CRAZY LOVE - verrückt verliebt (Einführungspreis bis 15.08.12) (German Edition)
jeden Cent, der sich abzwacken ließ, beiseite und träumte von besseren Zeiten, die irgendwann einmal kommen sollten.
Adrianas Mutter lächelte. „Wir waren bisher auch nur in Serbien und Deutschland, nirgendwo sonst. Sergio würde gerne mal nach Neuseeland reisen, stimmt’s Sergio?“
Sergio sah von seinem Teller auf. Unsere Blicke streiften sich kurz, bevor er zu seiner Mutter sah. Ein Zucken ging durch meinen Körper. Ich griff zu meinem Glas und kippte hastig ein paar Schlucke Wasser durch meine Kehle.
„Ich will eigentlich nur mal ganz weit weg, völlig egal wohin“, sagte er und widmete sich wieder seinem Essen.
„Oh, ich will nach New York oder Paris“, warf Adriana fröhlich ein. „Und du, Lexi? Was ist dein Traumziel?“
Ich überlegte, aber konnte mich nicht entscheiden „Ich weiß nicht.“
„Du … weißt … nicht?“ Adriana überbetonte ihre Verwunderung völlig. „Irgendwo wird es doch wohl ein Traumziel für dich geben?“
„Lass sie doch, wenn sie sagt, sie weiß nicht“, wandte Sergio plötzlich ein, sah mich aber nicht an.
Im selben Moment fing Yvo an, nach seinem Nachtisch zu verlangen: „Nachtisch. Jetzt Nachtisch. Mein Nachtisch ist jetzt dran. Mein Nachtisch jetzt. Nachtisch …“ Er sprach mit einer monotonen Stimme ohne Höhen und Tiefen und behielt den Blick weiterhin gesenkt. Sein Verhalten war zweifellos seltsam. Das hatte Adriana wahrscheinlich mit „anders“ gemeint, als sie versuchte, ihn ein wenig zu beschreiben.
„Yvo, iss doch noch ein bisschen mehr, dann gibt’s den Nachtisch“, sagte seine Mutter. Aber Yvo ließ sich nicht umstimmen. „Mein Nachtisch. Jetzt Nachtisch Zeit. Nachtisch ist jetzt dran. Mein Nachtisch … oh oh, es ist Zeit für den Nachtisch.“
„Nein, Yvo, du hast kaum was gegessen. Jetzt gibt’s noch keinen Nachtisch“, insistierte seine Mutter. Adriana machte ein ganz betretenes Gesicht und aß schweigsam weiter. Ich versuchte, möglichst wenig irritiert auszusehen, aber es war nicht leicht.
Alle spürten die Spannung, die sich mit jeder Sekunde aufbaute.
Sergio stand auf und lief zum Kühlschrank. Seine Mutter sah ihm kritisch hinterher. „Nein, Sergio, verdammt, er hat kaum was gegessen. Er kann seinen Nachtisch nicht schon nach drei Bissen haben, Wir müssen uns da durchsetzen!“
Doch Sergio hörte nicht auf sie, öffnete den Kühlschrank und suchte den gewünschten Nachtisch.
„Wir sollen uns durchsetzen, Sergio, weißt du nicht mehr!“ Seine Mutter hatte inzwischen vor lauter Aufregung rote Flecken im Gesicht und am Hals bekommen.
Adriana schaltete sich ein. „Sie hat recht, Sergio, setz dich wieder, du gibst zu schnell nach!“
Doch jetzt wurde Yvo lauter: „NACHTISCH JETZT. MEIN NACHTISCH. JETZT IST DER NACHTISCH DRAN …“
Ich bemerkte, dass ich mich vor Beklommenheit ganz klein gemacht hatte. Mein Puls hatte sich spürbar beschleunigt.
Sergio kramte im Kühlschrank immer noch nach dem Nachtisch, schob die Lebensmittel in den Fächern hin und her und fand einfach nicht, was er suchte.
„Wo ist der Schokoladenpudding? Find ihn nicht. Wo ist er, Mama?“ In Sergios Augen schienen Wut und Sorge zu einem stechenden Blick zu verschmelzen.
„MEIN NACHTISCH. JETZT IST DER NACHTISCH DRAN!!!!“ Yvo schlug jetzt zu seinen Worten die Fäuste rhythmisch gegeneinander.
„Hat jemand von euch den scheiß Pudding etwa gegessen?“ Sergio starrte vorwurfsvoll zu seiner Schwester.
Adriana stand erschrocken auf. „Da muss noch einer sein, Sergio. Es waren zwei da, ich hab einen gegessen, ja, aber einer muss noch da sein …“ Sie eilte zum Kühlschrank.
Sergio machte einen Schritt zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Hier!“ Erleichtert holte Adriana einen Puddingbecher hervor und gab ihn Sergio, der damit sofort zurück an seinen Platz kam. Er streichelte Yvos Kopf immer und immer wieder. „Schscht, ist gut, hier ist er. Er ist da, dein Nachtisch. Yvo, ist gut, er ist da. Zeit für Nachtisch, hier schau mal ...“
Langsam beruhigte sich Yvo, hörte auf zu schreien und die Fäuste gegeneinander zu schlagen.
Nur noch ein letztes Mal flüsterte er: „Es ist Zeit für meinen Nachtisch.“
Sergio drückte ihm den Puddingbecher in eine Hand und streichelte noch einige Male sanft seinen Kopf. Endlich war Yvo ruhig und löffelte zufrieden den Schokoladenpudding. Seine Mutter hatte ihr Besteck weg gelegt und sah nun erschöpft und traurig aus.
„Ich werde mich mal ein bisschen hinlegen“, sagte
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