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Crescendo

Crescendo

Titel: Crescendo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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überschüttet. Sobald eine Pause eintrat, stellte er sich vor und erklärte, welche Informationen er brauchte. Er musste sein Anliegen einige Male wiederholen, bis Pete Trewellin ihn verstanden hatte und ihm eine genaue Wegbeschreibung gab, gespickt mit den typischen Erklärungen eines Ortskundigen: »Kurz vor der Weißbuche, in die vor drei Jahren der Blitz eingeschlagen hat, müssen Sie rechts abbiegen« … Schließlich glaubte Fenwick, genug zu wissen, um die Farm finden zu können.
    Sie lag über zwölf Meilen weit weg, nicht acht, und er konnte sich nicht vorstellen, dass Smith sich zu Fuß auf den Weg gemacht hatte. Vielleicht war er ja wirklich noch im Ort, aber darauf konnte er sich nicht verlassen. Er stapfte den Berg hinauf und ging zum Parkplatz zurück.
    MacIntyre sah ihn undurchdringlich an und zögerte.
    »… Ich habe einen Anruf aus Telford bekommen. Sie haben den See abgesucht. Constable Knots …«
    »Mein Gott.« Fenwick schnaufte, besann sich aber sofort. Für Knotty konnte er nichts mehr tun. »Ich weiß, wo die Farm liegt.«
    Er bekam zwei Männer und einen Streifenwagen, und sie brausten sofort los.
     
    Im Pub unten im Ort trank Tremayne seinen zweiten Brandy, seit der Polizist gegangen war, und atmete tief durch, um seine Nerven zu beruhigen, doch ohne Erfolg. Er hatte der Polizei nicht alles gesagt, das hatte noch kein Tremayne je getan, aber er hatte mehr als genug ausgeplaudert. Bei dem Gedanken bekam er Herzrasen.
    Auch das zweite Glas war jetzt leer, und er goss sich noch einmal ordentlich nach. Natürlich hatte er die Gesichter auf den Fotos wieder erkannt, genau wie er Lulus Bastard sofort wieder erkannt hatte, als die Frau hereinspaziert kam. Die Ähnlichkeit mit ihrer Mutter war unheimlich. Jeder, der in den Siebzigerjahren hier im Ort jung gewesen war, wusste, wo die Nightingales wohnten. Manche waren sogar selbst dort gewesen, und obwohl jeder stets beteuert hatte, dass die Geschichten von angeblichen Ausschweifungen nicht mehr waren als Gerüchte, hatte das Gerede nicht aufgehört.
    Daher hatte er nicht lange gezögert, als dieser Smith einen schönen glatten Fünfzig-Pfund-Schein aus dem Portemonnaie gezogen und ihn um eine Wegbeschreibung gebeten hatte. Bei der Erinnerung daran stieg ihm ein galliger Geschmack in die Kehle, doch er würgte ihn herunter, spülte dann mit dem letzten Rest Brandy nach. Ihm machte nicht ein schlechtes Gewissen zu schaffen, sondern die Erkenntnis, dass er möglicherweise mit drinsteckte, falls irgendwas passierte. Er spielte die verschiedenen Möglichkeiten durch, die Frau tot, Smith geflohen oder Smith geschnappt, die Frau am Leben. Eigentlich konnte ihm nicht viel passieren, solange Smith den Mund hielt. Und wenn er doch redete, würde er einfach alles abstreiten. Am meisten Sorgen bereitete ihm jedoch die Vorstellung, dass Smith fliehen könnte, um sich an ihm zu rächen. Es war unwahrscheinlich, aber immer noch beängstigender als jede Drohung der Polizei. Seine Hand griff nach der Flasche und dem Baseballschläger, den er immer unter der Theke versteckt hielt, dann stieg er auf wackeligen Beinen die Treppe hinauf.

Kapitel dreiunddreißig
    Nightingale erwachte von den Geräuschen des Hauses bei Nacht: das Klappern einer losen Regenrinne, das Huschen von Mäusen auf dem Dachboden, das Flattern einer Fledermaus vor dem Fenster. Es waren eigentlich gewohnte Geräusche, was hatte sie also aufgeweckt? Dann kam der Schrei einer Füchsin, kurz und verängstigt.
    Sie hatte keine Vorhänge an den Fenstern, und das einfallende Mondlicht war so hell, dass sie an ihrer Armbanduhr die Uhrzeit ablesen konnte: fast eins, eine ungesunde Zeit, um wach zu werden. Sie versuchte, wieder einzuschlafen, genoss das schwache Ziehen in den Waden, von dem Waldlauf, den sie am Nachmittag gemacht hatte. Die Minuten verstrichen, und doch wollte der Schlaf nicht wiederkommen. Sie merkte, dass sie zur Toilette musste, jedenfalls fast. Vielleicht war das der Störfaktor. Als sie barfuß über den oberen Flur ging, die Stufen hinauf und hinunter, die die verschiedenen Ebenen des Hauses ausglichen, hörte sie ein Rascheln, als ginge da draußen etwas durchs hohe Gras. Dachse und Füchse waren nachts im Wald unterwegs, deshalb war sie nicht verängstigt, eher neugierig.
    Das Geräusch hörte auf. Als sie nach draußen blickte, zerschnitten die silbrigen und schwarzen Streifen Mondlicht, die durch die Bäume fielen, den vertrauten Anblick in eine Art optisches Puzzle, in dem

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