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Cowboy - Riskanter Einsatz

Cowboy - Riskanter Einsatz

Titel: Cowboy - Riskanter Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Brockmann
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seine Hand. „Das werde ich.“
    Er holte tief Luft, drückte die Tür auf, und sie betraten gemeinsam das Gebäude.
    Es war ein altmodischer, heruntergekommener Busbahnhof. Der Geruch von kaltem Zigarettenrauch und Urin wurde nur unvollständig überdeckt von dem widerlich süßen Chemiedunst eines Lufterfrischers. Die kahlen Wände waren trostlos, und die Industriekacheln auf dem Boden wiesen zahlreiche Sprünge und abgeplatzte Stellen auf, unter denen schmutziggrauer Beton sichtbar wurde. Die Herrentoilette war außer Betrieb, die Snackbar seit Ewigkeiten geschlossen und durch Automaten ersetzt worden. Dem grellfröhlichen Orange und Gelb der harten Plastik-Wartestühle hatten Tausende von schmuddeligen Fingern einen Graustich verpasst.
    Und auf einem dieser Stühle saß Andy Marshall, die Niedergeschlagenheit in Person, mit hängenden Schultern, die Ellbogen auf die Knie, den Kopf in die Hände gestützt.
    Erleichterung brauste durch Cowboys Körper. Plötzlich schien sich der Busbahnhof und mit ihm die ganze Welt um ihn zu drehen.
    Der Erleichterung folgte eine Welle eisigen Zorns. Wie hatte Andy ihnen das nur antun können! Dieser verdammte kleine Bastard! Sie waren alle fast durchgedreht vor Angst und Sorge!
    „Jones.“ Er drehte sich um und schaute in Melodys Augen. Tränen schwammen darin. Aber sie blinzelte sie weg und lächelte zu ihm hoch. „Ich denke, er ist schon genug bestraft“, sagte sie, als könnte sie seine Gedanken lesen. Als stünden ihm seine Gefühle ins Gesicht geschrieben.
    Cowboy nickte. Es war offensichtlich, dass dem Jungen die letzte Hoffnung genommen worden war, und nichts hatte seine Enttäuschung abmildern können. Weder Cowboy noch Andy hätte irgendetwas davon, wenn er ihn jetzt wütend zusammenstauchte.
    „Ich rufe Tom Beatrice an“, sagte er zu Melody. Er musste erst einmal sein inneres Gleichgewicht wiederfinden, bevor er den Jungen ansprach. „Ich will auch Harvard anrufen und ihm sagen, dass wir Andy lebend gefunden haben.“
    Sie hielt seine Hand fest, bis sie loslassen musste. „Gibst du bitte auch Brittany Bescheid? Bitte!“
    „Mach ich.“ Er ging zu den Telefonzellen und sah zu, wie Melody zu Andy hinüberging.
    Sie setzte sich neben ihn, aber der Junge schaute erst auf, als sie ihn ansprach. Cowboy war zu weit weg, um zu hören, was sie sagte, aber Andy wirkte nicht überrascht, sie zu sehen.
    Er beobachtete, wie sie miteinander sprachen, während er seine Telefonate erledigte. Tom reagierte mit stiller Dankbarkeit. Harvard war nicht zu Hause, und Cowboy hinterließ ihm eine Nachricht bei seinem Vater. Brittany weinte. Dann verfluchte sie den Jungen für seine Dummheit und dankte im selben Atemzug Gott dafür, dass er ihn beschützt hatte.
    Als Cowboy endlich auflegte, schaute Andy argwöhnisch zu ihm hinüber. Sein blasses Gesicht rief ihm das andere, schreckliche Bild in Erinnerung, das er für einen Sekundenbruchteil in der Tiefe des Steinbruchs zu sehen geglaubt hatte.
    Andys Gesicht sah so – mit Leben in seinen Augen – sehr viel besser aus.
    Cowboys Zorn löste sich einfach in Luft auf. Der Junge war am Leben. Oh ja, er hatte einen Riesenhaufen Scheiße gebaut, aber wollte ausgerechnet Cowboy ihm das vorwerfen? Er hatte selbst einige kolossale Fehler gemacht.
    Den ersten vor siebeneinhalb Monaten mit Melody in der Bordtoilette der Boeing 747. Ohne groß nachzudenken, hatte er mit dem Schicksal gepokert – und Melodys Leben unwiderruflich verändert.
    Sie blickte hoch, als er sich näherte, und er konnte Nervosität in ihren Augen erkennen. Er versuchte zu lächeln, um sie zu beruhigen, aber es reichte nur für eine Grimasse. Himmel noch mal, war er müde! Aber er durfte sich vorläufig nicht ausruhen. Ihm standen noch anderthalb Stunden Fahrt zurück nach Appleton bevor. Erst danach konnte er überhaupt daran denken, ins Bett zu gehen.
    In Melodys Bett zu gehen.
    Wenn sie ihn denn ließ. Zur Hölle, wenn er sich selbst denn ließ – jetzt wo er sicher wusste, dass er nicht das Recht hatte, sich jemandes Vater zu nennen.
    Er lachte innerlich spöttisch über sich selbst. Ja, klar doch. Als ob er Melody jemals einen Korb würde geben können. Ob es nun das Bedürfnis nach Trost war, wahre Liebe oder pure Lust, was ihn in ihre Arme trieb, er würde sie nicht von sich stoßen. Nicht in diesem Leben.
    „Es tut mir leid“, sagte Andy, noch bevor Cowboy sich setzen konnte.
    „Ja“, antwortete Cowboy. „Das weiß ich. Ich bin froh, dass es dir gut geht,

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