Cottage mit Aussicht
aufsetzte. Anna gesellte sich zum Malen zu den Jungen, und Laura nahm die Treppe in Augenschein. Als Laura sich auf die kleine Ecke Tisch setzte, die nicht von Disneyfiguren bedeckt war, holte Chloe die Schokoladenkeksdose hervor.
Als die Jungen die Dose sahen, musterten sie Laura ängstlich; sie erkannten in ihr eine Autoritätsperson, obwohl sie nur Jeans und Pullover trug.
Chloe wählte einen Keks für jeden von ihnen aus, dann gab sie die Dose Laura zurück, die das kleinste Plätzchen nahm und erklärte: »Meine Lieblingssorte! Ich frage mich, was meine beiden gerade wohl treiben?«
Anna nahm einen größeren Keks. »Was tun sie denn, wenn sie bei ihrer Granny sind?«
»Meistens kochen sie.«
»Ich koche gern«, sagte der größte Junge. »Wir kochen manchmal in der Schule.«
»Ja, aber nur süße Sachen«, erwiderte Chloe, die den Mund voller Schokolade hatte. »Wann werden sie lernen, wie man einen Sonntagsbraten zubereitet oder eine schöne Pastasoße?«
»Ich fürchte, das ist unsere Aufgabe«, meinte Laura. »Ich schätze, der größte Teil der Erziehung findet zu Hause statt.«
Plötzlich ertönte von nebenan ein lautes Krachen. Anna, die an ihre frisch gewachsten Dielenbretter dachte, zuckte zusammen.
»Jetzt sagen sie bestimmt schlimme Worte«, warf Tom mit weiser Miene ein.
»Ja«, stimmte Laura ihm zu, »und genau deshalb sind wir hier und nicht drüben, um zu helfen. Wir wollen keine schlimmen Worte hören.«
»Ich mag schlimme Worte«, bekannte Bruno. »Aber Mami mag sie nicht«, fügte er hastig hinzu.
»Das ist richtig!«, pflichtete Chloe ihm bei. »Also, werdet ihr Anna das Modell von Caroline geben?«
»Wenn es fertig ist. Ich habe ihren Schwanz noch nicht gemacht. Und es ist eigentlich gar nicht Caroline.«
Anna inspizierte das Gipsmodell, das lange Schlappohren und leicht vorspringende Augen wie ein King-Charles-Spaniel hatte. »Aber es hat ihren lieben Gesichtsausdruck.«
»Wirst du mich dafür verfluchen, dass ich dir all diese Möbel aufgehalst habe?«, fragte Laura. »Ich wusste, dass du keine hattest, und im Wagen kam es mir gar nicht viel vor. Jetzt sieht es so aus, als wolltest du einen Secondhandladen eröffnen.«
»Wenn das Bett oben ist, wird es weniger überfüllt wirken«, meinte Anna vorsichtig. »Hauptsache, du nimmst es mir nicht übel, wenn ich mir alles vom Hals schaffe, wofür ich keinen Platz habe.«
»Natürlich nehme ich dir das nicht übel! Ich komme mir nur so dumm vor, dass ich all diese Dinge so lange gelagert habe, aber du weißt ja, wie das ist: Man lernt, ohne den ganzen Kram zu leben, und dann fragt man sich, warum man je daran festgehalten hat.«
»Du hast meine Bretter für mich gelagert«, erinnerte Anna ihre Schwester dankbar. »Die hätte ich nicht loswerden wollen. Sie sind wie reines Gold.«
»In der Mutter-Kind-Gruppe gibt es jede Menge Frauen, die nicht viele Möbel haben«, warf Chloe ein. »Und sie werden dir sicher gern alles abnehmen, was du nicht willst. Und einige Dinge brauchst du tatsächlich, Anna.«
»Das ist wahr«, pflichtete Laura ihr bei, dann taten die beiden Frauen sich zusammen, um Anna ein wenig tadelnd anzusehen, als stünde sie im Begriff, aller weltlichen Habe zu entsagen und in einer Höhle zu leben.
»Ich weiß!« Anna fühlte sich in die Enge getrieben. »Und ich schaue einem geschenkten Gaul nicht ins Maul. Die Möbel, die ich brauche, werden wirklich nützlich sein. Nur eben nicht gar so nützlich wie meine Bretter«, fügte sie leiser hinzu.
»Ich hoffe nur, dass du diese Treppe wirklich bauen kannst«, sagte Laura und sah wieder Chloe an. »Es ist sehr kompliziert.«
»Es wird wunderschön werden«, beharrte Anna. »Ich habe großes Glück, ein Exemplar zu haben, das ich kopieren kann. Es wäre viel schwieriger, wenn ich alles von Grund auf neu ausarbeiten müsste.«
Zu Annas Erleichterung (sie litt doch einigermaßen unter der Anspannung, zwei Ersatzmütter um sich zu haben) kamen kurz darauf die Männer zurück.
»Also«, begann Will. »Das Bett ist jetzt oben. Obwohl ich keine Ahnung habe, wie wir es über diese Leiter hochgebracht haben.«
»Sie will eine Treppe bauen«, erwiderte Laura.
»Sie versteht sich sehr gut aufs Heimwerken«, meinte Chloe.
»Der Bau einer Treppe fällt wirklich nicht unter Heimwerken, Liebes«, widersprach Mike.
»Du weißt schon, was ich meine«, entgegnete Chloe, die Anna ängstlich musterte, um festzustellen, ob sie sie gekränkt hatte.
»Nun, ich werde die Treppe
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