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Crashkurs Wein (Allgemeine Einführungen) (German Edition)

Crashkurs Wein (Allgemeine Einführungen) (German Edition)

Titel: Crashkurs Wein (Allgemeine Einführungen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Rindchen
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Weinbaugemeinden nennen – im Gegensatz dazu ist beispielsweise der Niersteiner Hipping eine der besten Weinbergslagen Deutschlands. Rund 200 der besten deutschen Weingüter haben sich in einem ziemlich ambitionierten Verein zusammengeschlossen:
    Dem VDP, Verband deutscher Prädikatsweingüter. Dieser strebt für seine Mitglieder eine Klassifikation nach burgundischem Vorbild an, bei der nur noch die besten Lagen als solche in Erscheinung treten und nur noch liebliche Weine Prädikate wie Kabinett oder Spätlese tragen sollen.

DEUTSCHLAND
    In Deutschland sind die Einstiegshürden für einen Qualitätswein relativ niedrig: Fast die gesamte deutsche Weinernte wird zumindest als »Qualitätswein bestimmter Anbaugebiete« (QbA) vermarktet. Und nahezu alle für den Weinbau zugelassenen Flächen dürfen Qualitäts- und Prädikatsweine erzeugen. Tafel- und Landweine (»Wein mit geschützter geographischer Angabe, g.g.A.«) gibt es zwar, sie spielen aber bislang keine große Rolle. Über den Qualitätsweinen rangieren verschiedene Prädikate. Für Qualitäts- und Prädikatsweine darf ab 2012 auch der Begriff »geschützte Ursprungsbezeichnung« verwendet werden. Eine Besonderheit: In Deutschland gibt es für jeden Qualitäts- oder Prädikatswein eine sensorische Prüfung, das heißt: Er wird von einer unabhängigen Kommission probiert. Wenn der Wein fehlerfrei ist und bei der Qualitätsweinprüfung mindestens 1,5 von 5 zu vergebenden Punkten schafft (das wäre in Schulnoten so etwas wie eine 4-) erhält er eine Amtliche Prüfnummer und ist damit verkehrsfähig , das heißt, er darf in den Verkauf gelangen. Der große Vorteil: Grob fehlerhafte deutsche Weine können so theoretisch nicht in den Handel kommen – jedenfalls nicht als Qualitätswein.
    Das deutsche Weingesetz stammt in seinen Grundzügen von 1971, und das merkt man ihm auch deutlich an. Damals waren viel mehr süße Weine gefragt, liebliche Spät- und Auslesen waren angesagt, und es ging darum, diese preisgünstig und in großen Mengen erzeugen zu können. Das uralte Wissen um die Qualität bestimmter Weinbergslagen interessierte fast niemanden mehr, kurzum: Das Bewusstsein für die Bedeutung des Terroirs war in Deutschland fast völlig verschwunden. Daher orientieren sich die offiziellen Prädikate für deutsche Weine bis heute fast ausschließlich an einem Kriterium: Dem Zuckergehalt des frisch gepressten Traubenmostes, ausgedrückt in Grad Öchsle (siehe > ). Vor dem Klimawandel erreichten die meisten Weine in Deutschland nicht die Öchslegrade, um zum Prädikatswein zu werden. Aus diesem Grunde verbreiteten sich ab den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts sogenannte »Neuzüchtungen«: Traubensorten, die ausschließlich daraufhin gezüchtet worden waren, auch in mäßigen Lagen hohe Zuckerwerte zu erreichen. Der Geschmack war dabei nebensächlich. Mittlerweile landen die meisten dieser Neuzüchtungen mit so klingenden Namen wie Ortega, Optima oder Albalonga, wenn sie überhaupt noch angebaut werden, oft anonym in den lieblichen Kabinett- oder Spätleseweinen ohne Rebsortenangabe im Supermarkt und Discounter – so kann man auch auf ehemaligen Rübenäckern prima Prädikatsweine produzieren.
    Als Folge des Klimawandels erreichen heute jedoch die meisten Trauben bei der Ernte so hohe Mostgewichte, dass sie zumindest als Kabinett, häufig sogar als Spätlese vermarktet werden könnten. Daher gibt es im Handel so viele Prädikatsweine im Niedrigpreisbereich. Wenn auf Prädikatsweinen nichts weiter draufsteht, sind sie fast immer lieblich – sonst steht es extra hinter dem Prädikat, zum Beispiel »Spätlese trocken« oder »Kabinett halbtrocken«. Die trockenen oder halbtrockenen Qualitätsweine werden mittlerweile zumeist als Rebsortenweine angeboten, aber auch hier sind die nichtlieblichen Weine meist extra deklariert, z.B. als »Silvaner trocken« oder »Spätburgunder halbtrocken«. Bei hochwertigeren Weinen sind meist Rebsorte, Prädikat und Ausbauart angegeben, also zum Beispiel »Weißburgunder Kabinett trocken«. Die Tendenz vieler Winzer geht aber immer weiter dahin, bei den trockenen Weinen die Prädikate einfach wegzulassen, also auch einen hochwertigen trockenen Riesling, der als Spätlese trocken angeboten werden könnte, einfach als »Riesling trocken« zu deklarieren. Steht hinter der Rebsortenangabe keine Geschmacksbezeichnung, können Sie in Deutschland mit hoher Wahrscheinlichkeit von einem eher lieblichen Wein ausgehen. Ansonsten gilt:

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