Crash: Thriller (German Edition)
hatte, nicht mit den Augen zu rollen. »Kommen wir wieder auf Olam zurück«, sagte sie. »Wie lange kennen Sie ihn schon?«
»Lassen Sie mich nachdenken.« Der Rav biss sich auf die Unterlippe und richtete den Blick wieder an die Decke. »Ja, es ist vier Jahre her. Olam hatte von unserer geistlichen Arbeit im Beit Schalom gehört und kam her, um mit mir zu reden. Wir haben nett miteinander geplaudert, und ein paar Wochen später hat er hier mit seinen Studien angefangen.«
»Sie haben gesagt, dass er älter ist als Ihre anderen Studenten?«
»Ja, er ist über fünfzig. Olam ist nach einer privaten Tragödie hierhergekommen, verstehen Sie? Sie erinnern sich an den Krieg im Libanon vor ein paar Jahren? Als wir gegen die Hisbollah-Mörder kämpften, die mit ihren Raketen über unsere Grenze geschossen haben?«
Monique nickte. »Ja, ich erinnere mich.«
»Viele junge israelische Soldaten wurden getötet. Olams Sohn war einer von ihnen.« Der Rav schüttelte den Kopf. »Aber die Wege des Herrn sind unerforschlich. Manchmal kann eine Tragödie wie diese hier dafür sorgen, dass Menschen Ihm näherkommen. Und das ist es, was Olam passiert ist. Er verließ sein Haus und seinen Beruf und machte sich auf die Suche nach Gott.«
»Was hatte er für einen Beruf? Bevor er hierherkam, meine ich?«
»Er war Wissenschaftler an der Hebräischen Universität, ein Experte für Computer. Und er hatte auch einige Verbindungen zur israelischen Regierung. Er kannte Leute auf hohen Positionen in der Armee und in der Luftwaffe. Er hat nicht gern darüber geredet, aber er hat mir ein paar Geschichten erzählt.«
David spürte, wie ihn ein Adrenalinstoß durchfuhr. Sie waren auf der richtigen Spur. Bennett hatte ihnen erzählt, dass Olam ben Z’man sich in den telefonischen Mitteilungen, die er für Jacob Steele hinterlassen hatte, als Informatiker bezeichnete. Die Verbindungen zur israelischen Regierung ergaben auch einen Sinn. Olam würde Hilfe von einflussreicher Seite gebraucht haben, damit seine Glasfaserleitung nicht auf den Plänen der Telefongesellschaft auftauchte.
»Vielleicht können Sie uns bei einer Sache helfen, Mr. Kavner«, sagte David. »Wir haben bereits unsere Ermittlungen an der Hebräischen Universität angestellt. Dort hat es nie jemanden mit dem Namen Olam ben Z’man gegeben. Ist das sein richtiger Name?«
Der Rabbi schüttelte den Kopf. »O nein! Sein richtiger Name ist Loebmann. Oder vielleicht Loehmann? Einer von den beiden ist es. Oder einer, der so ähnlich klingt.«
Monique sah misstrauisch aus. »Sie kennen seinen richtigen Namen nicht?«
»Wir nennen ihn hier in der Jeschiwa nie bei diesem Namen. Wir nennen ihn Olam ben Z’man, weil das der heilige Name ist, den er angenommen hat, als er mit dem Studium der Kabbala begann.« Er beugte sich über seinen Schreibtisch und schaute Monique eindringlich an. »Ich nehme an, Sie haben von der Kabbala gehört? Sie ist in Amerika sehr beliebt, höre ich.«
Sie antwortete nicht. Falten traten auf ihre Stirn. Sie dachte wahrscheinlich an dasselbe wie David. Mit den Informationen, die sie jetzt hatten, konnten sie Olam ben Z’mans richtigen Namen herausbekommen. Sie mussten sich nur nach einem früheren Professor im Fachbereich Informatik an der Hebräischen Universität erkundigen, dessen Sohn im Libanon gestorben war.
Rav Kavner wandte sich an David. »Was ist mit Ihnen? Wissen Sie, was die Kabbala ist? Viele Menschen in Amerika glauben, sie wissen es, aber was sie wissen, ist nur Unsinn. Sie glauben, die Kabbala ist eine Art jüdischer Kult mit geheimen Zeichen und allen Arten von meschugas .«
Wie es der Zufall wollte, wusste David ein paar Dinge über die Kabbala. Er hatte das Thema an der Columbia studiert, nachdem er mit der Physik Schluss gemacht und mit der Arbeit an seiner Dissertation in Wissenschaftsgeschichte begonnen hatte. Er hatte an einem Seminar »Geschichte der Wissenschaft im Mittelalter« teilgenommen, und die Kabbala war eines der Themen gewesen, die sie behandelt hatten. »Es ist ein Zweig der jüdischen Philosophie des Mittelalters«, sagte er. »Die Kabbalisten haben versucht, die grundsätzliche Beschaffenheit des Universums zu erklären. Sie wollten verstehen, wie ein unendlicher, ewiger Gott eine endliche, sterbliche Welt erschaffen konnte.«
Der Rabbi starrte ihn mehrere Sekunden lang an, ohne zu blinzeln. Dann lächelte er. »Ausgezeichnet! Ein Amerikaner, der tatsächlich etwas über die Kabbala weiß!« Er zeigte mit einem
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