Cotton Malone 04 - Antarctica
Stimmengewirr war bis zum nächsten Tag verstummt. Nur ein paar Menschen waren noch unterwegs. Christl war ihm nicht aus dem Dom gefolgt, und nachdem er mit Stephanie gesprochen hatte, war er sogar noch verwirrter.
Das Leuchten Gottes.
Der Ausdruck musste in Einhards Zeit bedeutsam gewesen sein. Er musste etwas Eindeutiges bezeichnet haben. Ob die Worte bis heute eine Bedeutung hatten?
Das war leicht herauszufinden.
Er tippte SAFARI in sein iPhone ein, nahm Verbindung mit dem Internet auf und öffnete Google. Dort tippte er LEUCHTEN GOTTES EINHARD ein und dr ückte auf SUCHEN.
Der Bildschirm flackerte und zeigte dann die ersten fünfundzwanzig Treffer an.
Gleich der erste beantwortete Malones Frage.
48
Donnerstag, 13. Dezember
Charlotte
00.40 Uhr
Stephanie hörte ein Knacken und Knistern. Nicht laut, aber doch beständig genug, um zu wissen, dass jemand da war. Davis war eingenickt. Sie hatte ihn schlafen lassen. Er brauchte den Schlaf. Er war beunruhigt, und sie wollte ihm helfen, so wie Malone ihr geholfen hatte, doch sie war sich noch immer unsicher, ob sie eigentlich klug handelten.
Die Pistole in der Hand, versuchte sie, die Dunkelheit unter den Bäumen mit den Augen zu durchdringen und auf die Lichtung zu sehen, die Rowlands Haus umgab. Sie lauschte angestrengt und hörte wieder ein Knacken. Rechts von ihnen. Kiefernzweige knisterten. Sie achtete darauf, wo das Geräusch herkam. Es war vielleicht fünfzig Meter entfernt.
Sie legte Davis die Hand auf den Mund und klopfte ihm mit der Pistole auf die Schulter. Er wachte mit einem Ruck auf, und sie drückte ihm die Hand fest auf die Lippen.
»Wir haben Gesellschaft«, flüsterte sie.
Er nickte.
Sie zeigte auf die Stelle.
Wieder knackte etwas.
Dann entdeckte sie eine Bewegung bei Rowlands Pick-up. Ein dunkler Schatten tauchte auf, verschmolz mit den Bäumen, verschwand einen Moment lang vollständig und war dann wieder zu sehen, wie er auf das Haus zuging.
Charlie Smith näherte sich der Haustür. Herbert Rowlands Haus war inzwischen lange genug dunkel.
Den Nachmittag hatte er im Kino verbracht und mit Genuss ein Steak bei Ruth’s Chris verspeist. Alles in allem hatte er einen recht friedlichen Tag hinter sich. Er hatte die Zeitungsberichte über Admiral David Sylvians Tod gelesen und sich gefreut, dass niemand irgendwelchen Verdacht hegte. Vor zwei Stunden war er zurückgekehrt und hatte im kalten Wald gewacht und gewartet.
Doch alles wirkte ruhig.
Er betrat das Haus durch die Vordertür, deren Schloss lächerlich einfach zu knacken war, und genoss die Wärme. Zuerst schlich er sich zum Kühlschrank und überprüfte das Insulinfläschchen. Der Stand der Flüssigkeit war eindeutig gesunken. Er wusste, dass ein Fläschchen für vier Injektionen reichte, und schätzte, dass ein weiteres Viertel der Salzlösung verschwunden war. Mit behandschuhten Händen entsorgte er das Fläschchen in eine kleine Tüte.
Mit einem Blick auf die im Kühlschrank lagernden Whiskyflaschen stellte er fest, dass eine davon ebenfalls merklich leerer war. Herbert Rowland hatte offensichtlich seinen abendlichen Trunk genossen. Im Küchenmüll fand er eine gebrauchte Spritze und steckte sie ebenfalls in das Tütchen.
Er ging ins Schlafzimmer.
Rowland lag unter einer Quiltdecke und atmete nur noch ganz unregelmäßig. Smith überprüfte seinen Puls. Der ging langsam. Die Uhr auf dem Nachttisch zeigte beinahe ein Uhr morgens. Seit der Injektion waren wohl etwa sieben Stunden vergangen. Dem Dossier zufolge spritzte Rowland sich jeden Abend vor achtzehn Uhr sein Insulin und begann dann zu trinken. Da er heute Nacht kein Insulin im Blut gehabt hatte, hatte der Alkohol schnell gewirkt und zu einem schweren diabetischen Koma geführt. Der Tod würde bald eintreten.
Er zog einen Stuhl aus der Ecke. Er würde bleiben müssen, bis Rowland tot war. Aber er beschloss, nicht dumm zu sein. Die beiden Leute vom Vormittag gaben ihm immer noch zu denken, und so kehrte er ins Wohnzimmer zurück und nahm sich zwei der Jagdgewehre, die er dort zuvor bemerkt hatte. Das eine der beiden war eine Schönheit. Eine Mossberg mit Hochgeschwindigkeitsgeschossen und Kammerverschluss. Siebenschüssiges Magazin, großes Kaliber und eine beeindruckende Schussweite. Das andere Gewehr war eine Remington Kaliber 12. Eine der Ducks Unlimited- Sondereditionen, wenn er sich nicht irrte. Er hätte sich beinahe selbst einmal eine gekauft. Unter dem Gewehrgestell stand ein Schränkchen, das mit Patronen
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