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CRAZY LOVE - verrückt verliebt (Einführungspreis bis 15.08.12) (German Edition)

CRAZY LOVE - verrückt verliebt (Einführungspreis bis 15.08.12) (German Edition)

Titel: CRAZY LOVE - verrückt verliebt (Einführungspreis bis 15.08.12) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Janket
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und Anmeldelisten. Sergio stellte sich vor ihr auf und wartete geduldig, bis sie aufgelegt hatte.
    „Mein Opa wartet auf seine Bücher“, sagte er bestimmt, klopfte mit dem Finger auf die Theke und sah nicht unbedingt freundlich aus. Irritiert nickte ihm Schwester Doreen mit aufgerissenen Augen zu. „Oh, natürlich, Sergio, hab’s nicht vergessen, wollte sie ihm bringen, sobald ihr gegangen seid.“
    Sergio zeigte kurz mit dem Zeigefinger in die Luft. „Sehr gut, danke und Wiedersehen“, brummte er und zog mich mit sich zum Ausgang.
    „Bis bald, dann“, rief uns Schwester Doreen betreten hinterher.
    „Okay, manchmal muss man ein wenig Dampf machen, aber alles in allem ist das Personal ganz zuverlässig“, meinte Sergio, seiner Mimik nach zu urteilen immer noch ein wenig verärgert.
    Wir liefen über den Parkplatz zum Volvo. Unterwegs merkten wir, dass wir uns immer noch an der Hand hielten und ließen im selben Moment im stillen Einvernehmen los
    Mir ging eine Frage durch den Kopf, die ich unbedingt stellen musste: „Wer zahlt denn eigentlich den Aufenthalt deines Opas, Sergio?“ Ich hatte nämlich von meiner Mutter oft gehört, dass Heimaufenthalte teuer waren und manche Familien für die Vollzeitpflege ihrer Angehörigen tief in die Tasche greifen mussten.
    „Ein Teil ist seine Invalidenrente, einen Teil zahlt irgendein Amt und den Rest zahlen Familienangehörige … irgendwie … da kommt das Geld von … ähm … verschiedenen Seiten“, weihte er mich ein, doch mit dieser Information war ich nur noch verwirrter als vorher. Die Familienverhältnisse der Lovic’ blieben für mich ein Rätsel.
    „Von allen Seiten?“
    „Mhm.“ Er hob eine Augenbraue und verzog den Mundwinkel. „Ich weiß …“, sagte er.
    „Du weißt was?“
    „Dass das alles schon wieder … na ja … dubios rüberkommt:“
    „Nur ein bisschen“, lachte ich. „Na gut, mehr als nur ein bisschen.“
    „Stört dich das?“ Er blieb stehen und sah mich unsicher an. Seine Lippen pressten sich angespannt aufeinander.
    Ich schüttelte den Kopf, „Nicht wirklich“, und sah ihm wie gebannt in die Augen, was ein nervöses Kribbeln in meinem Bauch zur Folge hatte.
    „Na, ein Glück!“, sagte er. Er schien erleichtert. „Übrigens …“
    „Ja?“
    „Danke, dass du so super mitgespielt hast da drin.“
    „Oh, gern geschehen.“
    Es fiel mir nicht sehr schwer.
    Das schiefe Grinsen war wieder da. „Steig ein. Ich fahr dich nach Hause.“
    Auf dem Nachhauseweg erzählte er, dass sein Opa 1991 im Kroatienkrieg kämpfen musste, weil er ausgerechnet während des Bürgerkriegs in Jugoslawien eingereist war, um Verwandte zu besuchen und dabei gleich an der Grenze als Wehrdienstpflichtiger abkommandiert worden war. Man habe ihm eine Waffe in die Hand gedrückt und ihn völlig unerwartet mitten in die Gefechte geworfen. Sein Bein sei bei der Explosion einer Landmine zerfetzt worden, als er gerade versuchte, einem verletzten Kameraden zu helfen. Dennoch habe er wahnsinniges Glück gehabt, dass er aus dem Kriegsgebiet herausgeflogen werden konnte. Damit sei sein Kriegseinsatz zwar kurz, aber in jeglicher Hinsicht sehr schmerzhaft gewesen und habe ihm den Lebensmut geraubt.
    Das Thema war zwar bedrückend, aber Sergio schien keine Probleme zu haben, darüber zu reden. Fast hatte ich sogar den Eindruck, dass er reden wollte . Also fragte ich auch nach seiner Oma, da sein Opa erzählt hatte, dass sie im Kindbett gestorben sei.
    „Das stimmt leider“, antwortete er, die Stirn in Falten gelegt, „… wenige Minuten nach der Geburt meines Vaters … Sie war wie mein Großvater erst achtzehn Jahre alt, aber ihr Herz blieb einfach stehen … tja, tragische Geschichte.“
    Wir fuhren eine Weile schweigend, ohne uns dabei unwohl zu fühlen.
    Irgendwann trat Sergio auf die Bremsen und fuhr den Wagen rechts ran. Erst jetzt bemerkte ich, dass wir bereits bei mir angekommen waren. Die Dämmerung hatte den Himmel dunkelblau eingefärbt. Die Luft war zwar kühler geworden, aber immer noch recht schwül.
    „Da wären wir … Danke nochmals für deine Begleitung, Lexi. Man hat es vielleicht nicht gesehen, aber ich weiß, dass wir meinen Opa glücklich gemacht haben.“
    Ich beobachtete wie gebannt seinen Mund, während er sprach, bis ich es merkte und beschämt wegsah.
    Ein merkwürdiger Moment der Stille entstand.
    Voller Sehnsucht starrte ich auf meine Hände, die auf meinem Schoß lagen und keine Anstalten machten, die Autotür zu öffnen.

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