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CREEKERS - Thriller (German Edition)

CREEKERS - Thriller (German Edition)

Titel: CREEKERS - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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schluckte, als habe er ein Stück zerbrochenes Glas im Hals.
    »Schau’s dir an, auf eigene Gefahr«, sagte Mullins. »Aber mach mich nicht an, weil ich’s dir zeige. Du hast gefragt.«
    Mit diesen Worten warf Mullins ihm die Akte in den Schoß.
    Phil hatte eine ungute, hässliche Vorahnung. Er weigerte sich, die Anschuldigungen zu glauben, doch seine Hände krochen auf die Mappe zu, als müsste er das Leinentuch von einer nicht identifizierten Leiche auf dem Obduktionstisch ziehen. Er öffnete die Mappe –
    Nein!, war sein einziger Gedanke.
    – und starrte. Sein Gesicht schien wie zu einer reglosen Maske aus Stein erstarrt. Ein kleiner Stapel Schwarz-Weiß-Bilder, 20 mal 25 Zentimeter, zeigte ihm zuerst einige unbekannte Frauen, die das Sallee’s an der Hand verschiedener Freier verließen. Alle waren vulgär gekleidet, trugen hautenge Röcke, glitzernde Blusen und High Heels. Bei einigen handelte es sich eindeutig um nur geringfügig entstellte Creeker, wie er sie auch in der letzten Nacht zu Gesicht bekommen hatte. Als Nächstes kamen ein paar grobkörnige Aufnahmen, offensichtlich mit hochempfindlichem Film und Restlicht-Teleobjektiv aufgenommen.
    Die diskret aufgenommenen Bilder zeigten dieselben Frauen bei verschieden Liebesakten mit grobschlächtigen Kerlen in Jeansjacken. In Pick-ups und frisierten Hot Rods hinter dem Gebäude.
    Einer der Schnappschüsse zeigte eine Creekerfrau – ein Arm war unverkennbar länger als der andere – auf einer der Mülltonnen hinter dem Sallee’s, ihre Beine um einen namenlosen Freier geschlungen. Natters Chrysler Imperial war auf einigen Aufnahmen zu sehen, genau wie Natter selbst, hager und mit zerfurchtem Gesicht, wie er mit verschiedenen Kunden vor dem Eingang des Clubs stand und redete.
    Auf den letzten vier Fotos war Vicki Steele bei der Fellatio in den Kabinen unterschiedlicher Pick-ups zu erkennen. Auf dem letzten zeigte sie ein verruchtes Lächeln, während sie Geld in ihren BH stopfte. Etwas Glänzendes, bei dem es sich eigentlich nur um Sperma handeln konnte, klebte an Bluse und Haaren …
    »Ich hab’s dir gesagt, oder nicht?«, sagte Mullins. Er stopfte sich eine weitere Ladung Tabak in den Mund und spie die Reste in den Pappbecher vor ihm. »Aber du wolltest ja nicht hören. Das ist dein Problem, Phil. Du hörst auf niemanden. Du musst immer alles besser wissen als die anderen.«
    Fick dich , dachte Phil, doch während er die Mappe zuklappte, gestand er sich ein, dass der Chief völlig recht hatte.
    Ich hab nachgehakt und dafür meine Strafe bekommen. Zufrieden, du Arschloch?
    »Jetzt weißt du Bescheid«, sagte Mullins. Sein Bürostuhl ächzte, als er sein beachtliches Gewicht verlagerte. »Die Welt kann ein beschissener Ort sein, was?«
    Phil sagte nichts. Er legte die Akte wieder auf Mullins’ Schreibtisch, das Gesicht zu einer Gipsmaske erstarrt.
    »Geh nach Hause. Schlaf ’ne Runde.«
    Phil erhob sich, als stiege er aus einem Grab. Die Bilder schwärmten vor seinem inneren Auge: das Gesicht im Schritt irgendeines Arschlochs vergraben, Sperma, das wie kleine Schmucksteine in ihrem Haar funkelte, wie die glänzenden Pailletten an ihrer Bluse.
    Eine Hure , dachte er, während er das Revier verließ.
    Ich hab sie verlassen und seitdem verdingt sie sich als Hure in einem Stripschuppen.

ACHT
    ES WAR EIN FASZINIERENDES GERÄUSCH, ein feuchtes, schmieriges Klicken, wie Paketband, das man von einer klebrigen Oberfläche abzog.
    Die Welt schien in seinem Kopf zu summen: Herrlichkeit, Wunder.
    Ein Mischmasch aus Worten schoss wie Querschläger durch seinen Verstand. Meine armen Brüder , dachte er. Ich segne Euch auf Eurem Irrweg. Ich liebe Euc…
    Ona-prei-se!
    Fres-hauter!
    Ona-rett-uns!
    Er sah zu, erfüllt von Verehrung und Glauben. Welche Ehre, dass ihm solche Anblicke zuteil wurden … er fühlte sich berauscht und heiß. Ihm war überschwänglich zumute. Das Fleisch dieser Welt … Mein Gott, wir sind wahrhaft gesegnet …
    Das schmierige, feuchte Geräusch verstummte. Farben glänzten, Kontraste blitzten auf. Es war so wunderschön! Rot lief über Weiß.
    Seine Augen wandten sich dem Fenster zu, sahen zum Himmel hinauf.
    Und das feuchte Geräusch drang weiter in seine Ohren.
    Bald , dachte der Reverend. Sein Herz brannte wie glühende Kohlen, glühte vor unbändiger Liebe, ein heißer, glühender Barren geschmolzener Wahrheit.
    Ja. Bald ist es wieder so weit …
    Er war wieder ein kleiner Junge. Insekten umschwirrten sein Gesicht. Manche stachen ihn.

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