CREEKERS - Thriller (German Edition)
ohne auf eine heiße Spur zu stoßen, die auf einen Drogenring in Crick City hinwies. Doch nun, buchstäblich über Nacht, hatte er Eagle Peters mit einer Verbindung zu PCP, einen Vermissten namens Orndorf und eine Leiche namens Rhodes, die beide ebenfalls mit dem Zeug zu tun hatten. Diesen Aspekt der Polizeiarbeit – spontane Zufallstreffer – kannte er ebenfalls nur zu gut. Pures Glück war immer noch der verlässlichste Freund eines jeden Polizisten.
»Vergiss unsere Verabredung morgen nicht«, erinnerte Susan ihn, als sie vor dem Gästehaus von Old Lady Crane aus dem Wagen stiegen.
Machst du Witze? Eher würde er seinen Namen vergessen. »Ich weiß, die Hölle kennt keinen größeren Zorn als den einer verschmähten Leitstelle.«
»Bis heut’ Abend bei der Arbeit«, sagte sie und hüpfte die alten, mit Teppich bedeckten Stufen hinauf.
Phil lächelte trotz seiner Müdigkeit und schlappte den Flur zu seinem eigenen Zimmer hinunter. Er fühlte eine Art betäubter Euphorie; er hatte schon seit längerer Zeit kein echtes ›Date‹ mehr gehabt. Was ihm noch mehr gefiel, war die wachsende Zuneigung, die er für Susan entwickelte. Die Sache entwickelte sich ganz einfach und ehrlich, was nicht nur an ihrer körperlichen Anziehungskraft lag – auch wenn sie ihm jeden Tag schöner vorkam, ihre Augen blauer, ihr Haar seidiger, ihre Figur verführerischer – sondern auch an ihrer Persönlichkeit. Er mochte mehr Dinge an ihr, als er aufzählen konnte, und sie mochte ihn offensichtlich auch. Ich muss irgendetwas richtig machen , gestand er sich zu. Warum sollte sie mit mir ausgehen wollen, wenn sie nicht davon überzeugt wäre, dass ich ein guter Kerl bin?
Doch in diesem Moment war er einfach nur hundemüde. Nachtschichten hatten seinen Stoffwechsel schon immer durcheinandergebracht und heute kam er dank der unvermeidlich gewesenen Überstunden deutlich später ins Bett, als er es gewohnt war. Die schlichte Aussicht auf Schlaf war ihm nie verlockender erschienen, als er seine Tür abschloss und sich auszog.
Er hatte nur einen einzigen Wunsch.
Keine Träume heute, Sandmännchen, okay? Keine Albträume.
Die Träume verfolgten ihn unterschwellig. Es schien, als trage sein Geist ihn, sobald er wegdämmerte, zurück auf diese Nebenstraße seiner Kindheit. Es wirkte stets wie ein grobkörniger, schlecht belichteter Film: Sein zehnjähriges Selbst wanderte durch die schwüle Luft der von Schlingpflanzen durchzogenen Wälder. Das kleine Creekermädchen, hübsch trotz ihrer Entstellungen, verschwand im Licht der brennenden Sonne. Der Hügel, umzingelt von sterbendem Gras so hoch wie er selbst, und auf dem Hügel stand …
Das Haus.
Jesses …
Das Haus und seine kaputten, schmalen Fenster in den getünchten Holzwänden. Fenster wie Augen, die direkt in das pochende Herz des Albtraums hineinstarrten …
Er hängte seinen Waffengurt in den Schrank, nahm seine Dienstmarke ab und zog sein Hemd aus. Gerade eben war er noch guter Laune gewesen – die hatte es ihm jetzt gründlich verdorben. Der Albtraum gärte in ihm, selbst wenn er wach war. Er sabotierte ihn. Warum blieb er so besessen von seinen Erinnerungen? Das Ganze war mehr als 20 Jahre her, wenn es sich überhaupt wirklich ereignet hatte.
Ich sollte zum Seelenklempner gehen , überlegte er. Es war nicht wirklich ein Scherz. Der Albtraum bedrückte ihn, ergriff von seinem Schlaf Besitz und knabberte an seinen wachen Gedanken wie eine demente Dohlengrackel mit nadelspitzem Schnabel, die sich an köstlichen Würmern gütlich tat. Es war inzwischen so schlimm, dass er trotz aller Erschöpfung regelrecht Angst hatte, zu Bett zu gehen. Denn er wusste, dass dieses Gespenst darauf lauerte, sich an seinen Erinnerungen zu laben, den messerscharfen Abbildern der Dinge, die er in dem Haus gesehen zu haben glaubte …
Herr im Himmel, kannst du nicht aufhören, an diese Scheiße zu denken! , schrie er sich selbst an. Was zur Hölle stimmt nicht mit dir, du hoffnungsloser Fall?
Inmitten dieser wütenden Gedanken ertönte das leise Klopfen von Fingerknöcheln an seiner Tür. Sein Verstand war so durcheinander, dass er zuerst nicht einmal wusste, wer es sein konnte. Susan vielleicht. Möglicherweise hatte sie vergessen, ihm etwas zu sagen. Oder seine Vermieterin, vielleicht auch Mullins. Doch als er die Tür öffnete, erkannte er in dumpfem Erschrecken, dass es keiner von ihnen war.
»Hallo Phil«, sagte die leise und ein bisschen sinnliche Stimme. Ein bisschen sinnlich, ja, aber
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