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Ständig dachte sie an Arthur. Marcus
kam ihr nur wenig in den Sinn. Das einzige,
weshalb sie einen Gedanken an ihn ver-
schwendete, war der Sex. Sex, den sie seit
ewigen Zeiten nicht mehr gehabt hatte. Zwar
war es ziemlich mieser Sex, aber es war Sex.
Diane hoffte, einzuschlafen, denn sie
wollte morgens wieder fit sein. Doch je mehr sie sich das erhoffte, desto weniger schaffte sie es.
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Das Telefonklingeln erlöste sie aus ihrem
Dilemma.
»Hallo!«
»Hallo, Diane, hier ist Marcus.«
»Hi«, sagte Diane wenig erfreut.
»Ich würde so gerne zu dir kommen.«
»Jetzt? Hast du sie noch alle! Es ist ein
Uhr nachts.«
»Ich kann nicht schlafen ohne dich. Ich
würde so gerne deine Muschi lecken. Ich
habe es einfach vergessen.«
»Du hast vergessen, mir die Muschi zu
lecken?«
»Ja.«
»Du spinnst ja wohl völlig!«
»Bitte, Diane, darf ich zu dir kommen?«
»Nein.«
»Nur kurz.«
»Nein!«
»Ich lecke dich nur ein bisschen und gehe
sofort wieder.«
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»Nein, verdammt! Und wenn du tausend-
mal bettelst. Ich habe einen anstrengenden
Job und kann es mir nicht leisten, nachts auf zu sein. Du bist Künstler. Du kannst aussch-lafen und malen, wann dir der Sinn danach
steht. Ich nicht. Also, gute Nacht.« Diane
drückte ihn weg. Die Telefone früher waren
besser. Die konnte man mit ordentlich Sch-
wung und viel mieser Laune auf die Gabel
knallen.
Diane konnte es kaum glauben, aber nach
diesem Telefonat schlief sie sofort ein.
***
Arthur war froh, heute nicht mit Diane
zusammenarbeiten zu müssen, denn sie war
sehr schlecht gelaunt. Das Irrsinnige war,
dass sie das auch noch die restliche Woche
über war. Selbst als Arthur ihr einmal ab-
sichtlich die Hand auf die Schulter legte, als sie an ihrem Schreibtisch saß und er neben
ihr stand, zuckte sie schräg zurück, sodass er gezwungen
war,
die
Hand
wieder
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wegzunehmen. Es gab keine Chance, an sie
heranzukommen. Leider übertrug sich ihre
schlechte Stimmung auch manchmal auf ihn.
Er zwang sich dann zur Ruhe und vor allem,
sie nicht anzuschreien.
Eines Morgens sagte Arthur: »Diane, was
ich Sie noch fragen wollte …«
»Wie kommen Sie dazu, mich Diane zu
nennen!«, giftete sie ihn an. »Mein Name ist Cleve …«
»Ist mir scheißegal!«
»Wie bitte?«
»Ich nenne Sie, wie ich will! Seit zwei
Monaten arbeiten wir nun schon zusammen
und alle nennen sich hier beim Vornamen.
Und sollten Sie es vergessen haben, ich habe das auch schon am ersten Arbeitstag getan!«
»Es ist …«
»Ich bin noch nicht fertig!«, polterte er
und fuhr fort: »Mir geht ihre schlechte
Laune wahnsinnig auf die Nerven! Entweder
Sie reißen sich jetzt zusammen oder …«
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Die Lippen fest aufeinander gepresst,
blickte sie ihn an und wartete. »Oder?«
»Oder ich werde Sie mal ordentlich
rannehmen.«
»Rannehmen?«
»Ja, durchvögeln!«
Diane erblasste, um dann zu erröten.
»Sie haben sie ja nicht alle! Außerdem, was
würde ihre Freundin dazu sagen!«
»Meine Freundin?«
»Beth!«
»Wie kommen Sie darauf, dass sie meine
Freundin ist?«
»Sie hat heute schon wieder angerufen
und wollte Sie sprechen. Sie sagte, sie sei
Ihre Freundin.«
»Wann hat sie schon mal angerufen?«
»Letzte Woche irgendwann.«
»Und warum sagen Sie mir das nicht,
Mrs Cleveland?«
»Also ist Sie doch Ihre Freundin!«
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Arthur ging langsam auf sie zu. Leichte
Angst spiegelte sich in ihren Augen. »Was
soll das? Was haben Sie vor?«
Als Arthur sie erreicht hatte, rollte Diane
mit dem Stuhl bis an die Wand. Er folgte ihr.
Als sie dagegen prallte, hielt sie die
Stuhllehnen mit den Händen umklammert.
Er beugte sich zu ihr hinunter und spürte
ihren heftigen Atem. Er roch süß, er passte
zu ihr. »Ich schätze es nicht, wenn Anrufe,
die für mich bestimmt sind, nicht weit-
ergegeben werden. Egal, wer es ist! Und ich
schätze es nicht, jeden Morgen mit einer
mies gelaunten Kollegin zusammenarbeiten
zu müssen. Und ich schätze es nicht, wenn
man mir unterstellt, wer sich in meinem Fre-
undeskreis befindet. Ist das jetzt klar?!«
***
Diane wusste nichts zu sagen. Sie fühlte
sich bedroht und eingeschüchtert. Hinzu
kam der unbändige Wunsch, Arthur an sich
zu reißen und ihn zu küssen. Sie wagte kaum
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zu glauben, einen ähnlichen Wunsch in sein-
en Augen zu lesen.
Plötzlich, ohne recht zu wissen, was sie
tat, drückte sie sich hoch und schob ihre
Hand in seinen Nacken, zog sein
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