Cowboy - Riskanter Einsatz
März, bevor du an Bord der Maschine nach Boston gegangen bist, aber …“ Er lachte, fluchte dann leise in sich hinein, und sie konnte beinahe sehen, wie er die Augen rollte. „Zur Hölle, wenn ich sowieso schon auf Knien vor dir herumrutsche, kann ich auch gleich ehrlich sein. Es ist nämlich so, Honey: Ich denke immerzu an dich, wirklich immerzu, und ich will dich wiedersehen. Bitte ruf mich an.“ Er hinterließ eine Nummer, wiederholte sie zweimal, dann legte er auf.
Der Anrufbeantworter piepte und verstummte.
„Oh. Mein. Gott.“
Melody sah auf und entdeckte Brittany in der Tür.
„Versucht dieser Typ, sich den Mister-Romantic-Titel zu holen?“, fuhr ihre Schwester fort. „Er ist ja hinreißend, Mel! Und dieser süße Cowboy-Akzent … Woher kommt er noch mal?“
„Aus Texas“, murmelte Melody. Lieutenant. Er hatte sich als Lieutenant Harlan Jones vorgestellt. Demnach war er befördert worden, bekleidete jetzt einen höheren Offiziersrang.
„Ach ja, richtig, Texas. Das hattest du mir erzählt.“ Britt setzte sich ihr gegenüber. „Mel, er möchte dich wiedersehen. Das ist doch großartig]“
„Nein, das ist es ganz und gar nichtl“, widersprach Melody. „Ich kann ihn nicht treffen. Wie stellst du dir das vor? Mein Gott, Britt, ein Blick auf mich und …“
Brittany sah sie an, als hätte sie gerade gestanden, ihre Nachbarn ermordet und die Leichen im Keller verscharrt zu haben. „Oh, Melody, du hast ihm nicht …“
„… dann weiß er Bescheid“, beendete Melody ihren Satz.
„Du hast ihm nicht gesagt, dass du schwanger bist?“
Mel schüttelte den Kopf. „Nein.“
„Du hast ihm nicht gesagt, dass du ein Kind von ihm erwartest? Dass er Vater wird?“
„Was hätte ich denn tun sollen? Ihm eine Postkarte schicken? Und wohin hätte ich die schicken sollen? Vor diesem Anruf wusste ich doch nicht einmal, wo er überhaupt steckt.“ Vor diesem Anruf hatte sie nicht einmal gewusst, ob er überhaupt noch am Leben war. Er war es. Er war noch am Leben …
„Melody, was du da getan hast, war sehr, sehr böse“, schalt Brittany sie. Als wäre Mel eine Fünfjährige, die beim Ballspielen im Wohnzimmer Mutters beste Lampe kaputt gemacht hatte. „Wenn ein Mann seine Freundin schwängert, hat er ein Recht darauf, das zu erfahren!“
„Ich bin nicht seine Freundin. Ich war nie seine Freundin!“
„Schwesterchen, du erwartest sein Kind. Mag sein, dass du nicht seine Freundin bist, aber du kannst nicht behaupten, ihr wärt Wildfremde.“
Melody schloss die Augen. Nein, wildfremd waren sie einander wahrlich nicht. Sie hatten drei Tage in jenem Hotelzimmer in einer Stadt des Nahen Ostens verbracht, deren Namen sie nicht aussprechen konnte. Und weitere drei Tage in Paris. Im Laufe dieser unglaublichen sechs Tage hatten sie sich öfter geliebt, als man zählen konnte. Einmal sogar in der engen Bordtoilette des Passagierflugzeugs, das sie nach Frankreich gebracht hatte.
Sie war die treibende Kraft dabei gewesen. Sie hatte ihn so sehr begehrt, dass sie nicht warten konnte. Nicht bis zur Landung, schon gar nicht, bis das Taxi sie zum Hotel gebracht hatte. Das Flugzeug war kaum besetzt gewesen. Sie hatte gedacht, es würde nicht groß auffallen, wenn sie eine Weile nicht auf ihren Plätzen saßen.
Also hatte sie Jones nach hinten gelockt und sich mit ihm in die enge Bordtoilette gequetscht.
Drei Tage kannte sie ihn erst, aber sie wusste bereits ganz genau, wie sie ihn mit einer leichten Berührung total heiß machen konnte. Und Jones – er brauchte sie nur anzuschauen, um sie zu entflammen. Binnen kürzester Zeit kochte die Luft in der engen Kabine.
Aber er hatte kein Kondom dabei. Sie lagen alle in seinem Gepäck. Und auch sie hatte keines zur Hand …
Unter diesen Voraussetzungen miteinander zu schlafen war ausgesprochen unklug gewesen.
Brittany ging zum Anrufbeantworter, spulte das Band zurück, hörte die Nachricht noch einmal ab und schrieb die Telefonnummer auf, die Jones hinterlassen hatte. „Was meint er mit: ‚Ich weiß, was du gesagt hast, bevor du an Bord der Maschine nach Boston gegangen bist‘? Wovon redet er?“
Melody stand auf. „Er redet von einem vertraulichen Gespräch, das wir miteinander hatten, bevor ich nach Hause geflogen bin.“
Brittany folgte ihr aus der Halle. „Für mich klingt das, als wärst du diejenige gewesen, die beendet hat, was immer zwischen euch gelaufen ist.“
Melody nahm die Treppe nach oben in Angriff. „Britt, was ich ihm gesagt habe,
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