Crashkurs Wein (Allgemeine Einführungen) (German Edition)
und bestens ausgebildete, kompetente Kellermeister/-innen.
Von daher braucht ein wirklich guter Genossenschaftswein den Vergleich mit den Gewächsen guter Winzer absolut nicht zu scheuen. Auch hier gilt wie beim Winzer: Wenn Ihnen ein Wein einer Genossenschaft sehr gut geschmeckt hat, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Sie andere Weine von dort auch mögen.
DIE HANDELSKELLEREI
Die Handelskellerei ist vom Volumen her die wichtigste Vermarktungsform für Weine. Sie kauft Weine im Fass ein – entweder bei Einzelwinzern oder bei Genossenschaften oder bei anderen Handelskellereien. Die großen Mengen Wein, die von den Supermärkten und Discountern benötigt werden, können in der Regel nur von Handelskellereien oder sehr großen Genossenschaften bedient werden. Diese produzieren von einzelnen Weinen oft enorme Mengen, sodass sie rationell arbeiten und dem Preisdruck des Handels standhalten können. Nahezu alle Weine, die im Handel zwischen einem und drei Euro pro Flasche angeboten werden, stammen von Kellereien oder Genossenschaften. Bei diesen Weinen geht es auch weniger um Individualität und schmeckbare Lagenunterschiede oder Ähnliches. Hier wird meist eine solide Grundqualität und Berechenbarkeit im großen Stil angestrebt – trinkbare Weine, die unter dem gleichen Etikett möglichst immer ähnlich schmecken sollen, um die Erwartungshaltung der Verbraucher zu befriedigen. Es gibt aber auch sehr ambitionierte Handelskellereien, die sich bei den Winzern die Rosinen rauspicken und Premiumweine anbieten. Die Auswahl ist groß, denn die wenigsten Winzer füllen ihre Weine selbst in Flaschen ab. Meistens liefern sie ihre Trauben an eine Genossenschaft oder verkaufen den Wein oder die Trauben an die Handelskellereien. Und auch viele selbst abfüllende Winzer haben nicht genug Kunden, um ihre gesamte Ernte in der Flasche zu verkaufen. Sie verkaufen dann den Wein, der übrig bleibt, an Kellereien.
Aus diesen Quellen stammt der größte Teil der Weine, die weltweit konsumiert werden.
Zum Weineinkauf sollte man sich Zeit nehmen. Die meisten Fachgeschäfte legen dementsprechend großen Wert auf eine angenehme Atmosphäre.
WO KAUFE ICH MEINEN WEIN?
Ihre Möglichkeiten, irgendwo oder bei irgendwem an Wein zu gelangen, sind mannigfaltig. Selbst Baumärkte, Boutiquen oder Buchhändler bieten bisweilen den vergorenen Rebensaft an. Hier erhalten Sie eine Übersicht über die wichtigsten Einkaufsquellen.
Anreicherung
Wein, vor allem trockener Wein, braucht ein bestimmtes Maß an Alkohol, um gut zu schmecken. In kühleren Weinbaugebieten bilden die Trauben dafür oft zu wenig Zucker aus. Daher erlaubt das Weingesetz dort die Anreicherung: Dabei darf dem noch nicht vergorenen Traubenmost Zucker zugesetzt werden, der dann vollständig zu Alkohol vergärt. Das Anreichern heißt in Frankreich übrigens vornehm »chaptalisieren«.
WEINKAUF BEIM DISCOUNTER
Im genussmäßig preissensiblen Deutschland, wo viele Menschen lieber in Leichtmetallfelgen oder XXL-Flachbildschirme als in hochwertige Lebensmittel investieren, haben sich die sogenannten »Hard-Discounter« à la Aldi, Netto, Penny oder Lidl zur wichtigsten Bezugsquelle für Wein entwickelt. Das ist, wenn man nicht allzu hohe Ansprüche an Individualität und Charakter stellt, durchaus in Ordnung. Die Discounter haben meist ein kleines, überschaubares Weinprogramm, das sich schnell in großen Mengen umschlägt. Gut so, denn besonders einfache Weine schmecken frisch am besten. Wer also gerne eine süße Spätlese ohne Rebsortenangabe mag, einen leichten, simplen, trockenen Soave schätzt, zur Grillparty einen unkomplizierten, in Europa gefüllten Cabernet oder Chardonnay aus Übersee goutiert und pro Flasche möglichst nicht mehr als 2 € ausgeben möchte, hat hier ganz gute Karten, einen sehr fairen Gegenwert für sein Geld zu bekommen. In den letzten Jahren sind einige Discounter dazu übergegangen, beispielsweise zur Weihnachtszeit, zusätzlich teure, renommierte Weingattungen wie Barolo, Brunello di Montalcino oder bekannte Bordeaux anzubieten. Hier ist allerdings Vorsicht geboten: Manche Herkünfte sind einfach automatisch teuer, aber auch dort gibt es natürlich qualitativ recht überschaubare, in großen Mengen verfügbare Einstiegsqualitäten, die für die großen Anbieter am ehesten in Frage kommen. Wer also einen leckeren Rotwein vorwiegend aus der Rebsorte Sangiovese sucht, ist oft mit einem besonderen Chianti aus dem Fachhandel für 9 € besser bedient,
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