Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Crashkurs

Crashkurs

Titel: Crashkurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Müller
Vom Netzwerk:
Bevölkerung in Deutschland schrumpft. Immer mehr Paare erben mehrere Häuser. Das Haus beider Elternpaare, vielleicht noch das von Oma. Selbst haben sie auch schon eins gebaut. Schon kommen drei Häuser zum Verkauf, was soll man auch damit. Auch das ist eine Folge der geringen Geburtenraten.
    Häuser sind bestimmt irgendwann wieder eine gute und sichere Kapitalanlage und Altersvorsorge. Aber erst, wenn ihre Preise wieder auf dem Boden der Realität angekommen sind. Erst, wenn die durchschnittliche Familie sich ein Haus leisten kann, ohne zeitlebens Sklave der Bank zu sein und Urlaubsreisen nur noch aus den Erzählungen ihrer zur Miete wohnenden Freunde zu kennen.
    Die Rechnungen, die seitens der Banken und Immobilienverkäufer immer aufgemacht werden, sind einfach nicht vollständig. Da wird die gesparte Miete mit den gezahlten Zinsen und Tilgungen verglichen. Aber wird auch eingerechnet, wie viel Zinsen man in dieser Zeit auf das eingesetzte Eigenkapital bekommen hätte? Wird auch eingerechnet, wie viel Kosten in den folgenden Jahrzehnten auf den Hausbesitzer zukommen, wenn das Dach tropft, die Heizung erneuert werden muss, der Wasserhahn leckt oder die Fenster undicht werden? Der Mieter ruft kurz beim Vermieter an, und das Thema ist erledigt. Der Hausbesitzer ruft bei seiner Bank an und überlegt sich dann, wie er seiner Frau beibringt, dass auch der nächste Urlaub leider ausfällt.
    Und wenn dann tatsächlich alles vor dem Ableben bezahlt sein sollte, ist das ganze Kapital im Haus gebunden. Ich kann ja schlecht den Schornstein verkaufen, um eine Reise in die Toskana zu bezahlen. Und die Miete, die ich dann spare, geht mit Sicherheit für neue Wärmeschutzverordnungen oder die nächste Heizungsanlage drauf. Das verschweigen die Immobilienfans gerne. Wenn man diese Rechnung nüchtern aufmacht, gibt es zumindest bei den aktuellen Immobilienpreisen keinen rationalen Grund für ein Eigenheim. Es ist schlichtweg ein Luxus, für den man bereit sein muss, tief in die Tasche zu greifen. Sinnvolle Kapitalanlagen sehen anders aus.
    Und sollte es tatsächlich zu einer Deflation kommen, sieht es für die Häuslebauer ganz dunkel aus. Der Wert ihrer Häuser fällt, die Einkommen gehen zurück, aber der offene Darlehensbetrag bleibt genauso hoch wie zuvor. Wenn die Immobilienpreise also auch hierzulande deutlich nachgeben, wird es manchem deutschen Häuslebauer ähnlich ergehen wie dem armen Farmer Arbuckle. »Sie wollen 250 000 Euro Anschlussfinanzierung? Ihr Haus ist doch aber nur noch 200 000 Euro wert. Das gehört jetzt leider der Bank, bitte ziehen Sie bis November aus.«
Immobilien? Wenn die Preise wieder in einem vernünftigen Verhältnis zum Volkseinkommen stehen: Ja! Aber bis dahin: Finger weg, es sei denn, Sie gönnen es sich als Luxus und Liebhaberei.
    Noch ein Wort zu den sogenannten REITs. Bei diesem Begriff geht es nicht um Pferde, sondern um eine zumindest in Deutschland relativ neue Form von Immobilienanlage (REIT = Real Estate Investment Trust, zu deutsch: Immobilien-Aktiengesellschaft mit börsennotierten Anteilen). Ich will Sie nicht mit technischen Details langweilen, daher nur die grobe Erklärung: Große Unternehmen in Amerika und zuletzt auch in Europa kamen in den letzten Jahren gemeinsam auf den Gedanken, dass es eine ganz tolle Idee sei, die Immobilien, welche seit Jahrzehnten im Firmenbesitz waren, zu verkaufen. Jahrzehntelang hatten die Firmen ihre Immobilien als Tafelsilber angesehen und eine ordentliche Mietrendite erwirtschaftet. Doch jetzt wurden sie in REITs ausgegliedert, in Unternehmen, die diese Immobilien verwalten und als Aktiengesellschaft Anteile an Anleger verkaufen. Steuerbegünstigt sollten die sein, und tatsächlich hat der Staat – in Europa wie auch in den USA – die REITs mit Steuerbeschlüssen unterstützt. In den USA wurden denn auch viele Anteile verkauft. In Deutschland hat das durch die langsamen Mühlen der Politik – Gott sei Dank – ein paar Jahre gedauert. Und als der »Deutsche REIT« mit viel Tamtam im Jahr 2007 eingeführt werden sollte, kam leider die Immobilienkrise in die Quere, und keiner hatte Interesse daran.
    Um genau zu sein: Es war das Aufkommen dieser REITs, was mich recht früh zu der Überzeugung gebracht hat, dass die Immobilienblase kurz vor dem Platzen steht. Auch hier half der gesunde Menschenverstand: Wenn Unternehmen jahrzehntelang in ihrem Besitz befindliche Immobilien wie einen Schatz hüten und davon profitieren, dann aber alle gleichzeitig auf

Weitere Kostenlose Bücher