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Cowboy - Riskanter Einsatz

Cowboy - Riskanter Einsatz

Titel: Cowboy - Riskanter Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Brockmann
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fühlen.“
    Andy sah sie skeptisch an.
    „Na komm schon“, drängte sie ihn. „Das fühlt sich toll an.
    Erwischte sich die Handfläche an seinen dreckigen Shorts ab, bevor er ihr die Hand hinhielt. Sie nahm sie und legte sie auf ihren Bauch. Im gleichen Moment schlug das Baby anscheinend einen Purzelbaum.
    Andy zog seine Hand erschrocken zurück. „Huch!“ Dann streckte er sie zögernd wieder zurück, die Augen geweitet.
    Melody legte ihre Hand über die seine und drückte sie sanft auf die Rundung, die prall und fest wie ein Medizinball war.
    Andy lachte. Seine Zähne standen krumm und schief, einer war angeschlagen. „Das fühlt sich an, als wäre ein Alien da drin!“
    „Na ja, in gewisser Weise stimmt das ja auch“, erwiderte Melody. „Stell dir doch mal vor: Da lebt jemand in mir. Ein Mensch.“ Sie lächelte. „Ein kleiner, wunderbarer, liebenswerter Mensch.“ Und wenn sie Glück hatte, würde dieser kleine Mensch nach ihr kommen. Ihr Lächeln erstarb. Wenn sie ganz großes Glück hatte, würde sie nicht für den Rest ihres Lebens in smaragdgrüne Augen schauen und sich erinnern müssen …
    „Alles in Ordnung mit Ihnen?“, fragte Andy alarmiert.
    Es war irgendwie verrückt. Er war so zugerichtet, dass er aussah, als wäre er unter ein Auto geraten. Und da fragte er sie, ob mit ihr alles in Ordnung war! Unter der Fassade des harten Burschen steckte offenbar ein netter Junge.
    „Danke, ja, mir geht’s prima.“ Melody setzte erneut ein Lächeln auf. „Mir wird nur ab und zu schwindelig und … ein wenig übel.“
    „Müssen Sie gleich kotzen?“
    „Nein.“ Sie atmete tief ein. „Ich schlage vor, wir kümmern uns jetzt erst mal um dich“, meinte sie. „Vielleicht sollte ich dich ins Krankenhaus bringen?“
    Er wich zurück, nahm wieder die aufmüpfige James-Dean-Haltung an. „Kommt nicht infrage.“
    „Du hast Dreck in den Schürfwunden an deinen Knien“, versuchte Melody ihn zu überzeugen. „Das muss gesäubert werden. Alle deine Schrammen müssen gesäubert und desinfiziert werden. Meine Schwester ist Krankenschwester. Sie könnte …“
    „Klar doch. Ich werde ausgerechnet die böse Hexe an mich heranlassen.“
    „Dann bringe ich dich eben nach Hause zu Kirsty …“
    „Nein!“ Unter der Sonnenbräune und dem Schmutz war Andy plötzlich fahl geworden. „Ich kann nicht nach Hause, nicht so, wie ich aussehe. Vince hat gesagt…“ Er wandte sich abrupt ab.
    „Er hat gesagt: keine Prügeleien mehr“, erriet Melody. Gewalt passte einfach nicht ins Weltbild ihres Nachbarn.
    „Er hat gesagt, wenn ich mich noch ein Mal mit jemandem prügele, gibt er es mir.“ Andy schob sein Kinn vor und stand auf. „Kommt nicht infrage. Ich lasse mich nicht von ihm mit dem Gürtel verdreschen. Ich gehe einfach nicht wieder dahin.“
    Melody lachte laut auf: „Vince? Du glaubst, Vince werde dich mit dem Gürtel verdreschen?“
    „Ich hau ab“, erklärte Andy. „Mich wird ja sowieso niemand vermissen, nicht wahr?“
    „Andy, Vince trägt nicht einmal einen Gürtel.“ Vince Romanella sah vielleicht aus wie jemand, der sich eher auf seine Fäuste verließ als auf seinen Kopf, aber in den drei Jahren, seit denen er und seine Frau Pflegekinder betreuten, hatte er noch nie die Hand gegen ein Kind erhoben. Was er Andy „geben“ wollte, war nichts weiter als ein Schulheft. Und die Aufgabe, einen fünfseitigen Aufsatz über gewaltfreie Alternativen zu Prügeleien abzufassen.
    Aber noch bevor sie Andy das sagen konnte, war er schon fort. Er eilte über den Rasen, bemüht, nicht allzu auffällig zu humpeln.
    „Andy, warte!“
    Sie setzte sich in Bewegung. Er warf einen Blick zurück und rannte los.
    „Verdammt, Andy, warte auf mich!“
    Rennen konnte sie nicht. Also watschelte sie hinter ihm her, so schnell es ging, und stützte dabei ihren Bauch mit den Armen.
    „Andy! Vince wird dich nicht schlagen!“
    Aber er hörte sie nicht. Er flitzte über die Straße und rannte sie hinunter.
    Melody bewegte sich etwas schneller. Sie fühlte sich, als wäre sie einer der ganz großen Dinosaurier aus Jurassic Park. Die liefen auch so schwerfällig. Eigentlich hätte bei jedem ihrer Schritte der Boden erzittern müssen.
    „Andy, warte! Kann jemand Andy Marshall aufhalten! Bitte!“
    Erst fühlte sie sich benommen, dann war ihr schwindelig, und im nächsten Moment erleichterte sie sich auch schon des bisschen Frühstücks, das sie an diesem Morgen hinuntergewürgt hatte. Niemand beachtete ihre Hilferufe.

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