CRAZY LOVE - verrückt verliebt (Einführungspreis bis 15.08.12) (German Edition)
und Taschentücher. Alles, was ich brauchte, war drin. Zuletzt schwang ich meinen Rucksack auf den Rücken und machte mich auf den Weg.
Adriana wohnte nur ein paar Busstationen von uns entfernt, nahe am Kottbusser Damm in einem fünfstöckigen Altbau.
Das Klingelschild mit dem Namen Lovic stach durch seine besonders schöne Schrift unter all den anderen Schildern hervor. Es musste sich um eine Spezialanfertigung handeln. Als ich den Finger zur Klingel führte, spürte ich eine plötzliche innere Aufregung und zögerte. Ich nahm tief Luft, hielt einen Moment den Atem an und drückte endlich auf den Knopf. Nur wenig später ertönte schon ein Summton an der Haustür, die ich reflexartig aufschob.
Es gab keinen Aufzug. Mit jeder Treppenstufe, die ich nahm pochte mein Herz ein wenig heftiger in meiner Brust. Ich war ganz offensichtlich nervöser, als ich es von mir erwartet hätte. Schließlich kannte ich Adrianas Mutter und ihren jüngeren Bruder noch nicht und kam schon zum Übernachten. Ob sie mich mögen würden? Und dann war da noch Sergio …
Adriana öffnete mir die Tür und fiel mir sofort mit ihrem ganzen Temperament um den Hals. „Hey, Hallo, Lexi, komm rein … ich stell dich mal gleich meiner Mutter vor, sie ist schon ganz neugierig auf dich.“
Etwas verlegen trat ich in die fremde Wohnung ein. Ein würziger Bratenduft zog sogleich in meine Nase. Ich legte meinen Rucksack ab und folgte Adriana, die voraus lief. Gemeinsam betraten wir die Küche, die überraschend groß war. Sie war so geräumig, dass ein rechteckiger Esstisch für sechs Personen noch gut Platz hatte.
„Mama, Lexi ist da“, rief Adriana einer Frau zu, die eigentlich viel zu jung aussah, um ihre Mutter zu sein. Sie war groß und schlank, hatte schwarze, zu einem Pferdeschwanz zusammengebundene Haare und sah aus wie … Adriana.
„Hallo, du bist also die Lexi, willkommen und fühl dich wie zuhause bei uns“, sagte sie freundlich, während sie in einem Topf rührte, aus dem es blubberte und dampfte.
„Danke schön“, antwortete ich erfreut über den netten Empfang. „Kann ich vielleicht etwas helfen?“ Doch Adrianas Mutter schüttelte den Kopf. „Der Hackbraten ist im Ofen, der Gemüseeintopf auf dem Herd, und den Salat hat Janna schon gemacht. Ihr Mädchen könnt also ruhig in Jannas Zimmer gehen, wenn ihr mögt, oder euch ins Wohnzimmer setzen, wie ihr wollt. Ich sag euch Bescheid, wenn der Tisch gedeckt werden soll.“
Adriana zog mich am Arm. „Okay, Mama. Ich zeig Lexi mal die restliche Wohnung!“ Meine anfängliche Nervosität kam mit aller Macht zurück. Wo steckten ihre Brüder?
„Sergio ist noch unterwegs mit Yvo“, sagte Adriana, als hätte sie meine Gedanken gelesen. „Bestimmt sind sie bald zurück.“ Sie schob eine Tür auf und drehte sich zu mir um. „Bad und Toilette …“
Das Wohnzimmer war nicht sehr groß, aber gemütlich. Eine dunkelgrüne Couchgarnitur, die sehr neu - und teuer! - aussah, eine kleine Wandvitrine und ein ziemlich großer Flachbildfernseher stachen als Erstes ins Auge. An den Wänden hingen jede Menge eingerahmter Fotos von erwachsenen Personen und Kindern, teils als Gruppenbild, teils als einzelne Portraits. Auch in der Wandvitrine gab es eine Menge Familienfotos. Ich stellte mich davor und sah mir jedes davon interessiert an. Eins der Fotos zeigte einen etwa fünfjährigen Jungen auf den Schultern eines ziemlich großen und kräftigen Mannes mit dunklen, dichten Haaren und einem dünnen Oberlippenbart. Der Mann trug ein rotes T-Shirt und Jeans, deren Hosenbeine hochgekrempelt waren. Er stand neben einem Felsen an einem menschenleeren Strand. Hinter ihm sah man ein spiegelglattes Meer und einen wunderschönen, dunkelblauen Himmel, der sich bereits ein wenig orange einfärbte.
„Das ist mein Vater … mit Sergio“, sagte Adriana, als sie bemerkte, wie intensiv ich das Foto betrachtete.
„Und wer ist das?“, fragte ich und zeigte auf das kleine eingerahmte Foto eines schmächtigen Jungen, der zusammengekauert auf einer Wiese saß und aussah, als würde er etwas ziemlich Winziges, vielleicht ein Insekt, inspizieren.
„Das ist Yvo … letzten Sommer im Park. Du wirst ihn gleich kennenlernen. Wenn du ihn ansprichst, sprich immer ruhig und … berühr ihn bitte nicht.“ Adriana sah mich unsicher an. „Er ist ein wenig anders“, fügte sie wie entschuldigend hinzu.
Ich nickte. „Klar, kein Problem.“
Sie führte mich zu einer verschlossenen Tür, an dem ein Schild mit der
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