einen Blick voll väterlicher Nachsicht zu, der bei ihr alle Alarmglocken schrillen ließ. Sie zwang sich, ein paarmal tief Luft zu holen. Mit einem Mal fiel ihr wieder ein, wie sie einmal als Teenager in ihr Zimmer gestürmt war und die Tür so heftig hinter sich zugeworfen hatte, daß das ganze Haus erzitterte. Ihr Vater hatte kein Wort gesagt, sondern nur einen Schraubenzieher geholt und die Tür ausgebaut. Ein paar Tage lang hatte sie es durchgehalten, ohne Privatsphäre zu leben, dann war ihr die Situation so unerträglich geworden, daß sie sich entschuldigte. Ihr Vater hatte nur genickt, hatte ihr einen Kuß gegeben und die Tür wieder eingesetzt.
    Mit Trotz kam sie nicht weiter. Sie stieß einen tiefenSeufzer aus. »Was wir geschaffen haben«, sagte sie, »ist nicht nur neu, es kann einem auch Angst machen.«
    Tom nickte zögernd. »Ich konnte dir da nicht ganz folgen. Aber wie sich die UCI verhält, ist schließlich sehr viel wichtiger als der Umstand, daß du irgendein neues Elementarteilchen …«
    »Irgendein neues Elementarteilchen? Es ist ein absolut unbegreifliches Phänomen.«
    »Ich kann ja verstehen, daß es viel für dich bedeutet …«
    »Nicht nur für sie, sondern für die ganze Welt«, sagte Max leise. »Falls wir recht haben.«
    Tom warf ihm einen spöttischen Blick zu, zog aber zugleich die Stirn in Falten. »Ist es wirklich so wichtig?«
    Der jähe Umschwung verriet Alicia, daß ihr Vater zwar zugehört hatte, als sie ihm von der Kugel – dem Cosm, wie sie sie inzwischen nannte – erzählte, aber über alles, was mit Physik zusammenhing, auch über die Auswirkungen, einfach hinweggegangen war. Er hatte sich nur auf die bürokratischen, die politischen Aspekte gestürzt. Typisch Dad; wenn Probleme auftauchen, ist das Wichtigste ein Hammer, die passenden Nägel werden sich schon finden.
    »Es könnte eine fundamentale Entdeckung sein. Ein Fenster in ein anderes Universum«, sagte Max.
    »Ich dachte, es gibt nur ein Universum.«
    Max setzte sich wieder und versuchte, ihrem Vater zu erklären, worum es eigentlich ging. Er fing das sehr viel geschickter an als sie, und so setzte sie sich ans andere Ende der Couch, auf der auch ihr Vater saß, und überlegte, warum sie eigentlich so empört war. Was ging es ihren Vater an, ob Max bei ihr übernachtete? Es war doch nichts zwischen ihnen. Lag es womöglich doch daran, daß Max ein Weißer war? Unglaublich.
    Aber warum hatte sie sich provozieren lassen? Sie fand sich im Nebel ihrer eigenen Emotionen nicht mehr zurecht und schlug sich die ganze Sache schließlich ausdem Kopf. In der kühlen, abstrakten Welt der Physik fühlte sie sich doch sehr viel mehr zu Hause.
    »Und solche Wurmlöcher könnten verschiedene Teile unseres Universums miteinander verbinden«, sagte Max eifrig und warf eine Skizze auf einen gelben Block, »sie könnten aber auch in ein ganz anderes Universum führen.«
    Tom betrachtete den Block mit skeptischem Blick, und plötzlich spürte Alicia eine tiefe Zuneigung zu diesem Gesicht mit den tiefen Furchen. Den ratlos-besorgten Ausdruck kannte sie noch aus ihrer stürmischen Teenagerzeit, als er Mama und Papa zugleich gewesen war, einmal fürsorglich und liebevoll, und im nächsten Moment der strenge Erzieher, der die Grenzen setzte. Schwierig war es geworden, als sie aufs College ging, um in Bereiche vorzudringen, die er nie verstanden hatte. Hatten sie jemals eine unbeschwerte Zeit miteinander erlebt? Wenn ja, dann konnte sie sich nicht daran erinnern. Maria war nur

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