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CRASH - Ins falsche Leben: Roman (German Edition)

CRASH - Ins falsche Leben: Roman (German Edition)

Titel: CRASH - Ins falsche Leben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martyn Bedford
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bist du?« Alex gab sich Mühe, dass seine Stimme nicht schwankte.
    Dabei fürchtete er sich eigentlich nicht, obwohl der Typ älter, größer und kräftiger als er war   – und ihn offensichtlich schon das ganze Wochenende verfolgte. Aber der Blonde wirkte kein bisschen bedrohlich. Er verhielt sich eher so, als wollte er sich mit Alex anfreunden. Oder als wären sie schon Freunde. Trotzdem ging Alex’ Atem schneller.
    Der Typ nickte. »Wer ich bin? Absolut nachvollziehbare Frage unter diesen Umständen.« Er streckte die langen Beine aus, legte sie an den Knöcheln übereinander und schlug mit einem Fuß gegen den anderen, alshätte die Kapelle schon zu spielen angefangen. »Viel spannender finde ich die Frage: Wer bist
du, Alex

    Alex. Der Blonde hatte ihn Alex genannt.
    Dann kam er endlich drauf. Woher der Typ seinen richtigen Namen wusste. Der australische Akzent. Alex drehte sich im Sitzen um und betrachtete sein Gegenüber näher.
    »Rob?«
    »Bravo!«, sagte Rob. Sein Lächeln milderte den Sarkasmus. »Angeblich bist
du
doch der Schlauberger und Flip die Dummbratze.«
    Alex lachte. Die aufgestaute Beklommenheit entwich wie die Luft aus einem Ballon. »Aber, was   …?«, fragte er dann. »Bist du extra aus Neuseeland hergekommen?«
    »Nö, Kumpel, ich lebe jetzt wieder in Großbritannien. Schon ein paar Monate. Hast du eine Ahnung, wie öde es in NZ ist?« Er hielt ihm die Hand hin. Alex schüttelte sie zaghaft und zuckte vor Schmerz zusammen. »Was hast du gemacht?« Rob zeigte auf den Verband, den Mrs Garamond Alex am Morgen um das Handgelenk gewickelt hatte.
    »Bin beim Schlittschuhlaufen gestürzt. Du müsstest mal meinen Hintern sehen.«
    »Danke, aber eigentlich lerne ich die Leute vorher lieber etwas besser kennen.«
    Alex lachte. Rob auch. Es war viel, viel besser, als sich im P E-Forum zu treffen! Endlich hatte Alex einen PE gefunden, mit dem er persönlich sprechen konnte, der neben ihm auf einer Bank in Litchbury saß. Jemandwie er. »Und was
machst
du hier?«, fragte er Rob. »Ich meine, ich find’s toll, dass du hier bist, aber wozu die Heimlichtuerei?«
    »Hätte ich mir einen Termin geben lassen sollen?«
    Alex lachte unsicher. »Teri dachte schon, du hättest es auf mich abgesehen.«
    Robs Lächeln blieb unverändert. »Hey, wenn ich ein Stalker wäre, hättest du es mir nicht leichter machen können, nachdem du so viele persönliche Infos auf der Webseite gepostet hast.« Er beugte sich vor, ließ den Arm aber immer noch lässig auf der Banklehne liegen und schaute Alex direkt ins Gesicht. Alex fiel auf, dass sein Ellbogen verschorft und entzündet war. Auf einmal war Rob todernst. »Ich wollte mich selber vergewissern«, sagte er leise. »Überprüfen, ob du echt bist   … oder bloß ein Scherzkeks, wie die anderen glauben.«
    »Und? Was bin ich? Bin ich echt?«
    Rob nickte. »Einen anderen PE erkennt man auf den ersten Blick.«
    »Woran denn?«
    »Ach, Kumpel, du siehst einfach so verdammt einsam da drin aus.«
     
    Sie unterhielten sich. Es gab so viel zu erzählen, so viele Fragen. Alex wusste gar nicht, wo er anfangen sollte, aber es fiel ihm ganz leicht, mit Rob zu reden. Rob wusste Bescheid. Er wusste genau, was Alex durchmachte. Trotz des Altersunterschiedes (Rob war zweiundzwanzig) kam er Alex eher vor wie ein Kumpel oder älterer Bruder alswie ein Fremder, den er eben erst kennengelernt hatte. Rob war wie ein erfahrenerer, witzigerer großer Bruder, der ihm zuhörte und ihn ernst nahm. Und ihm obendrein das Gefühl vermittelte, erwachsen zu sein.
    »Wie kommt es, dass du so cool drauf bist?«, fragte Alex.
    »Ich hatte vier Jahre Zeit, mich daran zu gewöhnen. Bei dir sind es jetzt   … wie viel   … drei Wochen?«
    »Dann geht das also? Dass man sich daran gewöhnt?«
    »Stell es dir am besten wie einen Fluss vor.« Rob malte eine Wellenlinie in der Luft. »Die ganze Zeit über verdunstet das Wasser oder fließt ins Meer und gleichzeitig kommt immer wieder neues Wasser durch den Regen oder aus kleinen Bächen dazu   … trotzdem ist es immer derselbe Fluss.« Er schaute Alex an. Lächelte. »Hab ich mich einigermaßen verständlich ausgedrückt?«
    Die Kapelle schmetterte los. Rob schlug vor, woanders hinzugehen, aber Alex wandte ein, er sei hier verabredet. Er hatte Donna total vergessen; sie hatte sich verspätet und er hoffte inständig, dass sie gar nicht mehr auftauchte.
    »Mit wem denn?«, wollte Rob wissen. »Mit ’ner Freundin?«
    »Mit Flips

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