Cotton-Malone 03 - Der Pandora-Pakt
Ihnen ist doch sicherlich bewusst, dass Sie ihr die Möglichkeit zur Rache gaben, als sie zurückkehrten und sie um Hilfe baten. Sie hätte Sie sterben lassen. Möchten Sie ihr diesen Gefallen gerne erwidern?«
Diese Vorstellung schien ihr kurz zu schaffen zu machen, doch wie er es vermutet hatte, hatte sie ihr Gewissen seit langem verloren.
»Ich möchte einfach nur atmen. Wenn das der Preis dafür ist, werde ich ihn bezahlen.«
»Sie werden der erste Mensch sein, der von Aids geheilt wurde …«
»Der diese Geschichte erzählen kann.«
Er nickte. »Das ist richtig. Wir werden Geschichte schreiben.«
Das schien sie nicht besonders zu beeindrucken. »Wenn Ihr Heilmittel so einfach ist, warum sollte es dann nicht von jemandem gestohlen oder kopiert werden können?«
»Nur ich weiß, wo diese bestimmte Archaea-Art vorkommt. Glauben Sie mir, es gibt viele Arten, aber nur diese hier ist wirksam.«
Ihre trüben Augen verengten sich. »Warum ich das tun will, wissen wir. Aber was sind Ihre Motive?«
»Das sind viele Fragen für eine Sterbende.«
»Sie kommen mir vor wie ein Mann, der gerne Antworten gibt.«
»Zovastina behindert meine Pläne.«
»Heilen Sie mich, und ich helfe Ihnen, dieses Problem zu beseitigen.«
Er bezweifelte diese bedingungslose Zusicherung, doch es machte Sinn, die Frau am Leben zu erhalten. Ihr Zorn ließ sich gut kanalisieren. Anfangs hatte er gedacht, es sei das Beste, Zovastina ermorden zu lassen, und deshalb hatte er dem Florentiner freie Hand gelassen. Doch dann hatte er seine Meinung geändert und seinen Mitverschwörer verraten. Denn ein Attentat würde Zovastina nur zur Märtyrerin machen. Es war besser, sie in Verruf zu bringen. Sie hatte Feinde, aber die hatten alle Angst vor ihr. Vielleicht konnte er ihnen mit Hilfe dieser verbitterten Frau, die jetzt zu ihm hochsah, Mut machen.
Weder die Liga noch er hatten Interesse an einer Eroberung der Welt. Kriege waren in vieler Hinsicht kostspielig, und Vincenti fand vor allem den Raubbau am Wohlstand und den Ressourcen einer Nation unsinnig. Die Liga wollte ihr neues Utopia genau so, wie es zurzeit war, und nicht so, wie Zovastina es sich künftig vorstellte. Ihm ging es um die Milliardengewinne, und er wollte seinen Status als der Mann, der Aids besiegt hat, auskosten. Louis Pasteur, Linus Pauling, Jonas Salk und jetzt Enrico Vincenti.
Und so entleerte er den Inhalt der Spritze in den Zugang.
»Wie lange dauert es?«, fragte Karyn, und ihr müdes Gesicht leuchtete erwartungsvoll auf.
»In wenigen Stunden werden Sie sich schon viel besser fühlen.«
Malone saß vor dem Computer und googelte. Er fand Websites, die sich mit Altgriechisch befassten, und öffnete eine Seite, die Übersetzungen anbot. Er tippte die sechs Buchstaben ein – ΚΛΙΜΑΞ – und wurde sowohl von der Aussprache des Wortes als auch von seiner Bedeutung überrascht.
»Im Griechischen heißt es Klimax, und auf Englisch bedeutet es Leiter«, sagte er.
Er fand eine andere Seite, die ebenfalls Übersetzungen anbot, tippte wieder die griechischen Buchstaben ein und erhielt dasselbe Ergebnis.
Stephanie hielt noch immer die mit dem Goldstreifen umwickelte Kerze in der Hand.
»Ptolemaios hat viel Aufwand getrieben, um diese Botschaft zu hinterlassen«, sagte Thorvaldsen. »Das Wort muss von entscheidender Bedeutung sein.«
»Und was passiert, wenn wir die Bedeutung dieses Worts herausfinden?«, fragte Malone. »Worum geht es bei dieser ganzen Sache eigentlich?«
»Es geht darum«, sagte jemand von der Tür her, »dass Zovastina vorhat, Millionen von Menschen zu töten.«
Alle drehten sich um und sahen Michener in der Tür stehen.
»Ich habe gerade Viktor draußen in der Lagune zurückgelassen. Er war schockiert, dass ich über ihn Bescheid wusste.«
»Das kann ich mir vorstellen«, sagte Thorvaldsen.
»Ist Zovastina weg?«, fragte Malone.
Michener nickte. »Ich habe es überprüft. Sie ist vor kurzem abgeflogen.«
»Woher wusste Cassiopeia über Viktor Bescheid?«, wollte Malone wissen. Dann verstand er und sah Thorvaldsen an. »Dein Anruf. Draußen auf dem Kai, als wir hier ankamen. Da hast du es ihr gesagt.«
Der Däne nickte. »Sie musste diese Information dringend bekommen. Wir können von Glück sagen, dass sie ihn auf Torcello nicht umgebracht hat. Aber natürlich wusste ich da noch nicht, dass er für die Amerikaner arbeitet.«
»Mal wieder improvisiert?«, fragte Malone Davis.
»Okay, ich bin schuld. Aber es hat funktioniert.«
»Und drei
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