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Credo - Das letzte Geheimnis

Titel: Credo - Das letzte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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zurücksinken, und ihre weichen Brüste drückten sich an ihn. Ihre Hand glitt über sein Hemd, und sie knöpfte es auf, einen Knopf nach dem anderen. Dann schob sie es auseinander, öffnete seine Gürtelschnalle, ihre Küsse wurden tiefer und weicher, als wollten ihre Lippen mit seinen verschmelzen, während die abendlichen Schatten auf dem Wüstenboden immer länger wurden.

36

    Pastor Russ Eddy lenkte seinen Pick-up vorsichtig von der Straße, die sich über die Mesa zog, auf eine Sandsteinnadel zu, hinter der er sein Auto verstecken konnte. Es war eine klare Nacht, der Mond war dreiviertelvoll, und Sterne sprenkelten den Himmel. Der Pick-up schlingerte und ratterte über den kahlen Fels, und bei jedem Holpern dengelte die lose Stoß-stange. Wenn er sich nicht bald das Schweißgerät von der Tankstelle in Blue Gap auslieh, würde die Stoßstange abfallen, aber er schämte sich so, sich ständig Werkzeug von den Navajos zu borgen und ihnen noch mehr Benzin auf Pump abzuschwatzen. Ständig musste er sich daran erinnern, dass er diesen Leuten schließlich das kostbarste aller Geschenke brachte, nämlich die Erlösung – wenn sie es denn nur annehmen wollten.
    Den ganzen Tag lang hatte er an Hazelius gedacht. Je länger er sich die Worte des Mannes angehört hatte, die in seinem Kopf kreisten, desto mehr Verse aus den Ersten Episteln des Johannes schienen auf ihn zuzutreffen:
Ihr habt gehört, dass der Widerchrist kommt … Das ist der Widerchrist, der den Vater und den Sohn leugnet … Und das ist der Geist des Widerchrists …
    Die Erinnerung an Lorenzo, der auf dem Boden lag, stand ihm vor Augen, an die Klümpchen menschlichen Blutes, die nicht im Sand versickern wollten … Er verzog das Gesicht –warum kehrte dieses grauenhafte Bild immer wieder zurück? Mit einem lauten Stöhnen zwang er es, zu verschwinden.
    Er lenkte den Pick-up vorsichtig hinter den Sandsteinfelsen, bis er gut versteckt war. Hustend erstarb der Motor. Er zerrte an der Handbremse und blockierte die Räder zusätzlich mit Steinbrocken. Dann steckte er den Schlüssel in die Tasche, atmete tief durch und machte sich auf den Weg zurück zur Straße. Der Mond schien hell genug, so dass er den Weg auch ohne Taschenlampe gut erkennen konnte.
    Er fühlte mehr denn je, dass dies seine Bestimmung war. Gott hatte ihn berufen, und er hatte
ja
gesagt. Alles, was bisher geschehen war, all die Schwierigkeiten in seinem Leben, waren nur das Vorspiel gewesen. Gott hatte ihn geprüft, und Eddy hatte bestanden. Die letzte Prüfung war Lorenzo gewesen. Gottes Zeichen dafür, dass Er Eddy auf etwas Großes vorbereitete. Etwas Gewaltiges.
    Der Herr hatte ihn auch am Nachmittag in Piñon geführt. Erst ein voller Benzintank – umsonst. Dann ein verirrter Tourist, der den Weg nach Flagstaff suchte und sich mit einer Zehn-Dollar-Note bei Eddy bedankte. Schließlich hatte er in der Tankstelle erfahren, dass Bia den Todesfall beim Isabella-Projekt für einen Mord hielt – nicht Selbstmord, Mord!
    Ein Kojote heulte in der Ferne, ein zweiter antwortete ihm, von noch weiter weg. Das Heulen hörte sich an wie die einsamen, verlorenen Schreie der Verdammten. Eddy erreichte den Rand des Felsenkamms und krabbelte den Pfad ins Nakai Valley hinab. Der dunkle, klobige Umriss des Nakai Rock erhob sich zu seiner Rechten wie ein buckliger Dämon. Unterhalb markierten ein paar verstreute Lichter das Dorf; die Fenster des alten Handelspostens warfen quadratische Lichtflecken in die Dunkelheit.
    Er hielt sich dicht an Felsen und Wacholder und näherte sich langsam dem Handelsposten. Er wusste weder, was ersuchte, noch, wie er es finden sollte. Sein einziger Plan war, auf ein Zeichen von Gott zu warten. Gott würde ihm den Weg zeigen.
    Leise trieb Klaviermusik durch die Wüstennacht. Er erreichte die Talsohle, tastete sich durch die Dunkelheit unter den Pappeln und sprintete dann über den offenen Rasen zur Rückseite des Handelspostens. Durch die alten Holzstämme und die mit Gips verputzten Ritzen konnte er eine gedämpfte Unterhaltung hören. Unendlich vorsichtig schlich er zu einem Fenster und spähte nach drinnen. Ein paar Wissenschaftler saßen um einen Couchtisch und unterhielten sich angeregt, sie schienen beinahe zu streiten. Hazelius spielte Klavier.
    Beim Anblick des Mannes, der der Antichrist selbst sein könnte, spürte Russ eine Woge aus Angst und Wut in sich. Er duckte sich unter das Fenster und versuchte zu hören, was die Leute sagten, doch der Mann spielte so

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