Credo - Das letzte Geheimnis
laut, dass Eddy kaum etwas verstehen konnte. Doch dann, über die Klaviermusik hinweg, durch das doppelt verglaste Fenster, drang ein einziges Wort, gesprochen von einem der Wissenschaftler, hinaus in die kalte Nachtluft, dorthin, wo Eddy sich ins Gras kauerte:
Gott
.
Wieder, von einer anderen Stimme ausgesprochen:
Gott
.
Die Fliegengittertür schlug zu, und zwei Stimmen trieben um die Ecke und drangen an seine Ohren: eine hoch und angespannt, die andere ruhig und bedächtig.
Mit klopfendem Herzen kroch Eddy durch die Dunkelheit bis an die Ecke, die der Eingangstür am nächsten lag. Er lauschte und wagte kaum zu atmen.
»… noch eines, worum ich Sie bitten möchte, Tony – vertraulich, könnte man sagen …« Der Mann senkte die Stimme, so dass Eddy den Rest nicht verstehen konnte, doch er wagte es nicht, näher heranzuschleichen.
»… wir die beiden einzigen Nichtwissenschaftler hier sind …«
Sie spazierten hinaus in die Dunkelheit. Eddy wich zurück, und die Stimmen verklangen. Er konnte die beiden dunklen Gestalten sehen, die langsam die Straße entlanggingen. Er wartete ab, schoss dann über die Straße in den Schutz der Bäume und drückte sich an den knorrigen Stamm einer Pappel.
Luft zog an seinem Gesicht vorbei. Das hätte der Heilige Geist sein können, der sich in eine Brise verwandelte, um die Stimmen der schattenhaften Gestalten zu Eddy zu tragen.
»… dieser möglichen Strafanzeige, aber ich habe mit dem Betrieb von Isabella nichts zu tun.«
Die tiefere Stimme antwortete: »Machen Sie sich bloß nichts vor. Wie ich vorhin sagte – mitgefangen, mitgehangen.«
»Aber ich bin doch nur der Psychologe.«
»Sie waren trotzdem an dem Betrug beteiligt …«
Betrug?
Eddy schlich durch die Dunkelheit zu einem neuen Lauschposten.
»… zum Teufel sind wir da nur reingeraten?«, fragte die leicht schrille Stimme.
Die Antwort war so leise, dass Eddy sie nicht verstand.
»Ich kann einfach nicht glauben, dass der verdammte Computer behauptet, Gott zu sein … Das ist eine Geschichte wie aus einem Science-Fiction-Roman …«
Eine weitere leise Antwort. Um ja nichts zu verpassen, lauschte Eddy so angestrengt, dass er die Luft anhielt.
Die Männer gingen auf die verstreuten Lichtpunkte der Wohnhäuser zu. Eddy huschte wie eine Spinne durch die Dunkelheit, während ihre Unterhaltung mit der launischen Brise mal leiser, mal lauter zu ihm drang.
»… Gott in der Maschine … Wolkonski in den Wahnsinn getrieben …« Das war wieder die hohe Stimme.
»… Zeitverschwendung, jetzt zu spekulieren, was …«, kam die barsche Antwort.
Die Unterhaltung wurde noch leiser fortgesetzt. Es machte Eddy schier verrückt, dass er nichts mehr verstand. Er riskierte es, noch näher heranzuschleichen. Die beiden Männer waren am Ende einer Einfahrt stehengeblieben. Im sanften gelben Licht wirkte der größere von beiden ziemlich ungeduldig, als wolle er den nervösen endlich loswerden. Die Stimmen waren nun deutlicher.
»… ein Zeug von sich gibt, wie kein Gott, von dem ich je gehört habe. Das ist doch ein Haufen New-Age-Mist. ›Die Existenz, das bin ich, der denkt‹ – also, bitte. Und Edelstein schluckt das auch noch. Na ja, er ist Mathematiker – und damit per Definition ein Spinner. Ich meine, der Kerl hält sich Klapperschlangen als Haustiere. …« Die hohe Stimme quakte lauter, als wolle der Sprecher allein dadurch den großen Kerl daran hindern, weiterzugehen.
Der Große trat von einem Fuß auf den anderen, so dass Eddy nun sein Gesicht sehen konnte. Das war der Wachmann.
Mit seiner tiefen Stimme sagte er etwas von »noch eine Runde drehen, ehe ich mich aufs Ohr haue«. Ein Händedruck, und der Schmächtige ging den kurzen Weg zu seinem Haus, während der Wachmann die Straße entlangblickte, erst in die eine, dann in die andere Richtung und schließlich zu dem Pappelwäldchen hinüber, als verschaffe er sich einen Überblick, um zu entscheiden, wo er mit seinem Rundgang beginnen wollte.
Bitte, lieber Gott, bitte
. Eddys Herz schlug so heftig, dass er sein eigenes Blut in seinen Ohren rauschen hörte. Schließlich machte sich der Mann in die entgegengesetzte Richtung auf den Weg. Eddy bewegte sich extrem vorsichtig, um nicht auf herabgefallene Zweige zu treten, schlich langsam durch die Pappeln und tastete sich den dunklen Pfad hinauf aus dem Tal heraus.
Erst auf der Rückfahrt über den Dugway gestattete er sich, zu jubeln und zu schreien vor schwindliger Freude. Er hatte genau das, was
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