Cotton Reloaded - 13: Die Informantin (German Edition)
bekleidete Blondine hinter dem Tresen blätterte lustlos in einer Zeitschrift. Im hinteren Bereich gab es eine kleine Bühne, auf der sich zu elektronischer Musik träge zwei Frauen mit zu viel Make-up und zu wenig Klasse rekelten. Neben der Bühne, ganz in der Ecke, stand ein Tisch, an dem ein Mann in einem grellbunten Trainingsanzug saß. Eine leicht bekleidete Brünette schien förmlich an ihm zu kleben.
»Der Papagei da hinten, das ist Lavankas«, sagte Brandenburg.
Ein Muskelprotz mit kurz geschorenen Haaren tauchte wie aus dem Nichts auf und baute sich vor Cotton und Brandenburg auf.
»Mr Lavankas empfängt keinen Besuch«, sagte er. »Sie gehen, bitte.«
Brandenburg strahlte übers ganze Gesicht und sagte: »Dich kenn ich doch aus Steroide zum Frühstück .«
Der Muskelprotz starrte Brandenburg unsicher an, der nach wie vor grinste wie ein Kind zu Weihnachten. »Ich versteh nicht …«
»Macht nichts, Iwan«, sagte Brandenburg und sein Lächeln erlosch. »Und jetzt geh mir aus der Sonne, oder ich mach deinen Zahnarzt reich und glücklich.«
Der Muskelprotz schaute Brandenburg ausdruckslos in die Augen, und was er dort sah, schien ihm nicht zu gefallen, denn er trat einen Schritt zur Seite und sagte mit gequältem Lächeln: »Mr Lavankas empfängt Sie jetzt, bitte.«
Brandenburg drängte sich am Muskelprotz vorbei und trat, gefolgt von Cotton, an Lavankas’ Tisch, wo er sich mit einem Seufzer auf einen der beiden freien Stühle fallen ließ. Den anderen belegte Cotton.
»Valdas, du alter Schweinepriester«, sagte Brandenburg, »du solltest dir wirklich mal neues Personal zulegen.«
Lavankas ignorierte die Stichelei und fragte: »Wie ich kann dir helfen, Joe?« Sein Akzent war so dick wie der Oberschenkel seines Muskelprotzes.
»Du könntest mir eine Sonnenbrille besorgen«, sagte Brandenburg, »denn wenn ich noch länger ungeschützt auf diesen Chemieunfall starren muss, den du Trainingsanzug nennst, werde ich blind.«
Lavankas’ Augen verzogen sich zu wütenden Schlitzen, dann lehnte er sich zurück und lachte polternd. Die Brünette auf seinem Schoß hüpfte auf und ab wie ein Schlauchboot in einem reißenden Fluss. »Joe, mein Freund«, sagte Lavankas, nachdem er sich die Tränen aus den Augen gewischt hatte, »ich mag dich. Sag mir, was führt dich zu mir?«
Cotton deutete mit dem Kinn auf die Brünette und sagte: »Wir sollten das besser allein besprechen.«
Lavankas tätschelte der Brünetten den Hintern und sagte: »Saschenka, mein Schatz, lass uns allein, sei so gut.«
Saschenka machte ein beleidigtes Gesicht und kletterte widerwillig von Lavankas herunter. Cotton vermutete, dass der wollüstige Ausdruck ihrer Lippen kein Zeichen von Ekstase war, sondern von großzügig gespritztem Silikon.
Während Cotton der davonstöckelnden Saschenka hinterherschaute, griff Brandenburg zu Lavankas’ Glas, trank einen Schluck und spuckte ihn neben sich auf den Boden.
»Heilige Scheiße!«, rief er. »Was ist denn das?«
»Red Bull, ohne Zucker«, sagte Lavankas.
»Und ohne Wodka. Auf euch Russen ist auch kein Verlass mehr.«
»Ich achte auf meine Gesundheit«, sagte Lavankas, »außerdem komme ich aus Litauen.«
»Ja, ja«, winkte Brandenburg ab, »für mich seid ihr Iwans, einer wie der andere.«
Cotton, dem das Geplänkel langsam auf die Nerven ging, wandte sich an Lavankas und sagte: »Was wissen Sie von Bobby Gold?«
»Bobby Gold? Tut mir leid, kenn ich nicht.«
»Valdas«, sagte Brandenburg mit mildem Lächeln, »hör auf mit dem Stuss. Gold ist dein größter Konkurrent. Und wir sind hinter ihm her. So einfach wirst du nie wieder einen Rivalen los. Also, wo steckt er?«
»Das weiß keiner«, erwiderte Lavankas, zündete sich eine Jin Ling an und hielt Brandenburg die Schachtel hin.
»Nein, danke«, wehrte Brandenburg ab, »ich häng an meinem Leben.«
»Mir reicht’s«, giftete Cotton in Richtung seines ehemaligen Partners. »Verschwinden wir von hier. Ich dachte, Lavankas sei ein großer Fisch«, er streifte den Litauer mit einem verächtlichen Blick, »aber wie es aussieht, würde dein Freund nicht mal seinen Hintern finden, wenn er mit Dünnschiss in einer Telefonzelle steht. Was weiß so ein Loser schon von einem Hai wie Bobby Gold?«
Cottons Provokation war erfolgreich. Lavankas beugte sich mit hochrotem Kopf über den Tisch und brüllte: »Vorsicht, Kumpel. Ich weiß nicht, wo Gold wohnt, aber ich kenne Wohnung von Freundin. Ha!«
»Gold hat eine Freundin?«, fragte Cotton
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