Crash: Thriller (German Edition)
Uzi geliehen hatten. Als Nico noch ungefähr vier Meter vom Fuß der Treppe entfernt war, kauerte er sich nieder und spähte in den Keller. Ein alter bärtiger Jude rannte aufgelöst durch den Raum, während die Amerikaner neben der Leiche des Studenten knieten. Der Jude musste der Rabbi der Jeschiwa sein, dachte Nico, der »Rav Kavner«, den der Student zu warnen versucht hatte. Die Amerikaner hatten den Rabbi bestimmt deshalb aufgesucht, weil er eine Verbindung zu Olam ben Z’man hatte. Nico würde den Juden befragen müssen, um den Aufenthaltsort von Olam festzustellen. Aber es gab keinen Grund, die Amerikaner am Leben zu lassen. Sie hatten ihren Zweck erfüllt.
Er kroch ein bisschen näher an den Rand der Treppe und zielte mit der Heckler & Koch auf die Stirn der Schwarzen. Es war ein Jammer, dachte er – sie war ziemlich schön. Dann zog er den Abzug durch.
In letzter Sekunde musste Monique gesehen haben, wie sich etwas auf der Treppe bewegte, weil sie schrie: »Runter mit dir!« und David zu Boden schob. Dann hörte er noch einen gedämpften Schuss, und Monique fiel über ihn. Er spürte, wie ihr Körper zitterte, und hörte sie aufkeuchen, bevor er fühlte, wie ihm eine warme Flüssigkeit über das Gesicht lief. Im selben Moment sah er Rav Kavner mit einer für einen Mann seines Alters unglaublichen Geschwindigkeit durch den Raum eilen. Der Rabbi stürzte sich auf den Lichtschalter an der Wand, dann wurde es dunkel im Keller, und David konnte nichts mehr sehen.
Mehrere weitere Schüsse ertönten in der Dunkelheit. Die Geschosse prallten vom Zementboden ab und schlugen in die Geräte auf dem Metalltisch. Es befanden sich mindestens zwei bewaffnete Männer auf der Wendeltreppe, und obwohl sie inzwischen schossen, ohne etwas zu sehen, war David sich im Klaren, dass sie ihn bald treffen würden, wenn er keine Deckung fand. Monique lag auf ihm, ohne sich zu bewegen, aber er schaffte es, sich von ihr freizumachen und sie unter den Tisch zu ziehen. Er beugte sich über sie und legte eine Hand an ihren Hals, um nach ihrem Puls zu tasten, aber seine Finger waren bereits glitschig von ihrem Blut, und er konnte nichts fühlen. Seine Brust zog sich zusammen, und seine Augen brannten, und bevor er sich bremsen konnte, stöhnte er: »Nein, Gott, nein!« Dann fühlte er etwas gegen seine Lippen schlagen und hörte Monique heiser flüstern: »Sei still!« Sie hatte ihm mit der Handfläche auf den Mund geschlagen. Es tat verdammt weh, aber das war David egal. Er war heilfroh, dass sie noch am Leben war.
Eine weitere Salve von Schüssen schlug in den Metalltisch, und die Querschläger verfehlten Davids Kopf nur um wenige Zentimeter. Dann waren keine Schüsse mehr zu hören, sondern etwas, was er schlimmer fand: das Geräusch von Schritten, die die letzten Stufen der Treppe hinunterkamen. David wusste, dass es sinnlos wäre, sich weiter unter dem Tisch zu verstecken, sobald die bewaffneten Männer im Keller waren und den Lichtschalter fanden. Verzweifelt kroch er weg von Monique und tastete zwischen den Instrumenten auf dem Metalltisch herum, bis er einen der Laserspiegel fand. Das Spiegelgestell war ziemlich schwer, und einen Moment lang dachte er daran, das Ding nach den Männern zu werfen. Dann hörte er ganz in der Nähe ein schlurfendes Geräusch. David hob den schweren Spiegel, um damit denjenigen niederzuschlagen, der sich ihm näherte, aber bevor er ihn zum Einsatz bringen konnte, spürte er die Borsten von Rav Kavners Bart in seinem Gesicht. Der alte Mann krachte mit dem Kopf voraus gegen ihn, und sie rollten zusammen unter den Tisch. Weitere Geschosse schlugen in die Laser und Oszilloskope.
»Hier entlang!«, flüsterte der Rabbi. »In den Tunnel.«
»Tunnel? Was meinen …«
»Ich hab doch gesagt, der Tunnel der Schmuggler! Hier entlang!«
Der alte Mann kroch auf Händen und Knien vorwärts. David streckte die Hände nach Monique aus, aber sie schleppte sich schon in die gleiche Richtung. Hinter ihm hatte sich das Geräusch der Schritte verändert – die Männer waren nicht mehr auf der Treppe, sondern auf dem Zementboden und kamen schnell näher. David drehte sich rasch um und schleuderte ihnen den Laserspiegel entgegen. Er traf zwar keinen von ihnen, landete aber mit einem lauten Krachen an der Wand hinter ihnen, worauf sie sich umdrehten und in Richtung des Lärms schossen. Eine Funkenfontäne erhellte die Luft, als einige der Geschosse die Wendeltreppe trafen, und in diesem Blitz sah David, wie der
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