Crashkurs
sich an die Bilder aus England, als sich Bankkunden am Schalter der Northern Rock Bank um die letzten zur Auszahlung verfügbaren Banknoten prügelten? Das war ein solcher Bank-Run. Die ersten haben ihr Geld bekommen, aber wer zu spät kam, hatte das Nachsehen. Auch hier gilt wieder die alte Börsenweisheit: »If it’s panics, panic first!«
Die ersten Fragen, die sich die Menschen stellen, wenn die Märkte in schwere See geraten, sind deshalb verständlicherweise: »Wie sicher ist mein Geld?«, und: »Was passiert mit meinem Geld, wenn meine Bank Pleite macht?« Daraufhin antworten die Berater wie aus der Pistole geschossen: »Da kann gar nix passieren. Ihr Geld ist staatlich garantiert, und außerdem gibt es noch den Einlagensicherungsfonds, der sichert Sie zusätzlich ab.« Wirklich? Schauen wir uns das Ganze doch mal ohne Nebelkerzen an.
Zunächst einmal das Beste: Über Ihre Aktien und Fondsanteile müssen Sie sich keine Gedanken machen. Diese verwahrt die Bank nur für Sie. Selbst wenn die Bank Konkurs anmeldet, können Sie die Herausgabe der aufbewahrten Aktien und Fonds ebenso verlangen wie den Inhalt Ihres Banksafes.
Viel spannender ist aber, was mit Ihrem Guthaben auf dem Konto geschieht. Die Kundengelder im deutschen Bankensystem werden durch die Einlagensicherung geschützt. Diese Einlagensicherung besteht zum einen aus einer gesetzlichen Garantie. Diese ist aber pro Anleger auf 90 Prozent seines Geldes und maximal 20 000 Euro beschränkt. »Einlagen« sind hier nicht im orthopädischen Sinn zu verstehen, sondern meinen Guthaben auf Girokonten, Sparbüchern und Ähnliches. Wenn Sie also 10 000 Euro auf dem Sparbuch haben, bekommen Sie im Insolvenzfall 9000 Euro ausgezahlt. 1000 Euro sind weg. Haben Sie 100 000 Euro auf der Bank, bekommen Sie aber maximal 20 000 Euro. Von den übrigen 80 000 Euro müssen Sie sich leider verabschieden.
Aber halt: Um diesen GAU zu verhindern, gibt es über die gesetzliche Absicherung hinaus noch eine private Absicherung seitens der Banken, den Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes deutscher Banken e.V. beispielsweise. Ihm gehören viele große Banken in Deutschland an. Wenn Sie wissen wollen, ob Ihre Bank dabei ist, können Sie das unter www.bankenverband.de in Erfahrung bringen.
Diese Entschädigungseinrichtung ist eigentlich eine tolle Sache. Sie wirbt auch damit, dass die Entschädigungssumme jedes einzelnen Kunden bei 30 Prozent des haftenden Eigenkapitals der jeweiligen Bank liegt. Das bedeutet zum Beispiel, dass die Einlagen jedes einzelnen Kunden der Deutschen Bank bis zu einer Summe von etwa 10 Milliarden Euro geschützt sind. Jeder Kunde der Deutschen Bank, der weniger als 10 Milliarden Euro auf dem Konto hat, bekommt also von dieser Entschädigungseinrichtung sein gesamtes Geld wieder, wenn die Deutsche Bank pleitegehen sollte. Wer mehr auf dem Sparbuch hat, muss den Rest abschreiben, das sollte dann aber ohne größere Abstriche beim Jahresurlaub verkraftbar sein.
Hier endet meist das Beratungsgespräch, und der Kunde wähnt sich sicher und zufrieden. Sie können es sich bereits denken, dass dieses Thema, welches Sie in jeder Bankbroschüre nachlesen können, hier nicht so ausführlich erörtert würde, wenn es da nicht noch eine dunkle Seite hinter der strahlenden Fassade gäbe.
Haben Sie sich schon einmal gefragt, wer denn bitte schön die ganzen Milliarden bezahlen soll, wenn die Deutsche Bank Pleite macht? Herr Ackermann, verzeihen Sie, dass ich ausgerechnet Ihr Haus als Beispiel nehme, aber als größte private Bank der Republik ist es halt besonders anschaulich.
Der Einlagensicherungsfonds übernimmt die Zeche. Hat aber irgendjemand mal gefragt, ob der überhaupt genug Geld im Portemonnaie hat? Ich habe Anfang 2008 mal nachgefragt. Aber seltsamerweise keine Antwort bekommen. Laut den Statuten des Einlagensicherungsfonds besteht über den Inhalt des Topfes Geheimhaltungs- und Schweigepflicht. Man möchte keinen Anlass zu Spekulationen geben. Das ist doch der Hammer, oder? Stellen Sie sich vor, man verspricht Ihnen: »Im Notfall löscht die Feuerwehr Ihr Haus.« Wenn Sie aber wissen wollen, ob die Feuerwehr auch genug Wasser im Fahrzeug hat, sagt man Ihnen: »Das sagen wir nicht!«
So was schürt ja das Vertrauen ungemein und bringt mich erst richtig in Stimmung, da mal etwas tiefer zu schürfen. Und was ich da gefunden habe, hat mir gar nicht gefallen. Aus Insiderkreisen hört man – ich bitte diese Zahl lediglich als begründete Spekulation
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