Crashkurs
Dax.
Auch die Chartanalyse bietet keine Garantie, dass es so kommt, aber die Summe der Indizien ist mehr als nur beängstigend. Auch in den Jahren 2000 und 2001 konnte sich absolut niemand vorstellen, dass wir binnen zwei Jahren von 8000 Punkten auf 2300 Punkte einbrechen könnten. Das lag schlicht und ergreifend außerhalb jeder Vorstellungskraft. Umgekehrt konnte sich im Jahr 2003 niemand vorstellen, dass sich der Dax innerhalb von nur vier Jahren mehr als verdreifachen würde. Seien Sie sich also darüber im Klaren, dass das Undenkbare durchaus immer mal wieder Realität wird. Besonders an den Börsen. Nur weil etwas nicht sein soll, heißt es nicht, dass es nicht doch so sein wird.
Ursache des Absturzes damals war nur eine Überbewertung eines kleinen Teilsegments, nämlich der Internetaktien, die zu diesem Kursverfall rund um den Globus geführt hat. Anfang 2006 standen wir ebenso bei 6000 Punkten wie im Sommer 2008. Aber im WM-Jahr war weit und breit keine Krise in Sicht. Im Gegenteil, am Horizont nur blühende Landschaften und boomende Weltwirtschaft. Asienaufschwung ohne Ende. Im Sommer 2008 wird dagegen über das mögliche Ende der Welt diskutiert. Wenn es schon nicht ganz so schlimm wird, darin ist man sich einig, wird es zumindest ganz schön eng werden, und eine Rezession scheint unausweichlich.
Zusammengefasst: Die Risiken stehen im Herbst 2008 in keinem vernünftigen Verhältnis zur Chance und zur Realität. Also Finger weg von Aktien, bevor sich die Situation nicht grundlegend geklärt hat .
Aktien und Aktienfonds in Schwellenländern
Den Aktien in Schwellenländern widme ich hier einen eigenen Abschnitt, da ich immer wieder auf das Argument stoße: »Aber chinesische Aktien kann man doch behalten? Deren Konjunktur ist doch nicht so stark betroffen. Die haben genug Nachfrage im eigenen Land.«
Auf die Frage, ob China sich von der westlichen Konjunkturentwicklung abkoppeln kann, gehe ich auf S. 204 ff. ein. Hier nur so viel: Ich bezweifle, dass China dazu bereits in der Lage ist. 2014 möglicherweise ja, aber in der Gegenwart des Jahres 2008 hängt noch zu viel am Export in den Westen, als dass China die Krise einfach ignorieren könnte.
Aber China allein spielt hier nur eine untergeordnete Rolle. Die Aktienmärkte der sogenannten BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien und China) waren vollkommen überhitzt. Sehr viel ausländisches Kapital aus Amerika und Europa ist dorthin gewandert. »Die China-Story läuft noch Jahrzehnte, da kann man nur verdienen! Die Russen mit ihrem Gas! Die Inder sind auch eine Milliarde Menschen! Brasilien mit seinen Rohstoffen!« Erinnern Sie sich: Die Anlegerzeitschriften waren seit Jahren voll mit Empfehlungen für Investitionen in diesen Ländern. Millionen Menschen haben darauf gehört. Hinzu kommt, dass beispielsweise die Chinesen lange Zeit nur in chinesische Aktien investieren durften. Was haben die also gemacht? Chinesische Aktien gekauft. Bereits 2006 habe ich im Fernsehen einen Bericht verfolgt, in dem chinesische Hausfrauen in Viererreihen vor der Börse standen und sich über Aktien unterhalten haben. Da musste ich mal wieder an Altmeister Kostolany denken. Sie kennen meine Meinung, einige seiner Sprüche gehören ins Museum, andere in goldenen Lettern über jeden Schreibtisch. Dieser gehört mit Sicherheit zu letzterer Kategorie: »Wenn die Schuhputzer anfangen, dir Börsentipps zu geben, ist es höchste Zeit auszusteigen.« Und so war es auch diesmal. Der Markt war 2008 ins Surreale übersteigert, es herrschte fast schon eine weltweite Kaufhysterie nach chinesischen Aktien.
Hinzu kommt, dass sowohl die asiatischen als auch die russischen und brasilianischen Kapitalmärkte bei weitem nicht so liquide und organisiert sind wie die westlichen Märkte in Frankfurt, London oder New York. Als die großen Banken, Versicherer und Hedgefonds 2007 und 2008 dringend immer mehr Geld brauchten, haben sie das Geld zuerst aus jenen Märkten abgezogen, wo sie erstens die meisten Gewinne realisieren konnten und die zweitens die Gefahr in sich trugen, dass es zu einem späteren Zeitpunkt schwierig sein könnte, seine Aktien dort zu verkaufen. Daher brachen auch die russischen und asiatischen Märkte zuerst so stark ein. Die Amerikaner haben ihr Geld dort abgezogen. Das war auch der Grund, warum der US-Dollar im Spätsommer 2008 trotz aller Horrormeldungen so ungewöhnlich fest war. Ursache war die »Repatriierung« der Gelder. Man hat seine Aktien in Russland verkauft
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