Crashkurs
die Idee kommen, diese Immobilien loszuwerden, dann ist doch etwas faul!? Die Argumente »Wir können das Geld besser in unser Kerngeschäft investieren« oder »Der Bürger soll steueroptimiert davon profitieren« sind so grotesk, da rollen sich mir die Fußnägel hoch. Die Jungs haben gerochen, dass die Immobilienblase vor dem Bersten steht, und wollten die Zeitbomben mit staatlicher Unterstützung an den blöden Anleger verticken. 3 Prozent Steuern gespart, aber 50 Prozent Kursverlust. Konnte man ja nicht ahnen. Das ist jetzt aber blöd gelaufen. Fazit: Da hatte der deutsche Michel ausnahmsweise mal Glück, dass unsere Behörden nicht zu den schnellsten gehören und diesen Schrott erst langwierig genehmigen mussten. Sonst hätten Ihnen die Anlageberater dieses tolle neue Produkt binnen kürzester Zeit milliardenfach in die Depots gerieben.
Schulden
Viele Menschen, mit denen ich gesprochen habe, sind der Ansicht, dass die Entwicklung 2008 doch prima war für Leute, die Schulden haben. Da muss ich Sie leider enttäuschen: Genau das Gegenteil ist der Fall. Die letzten Jahre waren für Schuldner eine ausgesprochen angenehme Zeit. Man darf nicht vergessen, dass der US-Staat und die Bundesrepublik ja auch in erster Linie Schuldner sind. Die Schuldzinsen im Hypothekenbereich – also Kredite auf Immobilien – lagen bei etwa 4 Prozent. Die reale Inflation belief sich jedoch auf etwa 9 Prozent, wie wir eingangs untersucht haben. Also ist die Kaufkraft des Geldes, das man zurückzahlen musste, immer stärker gesunken, und dieser Verlust wurde durch die Zinsen nicht aufgewogen. Durch diesen Effekt wollten die USA und auch die Bundesrepublik ihre Schuldenlast erleichtern. Das Problem war aber, dass die Neuverschuldung immer größer wurde und immer neue Kredite aufgenommen wurden.
Schuldner lieben also die Inflation. Das Gegenteil davon, die Deflation, ist die Horrorvorstellung für sie. Da alle Waren und Dienstleistungen billiger werden, Aktien fallen, Immobilien fallen, Löhne und Gehälter gekürzt oder die Beschäftigten gleich entlassen werden, wird das Geld wertvoller. Ein Haarschnitt kostet plötzlich nur noch 10 statt zuvor 20 Euro. Also sind 10 Euro jetzt zwei Haarschnitte wert. Geld wird wertvoller. Entsprechend sind 200 000 Euro, die ich noch an Darlehen zurückzahlen muss, in der Deflation viel schwieriger aufzubringen als in einer normalen Wirtschaftsphase mit leichter Inflation. Die 200 000 Euro sind viel mehr Arbeit und Ware wert als zuvor. Für viele Schuldner wird es unmöglich sein, ihr Darlehen vertragsgemäß zu erfüllen, sei es aufgrund von Arbeitslosigkeit oder zurückgehenden Einnahmen bei den Betrieben. Alle Welt sucht in Deflationszeiten händeringend nach Geld. Also wird alles zu Geld gemacht. Das Einzige, was in Deflationszeiten an Wert gewinnt, ist – das Geld selbst.
Lebensversicherungen
Die Anlage in eine Lebensversicherung wurde über all die Jahre hauptsächlich mit dem steuerlichen Aspekt begründet. Eine Kapitalanlage sollte aber immer bereits ohne steuerliche Sichtweise Sinn machen, sonst ist sie nicht nachhaltig. Und genau dieser Sinn geht mir bei einer Kapital-Lebensversicherung ab. Um offen zu sein: Ich habe selbst eine aus alter Zeit, und auch ich zahle noch immer monatlich meine Beiträge. Aber würde ich wieder eine abschließen? Sicherlich nicht. Denn was machen Lebensversicherungen? Sie investieren mein Geld in Aktien, Immobilien, Fonds und Rentenpapiere. Das alles kann ich auch mit einem Dachfonds machen, wenn ich es nicht selbst steuern will. Aber zuvor zieht die Versicherung erst mal einen schönen Batzen als Provision für den Versicherungsvertreter ab. Dann eine saftige Gebühr für die Verwaltung. Da müssen Sie sich nicht wundern, wenn Sie monatlich Geld einzahlen, aber nach ein oder zwei Jahren noch immer kein Rückkaufwert da ist. Das ganze Geld ging nämlich zunächst für die genannten Posten drauf. Dann kommt noch der Teil weg, der zur Absicherung Ihres Ablebens benötigt wird, falls Sie sich erdreisten, zu früh zu sterben. Die gesetzlich garantierte Mindestrendite liegt bei gerade mal 2,25 Prozent und wird regelmäßig – meist nach unten – angepasst.
Die Entwicklung der Kapitalanlagen, die die Versicherung mit Ihrem Geld tätigt, bleibt Ihnen komplett verborgen. Eine Lebensversicherung ist wie eine Wundertüte, und Sie werden mit großen Augen in diese Tüte mit wenig Inhalt schauen, wenn die Versicherung Ihnen mit 65 Jahren ausgezahlt wird. Aus den
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